Hagen. Eigentlich wollten Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Hagen im Februar nach Namibia fliegen. Wegen Corona wird daraus nichts.

Als im Februar 2020 die letzte Delegation des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) aus Hagen zu Gast bei ihren Partnerschulen im fernen Namibia war, konnte niemand ahnen, welches Ausmaß das im chinesischen Wuhan erstmals aufgetretene Corona-Virus haben würde.

Doch nur einen Monat später wurde der mit zahlreichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens verbundene erste Lockdown in Deutschland verhängt. „Da wurde uns allen bewusst, welch Glück die Delegation hatte, noch eine solch reibungslose Reise erlebt zu haben“, erinnert sich Tobit Schneider, der den Austausch gemeinsam mit anderen Lehrerkollegen organisiert. Selbstredend sind seitdem auch keine Austauschschüler mehr in Namibia bzw. namibianische Schüler in Hagen gewesen.

Familien beklagen Todesfälle

Eigentlich war geplant, dass Gymnasiasten aus dem südwestafrikanischen Land im Mai dieses Jahres das THG besuchen würden. „Dieses Vorhaben ist dem Corona-Virus zum Opfer gefallen“, so Schneider.

Nicht nur das. Während in Deutschland zum Sommer hin die dritte Corona-Welle abebbte, spitzte sich die Lage auf der Südhalbkugel zu. Nahezu jede namibische Familie beklagte innerhalb der Familie Verluste von Angehörigen, hat Schneider in Erfahrung gebracht. Und auch die Wirtschaft in Namibia sei eingebrochen.

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Jeanie Reabie, Lehrerin des Winhoek-Gymnasiums, der Partnerschule des THG, beklagte gegenüber Schneider, dass die Leute in der Hauptstadt Namibias einfach sterben würden, zudem sei die erste Impfrunde gestoppt worden. Auch die Schüler der St. Barnabas Primary School (BAS), die vom THG unterstützt wird, habe es hart getroffen. Das habe man ihnen sogar ansehen können, so Schneider: „Sie gingen mit zerrissenen Hosen und Rucksäcken zur Schule und konnten sich keine Stifte und weiteres Equipment mehr leisten.“

Geplante Reise erscheint unrealistisch

In Hagen formierte sich zwar planmäßig die neue Namibia AG für die nächsten zwei Jahre, doch die ins Auge gefasste Reise im Februar 2022 scheint unter den vorherrschenden Bedingungen unrealistisch. Also sah das Lehrerteam zu, den Hilferufen aus Namibia zu folgen.

In Kooperation mit der Basketball Artist School (BAS), einer gemeinnützigen Freizeiteinrichtung, die bedürftigen Schulkindern eine warme Mahlzeit bietet, sie bei den Hausaufgaben betreut und systematisches Basketballtraining anbietet, wurden 60 neue Rucksäcke mit weiterem Equipment übergeben: „Und noch viel bedeutungsvoller ist, dass die Corona-Welle in Namibia zum europäischen Winter hin verflachte und die BAS mit einigen Trainern bereits ein erstes Sportfest auf der Basketballanlage stattfinden lassen konnte“, berichtet Tobit Schneider.

Hoffnung ruht auf 2023

Ein zweites Fest sei bereits in Planung. Im Rahmen dieser Feste schaut die Artist School zudem auf talentierte, förderbedürftige Kinder und stattet sie mit einem Stipendium für ihre Einrichtung aus. Auch in Hagen schaut man trotz der aktuellen Welle wieder nach vorne und hofft, den geplanten Trip möglichst im Februar 2023 nachholen zu können.

Vor zehn Jahren erstmals Schüler in Namibia

Die Namibia-AG, die ein Schüleraustauschprogramm mit dem Private Windhoek Gymnasium verfolgt und die St. Barnabas Primary School in dem südwestafrikanischen Staat unterstützt, hat sich am Theodor-Heuss-Gymnasium in Hagen inzwischen etabliert.

2012 weilte erstmals eine Schülergruppe um den damaligen Sportlehrer Bodo Sonnenschein und seine Kollegin Barbara Hahn in Namibia. Mittlerweile waren fünf Delegationen in der Hauptstadt Windhoek zu Gast.

Beim letzten Besuch im Februar 2020 waren 20 Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums vor Ort in Windhoek. Sie halfen mit, einen neuen Freizeitplatz auf dem Schulhof der St. Barnabas Primary School zu erreichten. Dass die Anlage gebaut werden konnte, sei vor allem den Verantwortlichen der Basketball Artist School, Frank Albin und Malakia Matias, zu verdanken gewesen, berichtet Lehrer Schneider: „Besonders kurz war der Draht aber zu unserer ehemaligen Schülerin Paula Thurn, die dort ihren Freiwilligendienst absolvierte.“

So konnte das THG mit der BAS einen neuen Partner gewinnen.