Hagen. . Die Entscheidung fällt erst im Spätsommer, doch schon jetzt zeichnet sich ab: Die Gymnasien in Hagen kehren zum Abitur nach neun Jahren zurück.

Alle sieben Hagener Gymnasien werden höchstwahrscheinlich zum neunjährigen Bildungsgang (G9) zurückkehren. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage unserer Zeitung unter den Leitern der sieben Schulen. Die endgültige Entscheidung treffen die Schulkonferenzen zwar im ersten Schulhalbjahr 2018/19, doch schon jetzt ist absehbar, dass in Hagen kein Gymnasium am Abitur nach acht Jahren (G8) festhalten wird.

Dass die Gymnasien in Hagen geschlossen zu G9 zurückkehren, ist keine Überraschung mehr. Sie liegen damit im landesweiten Trend, nur vereinzelt senden Gymnasien in Nordrhein-Westfalen derzeit Signale für ein Festhalten an G8 aus. Die 2005 eingeführte, um ein Jahr kürzere Schulzeit hat dauerhaft nicht die notwendige Akzeptanz an den Schulen und in der Öffentlichkeit gefunden.

Hohe Hürde

Die im Jahr 2017 an die Macht gekommene Landesregierung aus CDU und FDP hat dem G8-Experiment deshalb mit einer Leitentscheidung den Boden unter den Füßen weggezogen. Zum Schuljahr 2019/20 sollen alle Gymnasien in NRW zu G9 zurückkehren, wenn sie sich nicht ausdrücklich für eine Beibehaltung von G8 aussprechen – was angesichts der weit verbreiteten Antipathie gegen das achtjährige Abitur nur in Einzelfällen zu erwarten ist.

Das sagen Hagens Schulleiter zu G9

Sven Meyhoefer, Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums

Wir haben in den schulischen Gremien vorgefühlt, es zeichnet sich eine Rückkehr zu G9 ab. Das wurde auch den Eltern der künftigen Fünftklässler mitgeteilt, so haben sie Planungssicherheit. G9 verschafft uns bessere Fördermöglichkeiten.

Arne Hennemann, Leiter des Fichte-Gymnasiums

In Eltern-, Lehrer- und Schülerschaft unserer Schule besteht Einigkeit, dass G9 voll und ganz zu unserer pädagogischen Grundausrichtung passt. Bildung benötigt Zeit. Und ich meine, G9 passt einfach besser zu den heutigen Herausforderungen.

Albert Contzen, kommissarischer Leiter des Hildegardis-Gymnasiums

Das Erzbistum Paderborn hat uns keine Vorgaben hinsichtlich G8 oder G9 gemacht. Der Trend geht jedoch eindeutig zu G9. Ich gönne auch jedem Schüler eine längere Schulzeit. G8 litt u.a. an nicht entschlackten Lehrplänen.

Michael Pütz, Leiter des Christian-Rohlfs-Gymnasiums

Wie fast alle anderen Gymnasien im Land werden wir zu G9 zurückkehren. Da gibt es wieder mehr Zeit, um den Schülern die Unterrichtsinhalte zu vermitteln. Das trägt auch insgesamt zu einer Beruhigung des Schulalltags bei.

Bernhard Scheideler, Leiter des Albrecht-Dürer-Gymnasiums

Ich sehe bei uns überhaupt keinen Ansatz für eine Beibehaltung von G8. Die Rückkehr zu G9 ist überfällig. Bei uns haben zuletzt 16-jährige Schüler Abitur gemacht und dann studiert. Das kam zu früh, sie haben aufgegeben.

Britta Auerbach, Leiterin des Gymnasiums Hohenlimburg

An unserer Schule gibt es einen starken Elternwunsch zur Rückkehr zu G9. Es macht ja auch Sinn, jungen Menschen für ihre Entwicklung mehr Zeit zu geben. Und ich gönne jedem die Zeit, nachmittags seinem Hobby nachzugehen.

Stefan Völker, Leiter des Ricarda-Huch-Gymnasiums

Die Tendenz ist eindeutig, es geht zurück zu G9. Ich kann mir nicht vorstellen, dass überhaupt jemand für die Beibehaltung von G8 plädiert. Unsere Schule mit dem hohen Migrationsanteil kann ein zusätzliches Jahr gut gebrauchen.

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Die Hürde für G8 liegt extrem hoch: Nur wenn in der Schulkonferenz, die paritätisch mit Eltern, Lehrern und Schülern besetzt ist, eine Mehrheit von zwei Dritteln zustande kommt, darf das betreffende Gymnasium an G8 festhalten.

Letztes G8-Abi im Jahr 2025

Die Umstellung auf G9 erfolgt offiziell zwar erst zum Schuljahr 2019/20, umfasst dann jedoch die Jahrgänge 5 und 6, also auch die Kinder, die in diesem Sommer im Gymnasium aufgenommen werden. „Wir haben den Eltern bei den Anmeldungsgesprächen natürlich schon mitgeteilt, in welche Richtung sich die Dinge bewegen“, berichtet Stefan Völker, Leiter der Ricarda-Huch-Schule. Die anderen sechs Gymnasien haben ähnlich verfahren.

Sollte also nicht doch noch eine Schulkonferenz an G8 festhalten wollen, werden die Kinder, die 2017 in ein Gymnasium aufgenommen wurden, die letzten G8-Abiturienten sein. Dann schreiben wir das Jahr 2025.