Hagen. Im katholischen Johannes-Hospital Hagen-Boele werden bei Darmkrebs einfache, interventionelle endoskopische Eingriffe bevorzugt.

„Patientinnen und Patienten mit komplexen Polypen oder Frühstadien von Darm- oder Magenkrebs können wir jetzt noch besser helfen“, erklärt Amer Jallad, Oberarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am St.-Johannes-Hospital in Hagen, „und das ohne eine Operation.“

„Es gibt zwar schon Möglichkeiten, Polypen endoskopisch zu entfernen, aber bei vielen komplexen Polypen kam man bisher um einen operativen Eingriff nicht herum“, sagt der Oberarzt. Im katholischen Johannes-Hospital Boele hat die Klinik für Innere Medizin deswegen damit begonnen, einfache, interventionelle endoskopische Eingriffe als Alternative zu großen Operationen anzuwenden.

Amer Jallad erklärt: „Die Vorteile des ESD-Verfahrens (Endoskopische Submukosadissektion), sind zum einen die hohe Genauigkeit hinsichtlich der Entfernung von Läsionen, also der Zerstörung von Gewebe oder Zellverbänden, und zum anderen die Möglichkeit einer eindeutigeren histologischen Untersuchung.“

Begutachtung von Gewebeproben

Die Histologie bezeichnet die Untersuchung und Begutachtung von Gewebeproben oder Organen lebender Menschen auf mögliche Veränderungen. 90 Prozent aller Darmkrebserkrankungen können geheilt werden. Für die Behandlung von Darmkrebs gibt es – je nach Stadium – verschiedene Therapiemöglichkeiten, angefangen beim minimalinvasiven, endoskopischen Eingriff bis hin zur großen Operation.

Seit April 2022 hat das Team der Inneren Medizin im St.-Johannes-Hospital Hagen die Möglichkeit etabliert, kleine Tumore in Magen und Darm im Frühstadium mittels dieses EFTR-Systems (Endoskopische Vollwandresektion) zu behandeln. „Mittlerweile ist das ein etabliertes Verfahren zur Entfernung von Polypen und anderen Neubildungen des Verdauungstraktes“, sagt Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie, Dr. Philipp Mueller.

Fast 25.000 Tote jährlich durch Darmkrebs

Mit anderen endoskopischen Abtragungstechniken können meist nur oberflächlich wachsende Befunde entfernt werden. „Bei tiefer wachsenden und vielen anderen vernarbten Befunden blieb früher oftmals nur die Möglichkeit einer chirurgischen Operation“, sagt der Mediziner. Unter seiner Leitung führten Oberarzt Amer Jallad und Ute Brauckmann, Leiterin der Endoskopie, erfolgreich ESD und EFTR durch. „Bereits einen Tag nach dem Eingriff konnten die behandelten Patienten bereits aus dem Krankenhaus entlassen werden“, sagt Amer Jallad.

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In Deutschland sterben fast 25.000 Menschen jährlich an Darmkrebs. Rund eine halbe Million Menschen sind betroffen und jedes Jahr kommen etwa 33.000 Männer und 27.00O Frauen neu hinzu. Nach Experten könnten rund 90 Prozent aller Darmkrebserkrankungen rechtzeitig erkannt oder frühzeitig geheilt werden.