Hagen. Die Kliniken in Hagen stehen vor Veränderungen. In Boele wird es kein Krankenhaus mehr geben, am AKH wird investiert. Das sind die genauen Pläne.

Die Krankenhaus-Landschaft in Hagen steht vor der größten Umstrukturierung in den letzten Jahrzehnten. Im Zentrum steht dabei das Johannes-Hospital, das sich noch in Trägerschaft der Katholischen Krankenhaus GmbH befindet. Die Klinik hat am Standort Boele keine Zukunft mehr. Die Abteilungen werden allerdings nicht aufgegeben.

Kardiologie, Innere Medizin, Neurologie und Schmerztherapie werden von Agaplesion übernommen und an das Allgemeine Krankenhaus verlagert. Die Fachabteilungen Psychiatrie, Physiotherapie und Psychosomatik bleiben in katholischer Hand, werden aber im Zentrum für seelische Gesundheit in Elsey untergebracht.

Orthopädie ans AKH verlagert

Darüber hinaus wechselt auch die Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie, die bislang im katholischen St.-Josefs-Hospital untergebracht war, in Agaplesion-Trägerschaft. Auch diese Abteilung zieht in das Allgemeine Krankenhaus. Die Klinik in Altenhagen an sich bleibt mit den übrigen Abteilungen bei der Katholischen Krankenhaus Hagen GmbH (KKH). Die KKH will den Standort, der in den 80er-Jahren gebaut wurde, sanieren. 25 Millionen sollen in die Modernisierung fließen.

Noch höher ist die Summe, die am Allgemeinen Krankenhaus für Sanierung und Erweiterung investiert wird. Agaplesion spricht von 100 Millionen Euro. Damit soll der Standort zu „einer Klinik der Höchstleistungsmedizin“ entwickelt werden. So wird unter anderem der jetzige Eingangsbereich mit bis zu drei weiteren Geschossen überbaut. Auf dem Dach entsteht ein eigener Hubschrauberlandeplatz. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2027 vorgesehen.

Johannis-Hospital wird 2023 leergezogen

Bereits im kommenden Jahr will Agaplesion das arg in die Jahre gekommene Gebäude, in dem noch das St.-Johannes-Hospital untergebracht ist, leer ziehen. Was aus dem Gebäude wird, ist offen. Angesichts des Zustands kommt ein Abriss durchaus in Frage.

Das Johannes-Hospital in Boele wird bereits im nächsten Jahr leergezogen. Was aus der Immobilie wird, ist offen.
Das Johannes-Hospital in Boele wird bereits im nächsten Jahr leergezogen. Was aus der Immobilie wird, ist offen. © WP | Michael Kleinrensing

Vollzogen werden die Übergänge ab dem 1. April 2023. „Was wir hier umsetzen, ist ein großer Schritt in Sachen Gesundheitsversorgung, verbunden mit erheblichen Investitionen“, so Jörg Marx, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Agaplesion, der mit Blick auf die gemeinsamen christlichen Werte ergänzt: „Mit einem katholischen und einem evangelischen Träger haben wir eine interessante Konstellation.“

Klinik-Reform mit drei Zielen

Man habe viele in diesem gemeinsamen Prozess mitgenommen, so Klaus Christophery, Verwaltungsratsvorsitzender der Katholischen Kliniken sowohl in Hagen als auch im Märkischen Kreis mit Blick auf das Gesundheitsministerium, Gesellschafter, die Bezirksregierungen Arnsberg und Münster sowie Krankenkassen.

Vertreter von Agaplesion und Katholischer Krankenhaus GmBH haben sich auf neue Strukturen für Hagen geeinigt (von links): Alex Hoppe, Geschäftsführer AKH, Jörg Marx, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Agaplesion gAG, Klaus Christophery, Verwaltungsratsvorsitzender der Katholischen Kliniken, sowie KKH-Geschäftsführer Henning Eichhorst.
Vertreter von Agaplesion und Katholischer Krankenhaus GmBH haben sich auf neue Strukturen für Hagen geeinigt (von links): Alex Hoppe, Geschäftsführer AKH, Jörg Marx, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Agaplesion gAG, Klaus Christophery, Verwaltungsratsvorsitzender der Katholischen Kliniken, sowie KKH-Geschäftsführer Henning Eichhorst. © WP | Michael Kleinrensing

„Drei Ziele stehen im Vordergrund: Indem wir Leistungen bündeln und Standorte zusammenfassen, wollen wir die Versorgung der Patienten auf höchstes Niveau bringen. Das wiederum funktioniert nur, wenn man es auch unter wirtschaftlichen Aspekten angeht. Und letztlich wollen wir durch gemeinnützige Konfessionsmodelle ein christliches Menschenbild einbringen.“

Zwei katholische Standorte in Hagen

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Die katholischen Kliniken verbleiben mit zwei Standorten in Hagen bzw. Hohenlimburg. „Das Josefs-Hospital wird sich zu einem spezialisierten Versorger entwickeln“, so Henning Eichhorst, Geschäftsführer der Katholischen Kliniken. Als ein Beispiel fügt er die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an, die es in dieser Qualität nur in Bochum oder Essen gebe. Elsey verfügt künftig über 230 Behandlungsplätze – Tendenz steigend.

Das Allgemeine Krankenhaus mit 576 Betten schlägt den Weg zu einem „großen Maximalversorger“ ein. „Eine der großen Stärken wird der Bereich der Notfallversorgung“, so Alex Hoppe, Geschäftsführer des AKH. „Durch die Aufstockung im Eingangsbereich gewinnen wir immense Kapazitäten. Das wird auch ein Befreiungsschlag für die Intensivversorgung in Hagen.“

Katholischen Kliniken übernehmen Abteilungen im Märkischen Kreis

Die Umstrukturierungen in Hagen sind Teil einer Rochade in der Region. Im Gegenzug für die Aufgabe des St.-Johannes-Hospitals übernehmen die Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis Abteilungen von der Agaplesion-Klinik Bethanien, die dann an das St-Elisabeth-Hospital Iserlohn verlegt werden. Das betrifft dort Kardiologie, Gynäkologie und Gastroentologie. Die Abteilung für Geriatrie wird an das St. Vincent-Hospital Menden verlagert.

Das Allgemeine Krankenhaus in Hagen: Der Träger Agaplesion will die Klinik erweitern. 100 Millionen Euro sollen am Standort investiert werden.
Das Allgemeine Krankenhaus in Hagen: Der Träger Agaplesion will die Klinik erweitern. 100 Millionen Euro sollen am Standort investiert werden. © WP | Michael Kleinrensing

Allein in Hagen sind 1500 Mitarbeiter am AKH und 1000 Mitarbeiter in den Katholischen Kliniken von den neuen Strukturen betroffen. Bestehende Arbeitsverträge werden von Agaplesion ohne Abstriche übernommen. Auch die Altersversorgung sei gesichert. Alle Arbeitsplätze, so die Beteiligten, sollen erhalten bleiben.

Gegen den Fachkräftemangel

Durch die Neuaufstellung hofft man auch, dem Fachkräftemangel entgegentreten zu können und als Arbeitgeber attraktiver zu werden. „Wir schaffen ein Arbeitsumfeld, in dem sich auch stressige Situationen leichter bewältigen lassen“, erklärt Alex Hoppe, der unterstreicht, dass eine Verdichtung im medizinischen Bereich auf keinen Fall in Frage komme. „Wir können Belastungen wie Wochenenddienste und Bereitschaft künftig auf mehr Schultern verteilen. Auch was die ärztliche Weiterbildung angeht, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten.“

Im Laufe des Mittwochs haben die Träger jeweils die Belegschaften informiert. Und – nach eigenen Angaben – auf allen Versammlungen sei vor dem Hintergrund applaudiert worden. Gleichwohl gebe es natürlich Mitarbeiter, die über Jahre hinweg an Standorten arbeiteten und mit diesen verhaftet seien, die nun aber aufgegeben werden. „Natürlich gibt es da auch eine gewisse Traurigkeit“, so Jörg Marx.

Bereits in der Vergangenheit hatte sich eine enge Kooperation der der Katholischen Kliniken und des Allgemeinen Krankenhauses angebahnt. Fusionsverhandlungen waren im Herbst 2013 abgeschlossen. Letztlich scheiterte die Idee allerdings am Veto des Erzbistums Paderborn. Obwohl noch formale Genehmigungen durch das Kartellamt ausstehen, droht dieses Szenario nicht. Das Bistum sei frühzeitig eingebunden worden.