Hohenlimburg. Rund 96.000 Euro Fördermittel fließen in die Hohenlimburger Innenstadt. Günstige Mieten für leere Ladenlokale sollen Anreiz für Gründer sein

Mit Fördermitteln soll der Leerstand in der Hohenlimburger Innenstadt bekämpft werden. Rund 96.000 Euro an Landesmitteln aus dem „Sofortprogramm Innenstadt“ bekam die Stadt Hagen für Hohenlimburg bewilligt. Damit sollen die Mieten für Ladenlokale verbilligt und so Existenzgründer und junge Unternehmen ins Quartier gelockt werden.

Sieben Leerstände im Fokus

Aktuell sind sieben leere Ladenlokale in der Hohenlimburger Innenstadt im Angebot. Wer Interesse anmeldet und den Zuschlag bekommt, der zahlt für sein Ladenlokal bis Ende 2023 nur 20 Prozent der Miete. Das Konstrukt dahinter: Die Stadt mietet die Ladenlokale vom Eigentümer an. Dieser verzichtet in den ersten zwei Jahren auf 30 Prozent der Miete und bekommt den Rest von der Stadt, den Großteil finanziert aus dem Fördertopf.

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Projektgruppe gegründet

Im Auftrag der Stadt wird das Förderprogramm für Hohenlimburg von den Beratungsbüros „Stadt+Handel“ aus Dortmund und „Schneider+Straten“ aus Düsseldorf mit Frank Manfrahs von der „Initiative Innenstadtentwicklung“ (früher Quartiersmanagement) umgesetzt. Gemeinsam bilden sie die „Projektgruppe Zukunft Innenstadt Hohenlimburg“.

Nachfrage noch gering

Seit Januar 2022 können sich Interessierte für die Anmietung von leeren Ladenlokalen in Hohenlimburg bewerben. Bisher ist die Nachfrage gering, mit nur einem Interessenten laufen aktuell Gespräche. „Die ersten Wochen hätten für Hohenlimburg besser sein können“, räumt Gisbert Schneider, Beratungsbüro „Schneider+Straten“, ein. Zwar beobachte man auch in anderen Städten, dass das Interesse schwankt. „Aber wir brauchen jetzt Input.“

Auf rund 17 Prozent Leerstand kommt die Hohenlimburger Innenstadt laut Frank Manfrahs (Initiative Innenstadtentwicklung). Mit den neuen Fördermitteln erhofft man sich einen Anreiz für interessierte Existenzgründer.
Auf rund 17 Prozent Leerstand kommt die Hohenlimburger Innenstadt laut Frank Manfrahs (Initiative Innenstadtentwicklung). Mit den neuen Fördermitteln erhofft man sich einen Anreiz für interessierte Existenzgründer. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Von Café bis Tangoschule

Welche Branchen die leeren Ladenlokale zwischen Reformierter Kirche und Rathausplatz beleben könnten, da ermuntert Anne Kraft, Beratungsbüro „Stadt+Handel“, zu Kreativität. „Man sollte die Chance sehen, Innenstadt neu zu definieren – nicht nur als Ort des Handels, wie es über Jahrzehnte war.“ So habe man im Lockdown gemerkt, dass es in den Städten „blinde Flecke“ gibt, die außerhalb des Einkaufens für keine Nutzung vorgesehen sind. Hier wolle das Sofortprogramm anknüpfen.

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Von Fördermitteln aus dem Programm in Iserlohn konnte ein Hohenlimburger vergangenes Jahr ein Frühstücksrestaurant in Letmathe eröffnen. In Winterberg zog dank Fördermittel ein Yogastudio in eine frühere Bankfiliale. Anderswo gebe es Gespräche über die Ansiedlung von Tangoschulen und privaten Musikschulen, berichtet die Projektgruppe.

Innenstädte im Wandel

Frank Manfrahs, Initiative Innenstadtentwicklung: „Wir werden in den Städten nicht mehr die Massenfrequenzen haben. Es wird Teilflächen auch nur für bestimmte Zielkundschaften geben. Das muss man annehmen und daraus etwas machen.“ Da die verbilligten Mieten auf zwei Jahre begrenzt sind, wird parallel mit weiteren Fördermitteln ein Zentrenmanagement etabliert, das die Händler weiter begleiten soll. Auch will man will mit Eigentümern über die Zukunft der Innenstadt in Austausch kommen und idealerweise Akzente setzen, die über die Förderzeit hinausgehen.

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Händlerin: „Falsche Sicherheit“

Was die Fördermittel anstoßen sollen, hat Sonja Schulte schon vor gut einem Jahr ohne Hilfe gewagt: Im März 2021 zog sie in ein leerstehendes Ladenlokal in der Hohenlimburger Innenstadt und baute dort Lager, Verkaufsraum und Produktionsküche für ihre Naturseifen auf. Existenzgründer zu unterstützen, den Ansatz findet die Händlerin grundsätzlich gut. Aber: „Bei einer vergünstigten Miete, die auf zwei Jahren beschränkt ist, sehe ich die Gefahr, dass sich die Gründer in falsche Sicherheit wägen.“

Allzu schnell gewöhne man sich an die Ausgaben und vergesse, dass die nicht ewig so gering bleiben, sagt Schulte. „Es ist ernüchternd, wenn man nach der Förderung plötzlich vor deutlich höheren Kosten steht“, plädiert sie für enge Begleitung und Beratung. Gute Erfahrungen habe sie mit einem Dialog auf Augenhöhe mit dem Vermieter gemacht. „Und wenn externe Unterstützung über Beratung angeboten wird, dann sollte diese auch vor Ort in Hohenlimburg ansässig sein.“

Kontakt für Interessenten

Das „Sofortprogramm Innenstadt“ der NRW-Landesregierung soll neue Impulse bringen für die von der Pandemie geplagten Fußgängerzonen. Gut eine Millionen Euro fließen nach Hohenlimburg, Hagen-Mitte und Haspe.

Infos und Kontakt für Gründer und Interessenten gibt es unter www.sofortprogramm-hagen.de.