Hagen. . An lediglich noch zwei Standorten bessere medizinische Versorgung anbieten – mit dieser Strategie will die Katholische Krankenhaus Gesellschaft die Zukunft sichern.

  • Das St.-Marien-Hospital wird in dieser Woche geschlossen
  • Die letzten Betten werden auf St. Josefs und St. Johannes verteilt
  • Damit setzen die Katholiken lediglich noch auf zwei Standorte

Bloß noch zwei Betriebsstätten, dafür aber eine effizientere und qualitativ hochwertigere medizinische Versorgung – dieses Ziel verfolgt aktuell die Katholische Krankenhausgesellschaft Hagen (KKH), um wirtschaftlich zu gesunden. Daher werden zum Ende dieser Woche im altehrwürdigen St.-Marien-Hospital auch die letzten Patientenbetten geräumt und eine 102-jährige Krankenhaus-Ära im Herzen der Hagener Innenstadt findet ihr geräuschloses Ende.

Intelligente Verflechtungen

Für Achim Brenneis, seit der 51-Prozent-Übernahme der KKH-Anteile durch die Kath. Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK) als Geschäftsführer tätig, kein Grund zur Wehmut: „Unser Ziel ist es, die Marien-Fachabteilungen intelligent in die Standorte St. Johannes und St. Josefs einzubinden. Das erzeugt nicht nur Aufbruchstimmung bei Ärzten und Pflegepersonal, sondern das werden auch die Patienten positiv zu spüren bekommen.“

Nachdem im August bereits die Schmerzklinik (10 Betten) eine neue Bleibe in Boele gefunden hat, folgt ihr bis zum Wochenende die Klinik für Onkologie/Hämatologie (35 Betten) an die Hospitalstraße. Parallel wird die Geriatrie unter der Führung des neuen Chefarztes Dr. Andreas Backes im zweiten Obergeschoss an der Dreieckstraße in Altenhagen mit etwa 70 Betten neu durchstarten. Durch die direkte Nähe zur Unfallchirurgie rücken dort somit die beiden Schlüsselkliniken des bereits bestehenden Zentrums für Alterstraumatologie räumlich zusammen. „So verbessern die Versorgungsleistung und erhöhen die Attraktivität für weitere Patienten“, erwartet Brenneis einen zusätzlichen Impuls für die Abteilung, die angesichts der alternden Gesellschaft permanent an Bedeutung gewinnt.

Chancen für die Innenstadt-Entwicklung

Für die städtischen Planer eröffnen sich durch die nahezu zeitgleiche Aufgabe des Krankenhaus-Standortes sowie der Innenstadt-Polizeiwache verlockende Chancen, das gesamte Marienviertel zwischen Berg-, Prentzel- und Goldbergstraße perspektivisch zu betrachten.

In direkter Nachbarschaft zum Kunstquartier, so regt ein erstes Exposé an, lassen sich ganz neue Sicht- und Wegeachsen sowie attraktive Platzstrukturen in direkter Anbindung zur Fußgängerzone entwickeln.

Die Planer sprechen von einem Umfeld, das für seniorengerechtes und studentisches Wohnen oder auch eine innerstädtische Hotelnutzung geradezu prädestiniert sei.

Integration ohne Neubau

Die Integration von Schmerzklinik und Onkologie/Hämatologie erfolgt in Boele ohne größere Bauaktivitäten. Ursprünglich war angedacht, auf den Komplex eine Etage aufzusetzen oder auf der Grünfläche vor dem Haupteingang einen Neubau zu errichten. Angesichts von Statikproblemen sowie äußerst zähen Baugenehmigungsverfahren haben KKH und KKiMK diese Planungen inzwischen verworfen und durch den Beschluss zu einer neuen Verwaltungszentrale für den neuen Krankenhausverbund im Lennetal einen Befreiungsschlag gelandet. „Durch diesen Schritt haben wir nicht bloß eine Hängepartie beendet, sondern gleichzeitig die Geschwindigkeit unseres Häutungsprozesses deutlich erhöht.“ Brenneis geht davon aus, dass die Bereiche Personalwesen, Finanzen, Marketing, technische Leitung und Controlling sowie die Geschäftsführungen der Häuser im Oktober auf etwa 1300 Quadratmetern an der Bandstahlstraße in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Theis-Kaltwalzer an den Start gehen.

Neue Notaufnahme für Boele

Dennoch wird das St.-Johannes-Hospital sich baulich weiterentwickeln. So soll die zentrale Notaufnahme von der Eingangsrampe des Hauses verschwinden und an der Ecke zur Osthofstraße eine neue Zufahrt mit moderner Rettungshalle entstehen (Invest: ca. eine Million Euro). Außerdem liegen weiterhin die Pläne auf dem Tisch, in Boele einen Neubau für eine Wahlleistungsstation mit 26 Betten zu errichten, in der Privatpatienten diverser Disziplinen zwischen Bettenhaus und dem zweiten Quertrakt attraktiv untergebracht werden können: „Das ist der nächste Mosaikstein, den wir anstreben“, will Brenneis den Standort im Hagener Norden weiter festigen.

Das dafür notwendige Kapital soll u.a. durch den Verkauf des St.-Marien-Hospitals in die KKH-Kasse fließen. Für den teils historischen Innenstadt-Komplex mit einer Grundfläche von mehr als 2500 Quadratmetern, der durch das Dortmunder Büro Casa-Sogno-Immobilien vermarktet wird, gibt es nach Angaben von Brenneis „noch vier bis fünf Interessenten“. Zwei davon seien in der engeren Wahl. Die Stadt Hagen, die eine Offerte in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro abgegeben haben soll, scheint in dem Bieterverfahren allerdings nicht gerade in der Spitzengruppe zu liegen.