Hagen. Die geplante Fusion von Allgemeinem Krankenhaus und Katholischer Krankenhaus Gesellschaft in Hagen scheitert am Veto aus Paderborn. Das Erzbistum besteht auf einer katholischen Dominanz. Unüberbrückbare Differenzen bei der künftigen strategischen Ausrichtung der Hagener Hospitäler sind dem Bischof offenkundig ein Dorn im Auge.

Die eingefädelte Fusion des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) mit der Katholischen Krankenhaus Gesellschaft (KKH/St.-Marien-, St.-Johannes- und St.-Josefs-Hospital) auf Augenhöhe ist bereits vor der Bildung einer gemeinsamen Holding gescheitert. Im Rahmen einer Sondersitzung des KKH-Verwaltungsrates machte Dirk Wummel, Finanzdezernent des Erzbischöflichen Generalvikariats in Paderborn und gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzender der Cura (Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft für soziale Einrichtungen), deutlich, dass in den Augen seines Hauses lediglich ein katholisch dominiertes Miteinander vorstellbar sei.

Katholischer Partner soll Anteil übernehmen

Auch einem alternativ angedachten Kauf der drei katholischen Betriebsstätten durch das AKH werde Paderborn niemals zustimmen. Stattdessen, sagt Wummel, sei eine Kapitalerhöhung durch einen nicht näher benannten externen katholischen Partner angedacht, der mit seinem 51-prozentigen Anteil auch gleich das alleinige Sagen im Hagener Verwaltungsrat bekommen solle.

Durch diesen Schritt im Stil einer feindlichen Übernahme würde das bestehende Gremium, in dem die drei Hagener Kirchengemeinden das Sagen haben, faktisch entmachtet. Gleichzeitig wurde nach Informationen unserer Redaktion den beiden Hagener KKH-Geschäftsführern Norbert Schoop und Alfred Tomczak signalisiert, dass der Erzbischof Hans-Josef Becker wegen offenkundig unüberbrückbarer Gegensätze bei der künftigen strategischen Ausrichtung der Hospitäler auf eine weitere Zusammenarbeit mit ihnen zu verzichten gedenke.

Entscheidung gegen die ökumenische Lösung

„Dies ist eine Entscheidung gegen die Gesellschafter und Mitarbeiter, gegen Hagen und gegen die ökumenische Lösung“, macht Dr. Bernd Wehberg, AKH-Beiratsvorsitzender, aus seiner Verärgerung keinen Hehl. „Man kann mit der Amtskirche nicht verhandeln, wenn sie sich nicht an Absprachen hält“, erinnerte er an ein Schreiben des Generalvikars Alfons Hardt, der darin versicherte, dass die Cura sich einer einvernehmlichen Hagener Lösung nicht in den Weg stellen werde. „Noch weigern wir uns, die beste Lösung für Hagen aufzugeben“, kündigte Wehberg an, den Druck in Paderborn noch einmal erhöhen zu wollen. Er will jetzt aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Partnern prüfen.

Auch interessant

Die Führungsetagen beider Krankenhaus-Träger (AKH: 566 Betten, 1100 Mitarbeiter, 65 Mio. Euro Jahresumsatz; KKH: 669 Betten, 1350 Mitarbeiter, 92 Mio. Euro Jahresumsatz) hatten erst im Mai angekündigt, schrittweise fusionieren zu wollen, um den sich verschärfenden Rahmenbedingungen des Marktes trotzen zu können. Am Ende des Prozesses sollte der Neubau eines christlichen Groß-Klinikums mit etwa 900 Betten und einem Investitionsvolumen von 300 Millionen Euro stehen. Damit wollte man 2014 aus einer Position der Stärke heraus in die bevorstehende Krankenhausplanung des Landes einsteigen und gemeinschaftlich den unvermeidlichen Bettenabbau in Hagen gestalten.

Mit Fusion sollte Spielraum für Innovationen entstehen

Zuletzt bewegten sich beide Häuser wirtschaftlich entlang einer Null-Linie. Durch die schrittweise Verknüpfung bis hin zur Fusion sollte neuer finanzieller Spielraum nicht nur für langfristigen medizinischen Substanzerhalt, sondern auch Innovationen geschaffen werden.

„Der gesellschaftliche Zusammenschluss ist der einzige erfolgversprechende Weg zur Existenzsicherung beider Krankenhausträger mit hervorragenden Möglichkeiten zur Hebung wirtschaftlicher Synergieeffekte bei gleichzeitiger Verbesserung der stationären Krankenhausversorgung unter Wahrung caritativer und diakonischer Wertvorstellungen und Ziele“, heißt es in einer KKH-Mitteilung an die Belegschaft aus dem Mai. Mit dem endgültigen Veto aus Paderborn werden sich beide Krankenhaus-Träger nach neuen Partnern umschauen müssen.