Hagen. Wegen der Pandemie stand der Ski-Verleih von Bodo Sonnenschein kurz vor dem Aus. In dieser Saison läuft das Geschäft so gut wie lange nicht mehr
Wenn Bodo Sonnenschein auf seinen Skikeller angesprochen wird, denkt er erstmal an Goethe. „Die Geister, die ich rief, die werd ich nicht mehr los“, zitiert er angelehnt an die Worte aus Goethes „Zauberlehrling“. Nur ist es kein Besen, der bei Bodo Sonnenschein ein Eigenleben entwickelt hat, sondern ein Verleih für Skier. Der pensionierte Sportlehrer führt durch seinen Laden, der fast versteckt in einem Hinterhof an der Färberstraße liegt. Hinter der Fassade stapeln sich Skischuhe, einen Raum weiter lagern die Skier. An vielen davon hängen Zettel. Der Laden brummt.
Kein Geschäft im Lockdown
Doch das war bis vor wenigen Monaten anders: Wegen Corona war er kurz davor, seinen Laden zu schließen. Die Skigebiete waren im Lockdown, die Lifte außer Betrieb und die Skifreizeiten an Schulen ausgefallen. Entsprechend kam kein Geld rein, während die Kosten für den Laden weiterliefen. Allein die Wartung des Maschinenparks, mit denen er Skier aufbereitet, koste mehrere tausend Euro pro Jahr, sagt Sonnenschein. „Ohne die staatlichen Corona-Hilfen hätten wir es nicht geschafft.“
Große Nachfrage
Doch diesen Winter ist in seinem Keller von Tristesse keine Spur. „Über Weihnachten hatten wir fast alle Skier verliehen“, erlebt Sonnenschein einen Andrang wie selten zuvor. Zum ersten Mal in 30 Jahren habe er seinen Verleih deshalb auch zwischen den Jahren geöffnet. „Die Leute sind hungrig, die wollen raus.“ Viele Familien rüsten sich bei ihm für den Skiurlaub.
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Anfänge im Theodor-Heuss-Gymnasium
Dabei macht „Bodos Skikeller“ kaum Werbung. Vielmehr ist es die Mund-zu-Mund-Propaganda, auf die er seit Jahren setzt. Und für einen Plausch sei er auch immer zu haben. Es geht familiär zu, auch weil Sonnenschein viele Kunden seit Jahren kennt: denn es sind ehemalige Schüler. Zeit seines Arbeitslebens war er Sportlehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium. Im Keller der Schule hat er vor 30 Jahren sein Ski-Lager aufgebaut. „Die Klassen sind in die Skifreizeiten gefahren und dafür brauchte es Ausrüstung“, erzählt der 69-Jährige. „In den Skigebieten selbst haben wir aber oft sehr schlechtes Material bekommen.“
Großer Lagerbestand
Und so sammelte er Skier für die Schulklassen zusammen. Mit dabei ein Referendar als Geschäftspartner. Jeder habe damals 1000 Mark aus der eigenen Tasche in dieses Unterfangen gesteckt. Eine Investition, die sich lohnte: Mit den Jahren wuchs das Lager, mehr Skier kamen dazu, mehr Schulen wurden ausgestattet. Schülerinnen und Schüler haben in dem Verleih gejobbt, um nebenbei Geld zu verdienen. Als der Referendar und Geschäftspartner beruflich seiner Wege ging und das THG verließ, hat Bodo Sonnenschein alleine weitergemacht. Und aus Schülern wurden Berufstätige, die ihre Skier weiter bei ihm ausliehen oder zusätzlich gleich die eigene Familie mitbrachten.
Verleih an der Färberstraße
„Bodos Skikeller“ zog mehrfach um und ist seit ein paar Jahren an der Färberstraße zu finden. Seine Historie hat er mitgenommen – und die erzählt auch von der Historie des Skifahrens: Denn der Tresen in seinem Verleih ist aus Skiern gezimmert, die so heute kaum noch verkauft werden: kerzengerade Latten, die altbacken wirken gegenüber einem modernen Ski mit Taille. Als dieser „Carving-Ski“ den Markt eroberte – an die Zeit kann sich Bodo Sonnenschein noch gut erinnern. „Ich konnte die alten Skier in den Müll schmeißen. Da habe ich Tränen geheult.“ Ein paar der alten Skier hat er aber behalten, und daraus unter anderem besagten Verkaufstresen gemacht.
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Viele Skifreizeiten abgesagt
Während private Skiurlaube aktuell für gute Geschäfte sorgen, beobachte er jedoch mit Sorge, dass wie schon im letzten Corona-Winter mehrere Schulen ihre Skifreizeit abgesagt haben. Er schüttelt den Kopf. „Dabei ist das so wichtig für die Kinder. Die müssen wieder raus.“ Er hoffe, dass an den Schulen bald wieder Normalität einkehrt.
Laufende Kosten
Vor ein paar Jahren ist Sonnenschein in den Ruhestand gegangen. Wie lange der Ruheständler seinen Skikeller noch fortführt, da will er sich nicht festlegen. Manchmal blitzt Freude auf, wenn er über den Beginn der Skisaison spricht und es ihm wieder „in den Fingern kribbelt“. Dann ändert sich der Ton und er spricht davon, wie der Verleih immer mehr zu einem arbeitsintensiven Betrieb geworden ist – mit laufenden Kosten, Mitarbeitern et cetera. Aber: „Die Geister, die ich rief, die werd ich nicht mehr los.“
Skisaison im Sauerland
Derzeit herrscht Hochbetrieb auf den Skipisten im Sauerland. Mit 32 Zentimetern Naturschnee meldete der Kahle Asten bei Winterberg am 21. Januar die bisher größte Schneehöhe des Winters. Für das Wochenende erwarten die Regionen wieder viele Tagestouristen.