Hagen. .

Täglich strahlend blauer Himmel, 22 bis 26 Grad warm, ein leichter Wind – und das, obwohl in der südlichen Hemisphäre derzeit Winter herrscht. Die zweiwöchige Namibia-Reise war für die Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums aber nicht nur aus meteorologischer Sicht ein Gewinn. „Man konnte förmlich dabei zusehen, wie die Jugendlichen erfahrener und erwachsener wurden“, berichtet Sportlehrer Bodo Sonnenschein, der die Gruppe mit seiner Kollegin Barbara Hahn begleitete.

Grund für den Reifeprozess waren die krassen Lebensverhältnisse, mit denen die Hagener Schüler in dem südafrikanischen Land, 8300 Kilometer Luftlinie von Deutschland entfernt, konfrontiert wurden. Das Leben am Partner-Gymnasium in der Hauptstadt Windhuk und in den Gastfamilien spielte sich vorwiegend hinter Stacheldraht und Elektrozaun ab.

Folgen der Apartheid sind noch heute zu spüren

Denn wer in Namibia auch nur einigermaßen wohlhabend ist, grenzt sich ab von den bettelarmen Menschen in den Elendsquartieren. „Wie gut wir es doch eigentlich haben, haben wir bei einem Besuch des Armenviertels Catatura festgestellt“, so Lena Buschak­ (15) aus der 9b. „Die mangelnden hygienischen Zustände und wie die Häuser aussehen, die meist von den Familien selbst gebaut werden . . .“

Von einer offenen Kultur wie in Deutschland, von Respekt vor Minderheiten und freiheitlichem Denken kann in Namibia keine Rede sein. Die weißen Gastgeber wollten nicht glauben, dass mit Jerome Boateng ein dunkelhäutiger Kicker in der deutschen Fußballnationalelf spielt.

Dass die Folgen der Apartheid noch heute spürbar sind, machte die THG-Schüler ebenso betroffen wie umgekehrt die Tatsache, dass die schwarze Elite hohe Regierungs- und Staatsämter für sich reklamiert. „All diese Erlebnisse haben unsere Jugendlichen nachdenklich gemacht“, so Sonnenschein. „Das war für mich der eigentliche Gewinn der Reise.“

Schüler aus Windhuk kommen zum Gegenbesuch

In der Partnerschule mussten die Besucher aus Hagen vor 900 Zuhörern in Englisch Rede und Antwort stehen – auch das sicherlich ein prägendes Erlebnis. „Zudem haben wir eine neue Sprache kennen gelernt – Afrikaans“, erzählt Lena. Ungewohnt war die in der Schule herrschende Disziplin, wo die Lehrer die Schüler auf zu lange Haare oder Flecken in der Kleidung aufmerksam machten.

Nach einer Woche in den Gastfamilien machte sich die Hagener Reisegruppe auf zu einer Rundfahrt durch das herrliche Land und besichtigte die berühmten Dünen an der Atlantikküste, die Walfischbucht, Swakopmund und Omaruru. Auch viele der wilden Tiere, für die Afrika so bekannt ist, bekamen die Schüler zu sehen: Schakale, Antilopen, Strauße, Geparde, Giraffen und Nashörner. „Und abends ging die Sonne in wunderschönen Farbkombinationen unter“, schwärmt Lena Buschak. Im nächsten Jahr Jahr werden Schüler aus Windhuk zum sicherlich ebenso spannenden Gegenbesuch erwartet.