Hohenlimburg. Das Reisebüro Schröder ist seit Jahrzehnten in Hagen-Boele etabliert. Doch nun zieht es den Inhaber und seine Frau nach Hohenlimburg.
Die Idee, ein Reisebüro in Hagen-Hohenlimburg zu eröffnen, sei ihnen während eines Spaziergangs gekommen, berichten Michael Schröder und Andrea Hardenbicker: „Die Innenstadt wirkte erschreckend verwaist, so wenig Geschäfte, so viel Leerstand. Dabei ist Hohenlimburg doch so pittoresk.“
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Das war Ende August. Ende November, also nur drei Monate später, hat sich die Idee zu einem formidablen Geschäftsplan entwickelt. In der Lohmannstraße 1 will das Ehepaar, das seit Jahrzehnten mit seinem Betrieb in Boele etabliert ist, ein Reisebüro der ganz besonderen Art gründen: „Wir wollen einem Ladenlokal, das seit vier Jahren leer steht, neues Leben einhauchen.“
Kataloge und Prospekte nicht mehr en vogue
Ein herkömmliches Reisebüro mit Regalen voller Kataloge und Prospekte werden die Kunden in Hohenlimburg aber nicht erwarten dürfen. Schröders wollen beim Verkauf von Reisen einen ganz persönlichen Stil pflegen, die Einrichtung der Büroräume wird innovativ und zugleich persönlich sein. „Das Büro ist mein Lebensmittelpunkt“, sagt Michael Schröder: „Den will ich mit den Kunden teilen und sie wahrhaftig in mein Wohnzimmer einladen.“ Mit Bar, Küche und Sofa will Michael Schröder seinen Kunden das Gefühl vermitteln, sie säßen bei ihm zu Hause. Für abendliche Gäste werde sicherlich auch mal eine Pizza in den Ofen geschoben, überlegt er: „Die Reisen werden am Esstisch gebucht, nicht am Schreibtisch.“
Und dazu soll Musik laufen, zum Beispiel von Kiss und Motörhead, den Lieblingsbands von Michael Schröder: „Mein Mann ist ja ein alter Rocker“, sagt Ehefrau Andrea, der in Hohenlimburg ein Reisebüro im Stil eines Hardrock-Cafés vorschwebt.
Wenn alles nach Plan verläuft, werden Schröders ihr neues „Wohnbüro“ bereits Mitte Dezember eröffnen. Womit sich zugleich die Frage stellt, was mit dem angestammten Geschäft in der Kirchstraße in Boele, das sich in vierter Generation im Familienbesitz befindet und wo Michael Schröders Vorfahren u.a. eine Druckerei betrieben, geschehen soll? Und warum das Ehepaar seinen Traum vom Reisebüro neuen Stils nicht hier verwirklicht? Das Stammhaus sei derart verbaut und verwinkelt, dass der für den Neustart notwendige Umbau nicht in Frage komme, weil er viel zu teuer wäre, sagt Michael Schröder: „Deshalb bleibt der Betrieb in Boele vorerst eingerichtet wie gehabt. Wohin die Reise zukünftig geht, bleibt abzuwarten.“ Es gebe aber keine Denkverbote, sagt der Touristikexperte. Dass er und seine Frau mit Unterstützung ihrer Angestellten künftig zwei Standorte betreiben würden, sei ebenso möglich wie die Schließung des Stammhauses in Boele.
Ein Argument für die Neueröffnung des Standortes Hohenlimburg ist aber auch die Förderung aus dem „Sofortprogramm Innenstadt“, mit dessen Hilfe Mieten für Ladenlokale verbilligt und so Unternehmen ins Quartier gelockt werden sollen. Rund 96.000 Euro an Landesmitteln bekam die Stadt Hagen für Hohenlimburg bewilligt. Schröders zahlen in der Lohmannstraße bis Ende 2023 nur 20 Prozent der Miete. Das Konstrukt dahinter: Die Stadt Hagen mietet die Ladenlokale vom Eigentümer an. Dieser verzichtet in den ersten zwei Jahren auf 30 Prozent der Miete und bekommt den Rest von der Stadt. Michael Schröder und seine Frau können das Geld gut gebrauchen, denn zwei Jahre lang lag das Reisegeschäft infolge der Corona-Krise nahezu brach: „Das hat uns unsere gesamten privaten Rücklagen gekostet.“
Immerhin gehe es mittlerweile wieder rasant aufwärts. Trotz der gestiegenen Preise sei ein deutliches Plus bei Fernreisen, vor allem in die USA, zu verzeichnen, aber auch Mauritius, die Seychellen und Kreuzfahrten seien beliebte Ziele. Nicht zu vergessen die gute, alte Pauschalreise, die viele Schröder-Kunden nach Griechenland und auf die Kanaren führt.
2022 sei ein sehr gutes Geschäftsjahr gewesen, er habe noch nie so viel gearbeitet, berichtet Michael Schröder – und das will etwas heißen für einen Geschäftsmann, der ohnehin die meiste Zeit des Tages im Büro verbringt und sein Ladenlokal in ein Wohnzimmer verwandeln will.