Hagen. Eine bemerkenswerte Quote: Fünf Schülerinnen des Albrecht-Dürer-Gymnasiums in Hagen haben ihr Abitur mit der Traumnote 1,0 bestanden.

Das Albrecht-Dürer-Gymnasium (AD) ist das kleinste der sieben Gymnasien in Hagen. Lediglich 50 Jungen und Mädchen haben dort in diesem Jahr ihre Reifeprüfung abgelegt. Umso bemerkenswerter erscheint die Tatsache, dass fünf dieser 50 ihr Abitur mit der Traumnote 1,0 bestanden haben. Fünf Schülerinnen. Kein Schüler.

Für Nina Kuhfuß, Fabienne Otromke, Johanna Jakel, Anna Schmitz und Sarah Linnea Höfling eröffnen sich damit glänzende Zukunftsperspektiven. Sie können sich aussuchen, was sie studieren möchten – ihre Abiturnote überspringt jede Numerus-Clausus-Hürde. „Ich bin selber von diesen Leistungen überrascht“, sagt Olaf Wiegand, Leiter des Albrecht-Dürer-Gymnasiums: „Angesichts der Rahmenbedingungen, mit denen die jungen Leute während der Corona-Pandemie zu kämpfen hatten, konnte man solche Abschlüsse nun wirklich nicht erwarten.“

Sieben Gymnasien und drei Gesamtschulen

Insgesamt haben an den sieben Gymnasien, drei Gesamtschulen, fünf Berufskollegs sowie der Waldorfschule in Hagen in diesem Jahr 18 Schüler ein 1,0-Abitur hingelegt (an der 2014 gegründeten Freien Evangelischen Gesamtschule werden erst 2023 die ersten Abiturienten erwartet). So gab es am Hildegardis-Gymnasium sechs 1,0-Abiturienten (von 119 Schülern).

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Nach Angaben des Landesschulministeriums in Düsseldorf waren es im vergangenen Jahr 21, vor sieben Jahren zehn und vor zwölf Jahren 15 Schüler. Blickt man noch länger zurück, waren es jedoch nicht so viele: 2005 sechs Schüler und 2002 gerade zwei. Die Frage nach der „Leistungsexplosion“ bei den Abiturnoten beantwortete Ministeriumssprecher Matthias Lambert so: „Die Einführung des Zentralabiturs 2007 sorgte dafür, dass für Schülerinnen und Schüler mehr Chancengerechtigkeit bei der Erlangung der allgemeinen Hochschulreife gegeben ist.“

Freude über hervorragende Note

Abgesehen von solchen statistischen Entwicklungen haben die betroffenen Schülerinnen am Albrecht-Dürer-Gymnasium in Hagen natürlich allen Grund zur Freude über ihre hervorragende Abiturnote. Johanna Jäkel (18) berichtet, dass sie mit einer 1,0 lange Zeit nicht gerechnet habe: „Das kam für mich wirklich überraschend. Erst als ich 15 Punkte in Geschichte erhalten habe, wurde mir bewusst, dass ich es wirklich schaffen kann.“

Fabienne Otromke (18) hingegen sagt, dass sie während ihrer Schullaufbahn eigentlich immer sehr gute Noten hatte: „Daher hatte ich schon den Ehrgeiz, das im Abitur fortzusetzen.“

Pläne für die Zukunft

Was aber fängt man an mit solch einem ausgezeichneten Abitur, wie soll der weitere Lebensweg verlaufen? Da haben die Schülerinnen des Albrecht-Dürer-Gymnasiums durchaus unterschiedliche Vorstellungen.

Nina Kuhfuß (18) überlegt, Luft- und Raumfahrttechnik an der in den Niederlanden gelegenen Universität Delft (liegt in der Nähe von Den Haag) zu studieren: „Ich war schon dort, um mir die Hochschule anzusehen.“ Allerdings muss sie, um aufgenommen zu werden, noch ein Testverfahren durchlaufen.

Auch Fabienne Otromke zieht es ins Ausland, sie hat sich vorgenommen, ein Jahr als Au Pair in Kanada zu verbringen. Dort möchte sie dann auch für sich herausfinden, ob sich an ihrem Ziel noch einmal etwas ändert. Und was ist ihr Ziel: „Physik zu studieren.“

Freiwilligendienst und Studium

Johanna Jakel wird Hagen bzw. Deutschland bald ebenso verlassen. Sie möchte einen einjährigen Freiwilligendienst in einem Krankenhaus im westafrikanischen Ghana absolvieren und nach ihrer Rückkehr ein Medizinstudium aufnehmen.

So lange will Linnea Höfling nicht warten. Sie zieht es an die Universität Münster, wo sie bereits zum kommenden Wintersemester Psychologie studieren will. Ob sie anschließend im therapeutischen Bereich arbeiten möchte oder etwa im Personalwesen, wo Psychologen ebenfalls gefragt sind, lässt sie noch offen: „Spezialisieren muss man sich erst nach dem Bachelor.“

Anna Schmitz, mit 17 Jahren die jüngste der fünf 1,0-Abiturientinnen am AD, ist dagegen noch unschlüssig. Bei der Berufsfindung bzw. der Studienauswahl helfen soll ihr ein eintägiger Berufswahltest, von dem sie sich erhofft, welche Ausbildung am besten zu ihren Qualifikationen und Interessen passt.

AD-Leiter Wiegand ist jedenfalls froh, seinen Schülern beste Voraussetzungen für den weiteren Lebensweg mitgegeben zu haben: „Vielleicht kümmern wir uns ein bisschen mehr um unsere Schüler, aber das sollen andere beurteilen.“