Hagen. Über 8000 Kilometer müssen 14 Jungen und Mädchen aus Hagen fliegen, um am Schüleraustausch ihres Gymnasiums teilzunehmen.

Für 14 Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) in Hagen beginnt am Dienstag das Schulabenteuer ihres Lebens. Gemeinsam mit ihren Lehrern Nicola Regener und Tobit Schneider fliegen sie auf die andere Seite der Erdhalbkugel. Namibia ist das Ziel der Hagener. „Ich freue mich und hoffe, dass wir als Gruppe durch diese Reise weiter zusammenwachsen“, ist bei Anna Meierling (16) schon das Reisefieber ausgebrochen.

Seit elf Jahren existiert mittlerweile der Schüleraustausch zwischen dem THG und dem Privat Windhoek Gymnasium in der namibischen Hauptstadt. Es ist sicherlich eine der exotischsten und exklusivsten Schulpartnerschaften auf der Welt. „Es bedeutet aber auch viel Verantwortung“, sagt Tobit Schneider, der den sozialen Aspekt der Reise betont.

Tatsächlich profitieren nicht nur die Schüler aus Hagen und Windhoek, die bei ihren gegenseitigen Besuchen reich mit Eindrücken und Lebenserfahrung beschenkt werden, von dem Projekt. Vor allem die Kinder der St. Barnabas Primary School im Township Katutura (wörtlich: „Der Ort, am dem wir nicht leben wollen“) werden von der Namibia AG des Hagener Gymnasiums tatkräftig unterstützt. Die THG-Schüler werden auch bei der bevorstehenden Reise wieder die Schule in der Blechhüttensiedlung besuchen und zwei gemeinsame Tage mit den Grundschülern verbringen.

Sechste Schülergruppe seit 2012

Durch Spenden aus Hagen konnten in der Vergangenheit bereits eine überdachte Schulcafeteria, Sportequipment sowie eine Basketballanlage für die Förderschule in Katutura errichtet werden. Diesmal dürfen sich die Lehrer der Förderschule über einen neuen Schulkopierer freuen, außerdem haben die THG-Schülerinnen und Schüler 100 mit Schreibmaterialien gefüllte Rucksäcke für die Kinder im Gepäck. „Den Kindern aus dem Township fehlt es an Essenziellem“, berichtet Schneider. Einer der Hauptsponsoren ist in diesem Jahr die Hagener Firma Edelstähle Vogelsang um Inhaber Hans Tölle, der 3000 Euro gespendet hat.

Es ist seit 2012 die sechste Reise einer THG-Schülergruppe ins über 8000 Kilometer entfernte Namibia. Schüler und Lehrer starten am Dienstagnachmittag mit dem Zug vom Hauptbahnhof Hagen nach Frankfurt, von wo aus um 22 Uhr der gut zehnstündige Flug nach Windhoek beginnt. Die Zeitverschiebung beträgt lediglich eine Stunde, so dass ein Jetlag nicht zu befürchten ist.

Letztmalig war das THG im Jahr 2020 im südwestlichen Afrika, in den Folgejahren machte das Coronavirus dem Austausch einen Strich durch die Rechnung. Die 14 Schülerinnen und Schüler, denen die im vergangenen Jahr geplante Reise verwehrt blieb, nutzten die Zeit, um Referate über das Land zu halten und sich beim Spendensammeln zu engagieren.

Warme Mahlzeit für bedürftige Kinder

In Kooperation mit der Basketball Artist School (BAS), einer gemeinnützigen Freizeiteinrichtung, die bedürftigen Schulkindern eine warme Mahlzeit bietet, sie bei den Hausaufgaben betreut und systematisches Basketballtraining anbietet, wurden 60 neue Rucksäcke mit weiterem Equipment nach Namibia geschickt.

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Mit einem Jahr Verspätung macht sich die THG-Equipe nun selbst auf den Weg nach Windhoek. „Meine Schwester hat 2018 am Austausch teilgenommen und mir begeistert von Namibia berichtet“, erzählt Anna Meierling, deren Spannung zuletzt von Tag zu Tag gewachsen ist: „Ich freue mich auf die Landschaft, aber auch auf die Arbeit an dem sozialen Projekt.“

Auch Bodo Sonnenschein fliegt mit

Mit auf die Reise gehen wird auch wieder der ehemalige Sportlehrer Bodo Sonnenschein, der den Austausch mit der Schule in Windhoek seinerzeit ins Leben rief. Der pensionierte Pädagoge lässt es sich nicht nehmen, vor Ort zu erleben, was aus seinem Projekt geworden ist.

Die Hagener sind zudem gespannt auf die gastgebenden Familien und deren Bräuche und Hobbies, freuen sich aber auch auf die fremdartige Flora und Fauna in der Sonne Afrikas.