Hagen. 2023 gibt es an Gymnasien keine 11. Klasse: Was machen Seiteneinsteiger von Realschulen und Schüler, die in der Einführungsphase sitzen bleiben?

Im nächsten Schuljahr wird es an den Gymnasien in Hagen kein elftes Schuljahr geben. Die sogenannte Einführungsphase, die den Übergang von der Mittel- in die gymnasiale Oberstufe markiert, entfällt aufgrund der Rückkehr zum neunjährigen Abitur. Ein Kuriosum, das es nur 2023/24 geben wird.

Für die Umstellung von G8 auf G9 haben sich alle Gymnasien in Hagen ausgesprochen. Die ersten Schüler, die wieder neun Jahre am Gymnasium verbringen werden, wurden 2018 in die fünfte Klasse aufgenommen.

2023 erreichen sie den zehnten Jahrgang der Sekundarstufe I, den es zu G8-Zeiten nicht gab. Die Schüler verbringen also ein weiteres Jahr in der Sekundarstufe I und wechseln nicht, wie unter G8, in die sogenannte Einführungsphase (EF), die bereits zur Oberstufe gehört. Dort kommen sie erst einen Sommer später an.

Ein Problem für Seiteneinsteiger und Wiederholer

Das bedeutet zugleich, dass es im Schuljahr 2023/24 keine Einführungsphase geben wird. Für die meisten Jungen und Mädchen, die seit der fünften Klasse ein Gymnasium besuchen, stellt das kein Problem dar – egal, ob sie nach acht oder neun Jahren Abitur machen.

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Anders sieht das mit Seiteneinsteigern aus. Ihnen wird die Möglichkeit genommen, nach der Real- oder Sekundarschule auf ein Gymnasium zu wechseln, um ihre Schullaufbahn fortzusetzen. Denn im nächsten Schuljahr gibt es ja keinen elften Jahrgang.

Auch Gymnasiasten aus dem letzten G8-Bildungsgang, die im laufenden Schuljahr in der Einführungsphase sitzen bleiben sowie Schüler, die von Auslandsaufenthalten oder nach längerer Krankheit zurückkehren und das Schuljahr noch einmal durchlaufen möchten, hätten keine Möglichkeit, die Klasse zu wiederholen. Ein Dilemma für alle Betroffenen, deren Schullaufbahn gefährdet wäre.

Gymnasium erwartet bis zu 100 Schüler

Der Ausweg: Die Landesregierung hat sogenannte Bündelungsgymnasien einrichten lassen, in denen ein elfter Jahrgang für Seiteneinsteiger und Wiederholer eingerichtet wird. In Hagen übernimmt das Christian-Rohlfs-Gymnasium in Haspe diese Aufgabe. „Stimmt, bei uns wird es 2023/24 eine Einführungsphase geben“, bestätigt Schulleiter Michael Pütz.

Pütz rechnet damit, dass bis zu 100 Schüler von dem Angebot Gebrauch machen werden. „Beim Tag der Offenen Tür im November wurden wir mit entsprechenden Anfragen bereits überrannt“, so Pütz. Nicht nur aus Hagen, sondern auch aus benachbarten Städten hätten sich viele Familien nach dem Konzept erkundigt.

Verspäteter Schulbeginn und eine engagierte Lehrerin

Um weiter entfernt wohnenden Schülern das pünktliche Erscheinen im Unterricht zu erleichtern, hat die Schulleitung bereits entschieden, dass der Unterricht für die Jahrgangsstufe EF im Schuljahr 2023/2024 grundsätzlich erst um 8.35 Uhr beginnen wird.

Oberstufenkoordinatorin Anna Renfordt hat im vergangenen Jahr bereits die Real- und Sekundarschulen in Hagen besucht, um die potenziellen Schulwechsler zu beraten. Welche Leistungskurse das CRG den Schülern dieses Ausnahmejahrgangs ein Jahr später, wenn sie in die Q1 wechseln, anbieten wird, steht noch nicht fest. „Traditionell kann man bei uns fast jedes Fach wählen, aber wir werden sehen, ob das möglich ist“, so Pütz, der davon ausgeht, dass seine Schule mit zusätzlichen Lehrkräften ausgestattet wird, um das Zusatzangebot gewährleisten zu können.

Abifeier 2026 nur in Haspe

2026 werden die Seiteneinsteiger am Christian-Rohlfs-Gymnasium in Haspe ihr Abitur ablegen. An allen anderen Hagener Gymnasien wird es in jenem Jahr dagegen keine Abifeiern geben.

Denn die Rückkehr zu G9 bringt es nicht nur mit sich, dass 2023/24 der Jahrgang 11 fehlt. Sondern im darauf folgenden Jahr wird es keinen zwölften und im Jahre 2025/26 keinen 13. Jahrgang (mithin keine Abiturienten) geben.

Erst im Schuljahr 2026/27 werden alle Gymnasien in Hagen wieder über alle Jahrgangsstufen hinweg besetzt sein. Der erste neue G9-Jahrgang wird seine Schullaufbahn regulär mit dem Abitur 2027 abschließen.