Haspe. Viele Schüler in Hagen können weder schwimmen noch haben sie jemals auf einem Fahrrad gesessen. Eine großzügige Anschaffung soll das ändern.

Mit dem Fahrradfahren verhält es sich ähnlich wie mit dem Schwimmen: Viele Kinder haben es selbst dann noch nicht gelernt, wenn sie die Grundschule verlassen. Sahaldan Hawiri (11) aus der 6c der Gesamtschule Haspe in Hagen hat zwar gelernt Fahrrad zu fahren, die Verkehrserziehung in der Grundschule sei jedoch ausgefallen: „Wegen Corona wurde unser Radtraining abgesagt.“

Hinzu kommt, dass sein Fahrrad derzeit kaputt sei und er deswegen nicht in den Sattel steigen kann. Umso mehr freute sich der Schüler darüber, dass der Fahrrad AG seiner Schule nun 15 neue Fahrräder im Gesamtwert von rund 10.000 Euro zur Verfügung stehen.

Kulturwandel rund ums Fahrrad

Finanziert wurden sie aus dem Corona-Aufbauprogramm „Extra-Geld“ des Landes NRW sowie einer großzügigen Spende von Bernd Trimborn. Dem Inhaber eines Fahrradgeschäftes in Haspe ist der regelrechte Kulturwandel, der sich in den letzten Jahrzehnten rund um das Fahrrad ereignet hat, wohl bewusst. „Viele Kinder lernen nicht mehr Fahrrad zu fahren, weil sie kein Fahrrad geschenkt bekommen. Dagegen hat meine Generation schon als Kind gelernt, einen Reifen zu flicken.“

Die meisten der 30 Kinder besitzen kein eigenes Fahrrad, einige haben gar noch nie im Sattel gesessen. Umso wichtiger ist die AG, die die Technik- und Sportlehrer Lukas Korspeter und Anne Krimpmann leiten: „Einige Schüler lernen hier das Fahrradfahren“, berichtet Korspeter.

Um auch fortgeschrittenen Jungen und Mädchen ein adäquates Angebot zu machen, würden Hindernisstrecken mit Rampen und Wippen aufgebaut: „Die Kinder haben halt ganz unterschiedliche Voraussetzungen.“ Geübt wurde bislang mit einer Handvoll ausgedienter Fahrräder, die die Schule von Eltern, Lehrern oder ehemaligen Schülern geschenkt bekommen hat.

Wenn der Schulweg zum Abenteuer wird

Diese Zeiten seien mit der Neuanschaffung vorbei, atmete Korspeter auf: „Unsere AG-Teilnehmer haben strahlende Augen bekommen, als ich ihnen die Nachricht überbracht habe.“ Er sehe es durchaus als seine Aufgabe an, die Kinder auch in Sachen Verkehrssicherheit zu schulen. Erst kürzlich sei ein Schüler von einem Auto angefahren worden.

In der Tat könne sich der Schulweg in Hagen, wenn man ihn denn mit dem Fahrrad bewältigen wolle, zum Abenteuer auswachsen, bestätigte Trimborn: „Die Möglichkeiten für Radfahrer in unserer Stadt sind doch insgesamt nach wie vor sehr bescheiden.“ Die Stadt müsse für sichere Radwege und Abstellplätze für Fahrräder sorgen.

Neben den 15 Fahrrädern bekam die AG übrigens auch Luftpumpen, Helme sowie Werkzeug überreicht. Damit die Schüler nicht nur lernen Fahrrad zu fahren, sondern auch, wie man einen Reifen flickt.