Hagen. Corona hat Wikinger Reisen aus Hagen bis ins Mark erschüttert. Doch nun geht es wieder aufwärts. Sogar neues Personal muss eingestellt werden.
Gut 47.000 Gäste – 120 Prozent mehr als im Vorjahr – und ein Umsatzplus von 180 Prozent auf knapp 80 Millionen Euro. „Die steinigste Etappe haben wir hoffentlich hinter uns. Mit dem gerade ausgelaufenen Geschäftsjahr sind wir zufrieden“, resümiert Daniel Kraus, geschäftsführender Gesellschafter von Wikinger Reisen in Hagen.
Zum Rekordergebnis von 2019, dem letzten Jahr der Vor-Corona-Zeit, fehlen dem Wander- und Radspezialisten aus Haspe allerdings noch rund 30 Prozent. Aber es geht aufwärts: Europaziele haben sich stark erholt, der Fernreisebereich entwickelt sich auch, allerdings deutlich langsamer. Die Perspektiven seien schwer einschätzbar, sagt Kraus: „Wir planen vorsichtig mit einem Umsatzziel auf diesjährigem Niveau.“
Deutschland-Reisen boomen
Trotz Flugchaos, Krieg, Corona und massiven Fachkräftemangels nimmt das Wikinger-Schiff wieder Fahrt auf. Die Route stimmt, aber das kommende Reiseklima ist ungewiss: „Wir alle sehen dunkle Wolken“, so Daniel Kraus. „Niemand kann die Energiekosten seriös vorhersagen. Und schon gar nicht die damit verbundenen Folgen für den Tourismus. Zumal die Preise bei vielen Zielen um bis zu 15 Prozent steigen.“
Doch die Krisen haben die Reisebranche möglicherweise nachhaltig verändert, jedenfalls zeigt sich bei Wikinger ein deutlicher Trend. „Die Zahl der Reisen innerhalb von Deutschland ist durch die Decke gegangen“, berichtet Kraus.
Urlauber erkranken während der Reise
Nicht nur Corona, auch das wochenlange Chaos an diversen Flughäfen hat offenbar viele Reisende davon abgehalten, in einen Flieger zu steigen und stattdessen das Bewusstsein, dass man auch in Deutschland wunderschöne Urlaubstage verbringen kann, reifen lassen. „In diesem Bereich haben wir sogar mehr Umsatz zu verzeichnen als 2019.“
Dennoch hat das Virus dem Hasper Unternehmer zu schaffen gemacht. Mehrere tausend Wikinger-Gäste seien während ihres Urlaubs an Corona erkrankt und hätten isoliert werde müssen, berichtet Kraus. Gott sei Dank habe sich nicht ein schwerer Fall darunter befunden. Zudem hätten die meisten Urlauber eine Corona-Versicherung besessen: „Und den Abschluss einer solchen Versicherung können wir auch nur dringend empfehlen.“
Unternehmen sucht händeringend Nachwuchspersonal
Angesichts der Verwerfungen durch Corona hätten die Reiseleiter einen hervorragenden Job gemacht. Allerdings hätten die Pandemie und die vielen stornierten Flüge zu einer starken Arbeitsbelastung der Belegschaft in Haspe geführt, manche Buchungsvorgänge hätten bis zu fünfmal angefasst und geändert werden müssen.
Dem gestiegenen Arbeitsaufkommen begegnet das Unternehmen, das am Beginn der Pandemie im März 2020 rund 70 Beschäftigten und damit fast der Hälfte der Belegschaft kündigte, mit Neueinstellungen. Allerdings traue er sich kaum zu sagen, dass es derzeit lediglich drei Auszubildende gebe: „Früher hatten wir bis zu 17.“ Der Nachwuchsmangel ist der Tatsache geschuldet, dass es – wie in vielen anderen Branchen auch – an geeigneten Bewerbern mangelt: „Wir suchen händeringend nach Personal“, so Kraus.
Bachelor-Studenten als Trainees bei Wikinger
Aus der Not hat Wikinger Reisen eine Tugend gemacht und zehn Bachelor-Studenten für 20 Monate als Trainees eingestellt. Wenn sie den Erwartungen gerecht werden, sollen die jungen Leute – viele sind erst 20 bzw. 21 Jahre alt – anschließend unbefristet übernommen werden.
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Obwohl Wikinger Reisen also nach wie vor mit nicht selbst verschuldeten Krisen und Problemen kämpfen muss, freut man sich bei dem Aktiv- und Outdoorspezialisten in der Kölner Straße über den Aufschwung und hofft natürlich, dass sich die aus dem Nachfragestau 2020 und 2021 resultierende Reiselust auch 2023 fortsetzen wird. „Unser Urlaubsstil schafft Entspannung“, so Kraus: „Bewegung und nachhaltige gemeinsame Naturerlebnisse helfen Menschen gerade in schwierigen Zeiten.“
Spanien bleibt ein Lieblingsziel
Neben Zielen in Deutschland spielt Spanien, traditionelles Lieblingsziel, nach der Durststrecke wieder ganz vorn mit. Auch andere Mittelmeerländer, Skandinavien und Osteuropa holen auf.
Fernziele sind zwar noch weit von den Vor-Corona-Zeiten entfernt, die Buchungszahlen steigen aber auch hier. Vor allem in Afrika und Asien. Beliebte afrikanische Destinationen sind Namibia, Botswana, Marokko und die Kapverden.