Hagen. Spiele der Fußball-WM in Katar werden live auf dem Weihnachtsmarkt in Hagen gezeigt. Was der Glühweinstand Westfalenschänke genau vor hat.
Es gibt ein Rudelgucken in Hagen zur Fußball-Weltmeisterschaft. Ein durchaus ungewöhnliches. Denn das bislang einzig bekannte Public-Viewing findet mitten auf dem Weihnachtsmarkt statt. Noch dazu an einer der bekanntesten Buden des adventlichen Rummels. Schausteller Jeffrey Arens, für außergewöhnliche Ideen durchaus bekannt, installiert auf der Westfalenschänke eine Leinwand und überträgt außerdem auf Fernsehern, die im Gastbereich aufgehängt sind.
Dabei ist Arens im Grund gar nicht selbst auf die Idee gekommen, die Spiele aus Katar zu zeigen. „Seit Anfang Oktober gehen bei uns Reservierungen von Gruppen ein. Dabei ist immer wieder die Frage gestellt worden, ob man bei uns denn auch Fußball gucken kann“, sagt der Schausteller, „natürlich wissen wir, wie umstritten die Weltmeisterschaft ist, und das wollen wir auch gar nicht ausblenden. Aber letztlich entsprechen wir damit einem Wunsch, den die Gäste an uns heran getragen haben.“
Leinwand auf dem Dach
Auch interessant
Arens hatte gemeinsam mit seinem Bruder auf die Probleme in der Corona-Zeit reagiert. Beide hatten den Stadtstrand am Hengsteysee eröffnet. Ein Pilotprojekt im Hagener Norden, das weit über die Grenzen der Stadt für Aufsehen sorgte. „Bereits damals haben wir die Spiele der Europameisterschaft auf einer Leinwand übertragen“, so Jeffrey Arens.
Die Leinwand – zehn Quadratmeter groß – gibt es noch. Und nun wird sie auf dem Dach der Westfalenschänke so installiert, dass auch Fans, die ein wenig weiter weg vom Ausschank stehen, einen guten Blick auf die Spiel werfen können. „Die Gegebenheiten vor Ort sind perfekt. Wir haben in Richtung Rathaus-Galerie genügend Platz. Die Bildqualität auf der Leinwand und auf den Fernseher ist hochwertig“, so Arens, der von keinem ähnlichen Projekt in der Szene weiß. „Eine Leinwand oben auf einem Glühweinstand – das dürfte einmalig sein.“
Deutsche Spiele und Top-Spiele werden gezeigt
Zeigen will Arens auf der Leinwand zumindest alle deutschen Spiele sowie weitere Topspiele des Turniers. Zum ersten Mal muss die Elf von Bundestrainer Hansi Flick in gut zwei Wochen am 23. November ran. Anstoß gegen Japan ist bereits um 14 Uhr. Die beiden weiteren Vorrundenspiele, am 27. November gegen Spanien sowie am 1. Dezember gegen Japan, werden um 20 Uhr angepfiffen. Der Weihnachtsmarkt ist immer bis 22 Uhr geöffnet.
Ähnlich ist die Situation dann ab dem Achtelfinale. „Wobei es da natürlich sein kann, dass die 20-Uhr-Partien in die Verlängerung oder gar ins Elfmeterschießen gehen“, sagt Arens, der einräumt, dass er selbst – obwohl eigentlich leidenschaftlicher Fußball-Fan, noch nicht im WM-Fieber sei. „Allerdings haben wir mit der Stadt besprochen, dass wir in einem solchen Fall bis zum Ende der jeweiligen Partien öffnen dürfen.“
Alle Schausteller auf Weihnachtsmarkt können Spiele zeigen
Eine gesonderte Lizenz für die Übertragung brauche es nach Angaben von Arens nicht. „Abgerechnet wird über die Gema“, so der Schausteller, „die Gebühr richtet sich nach der Größe des Standes und nach der Größe von Bildschirmen und Leinwand.“ Letztlich sei die Erfassung online relativ einfach möglich.
Ob Arens am Ende der einzige Schausteller ist, der Spiele überträgt, ist noch offen. „Wir haben zumindest allen die Möglichkeit eingeräumt“, sagt Dirk Wagner, Veranstalter des Weihnachtsmarkts. „Wer sie allerdings tatsächlich nutzt, wissen wir noch nicht genau.“
Neue Färberei erwägt Abstimmung
Auch sonst scheint es in Hagen kaum öffentliches Rudelgucken zu geben. „Zumindest uns sind bislang keine weiteren Angebote bekannt“, erklärt Wladimir Tisch von „Hagen Wirtschaftsentwicklung“, gleichzeitig Vorsitzender der City-Gemeinschaft.
+++ Lesen Sie auch: Haspe rätselt – wer versteckt den Kirmesesel? +++
Auch auf dem Elbersgelände ist noch offen, ob WM-Spiele live gezeigt werden. „Wir sind noch unentschlossen“, erklärt Stephan Ley, Inhaber der Neuen Färberei. „Wir überlegen, ob wir so etwas wie eine Abstimmung unter unseren Gästen auf Social Media durchführen.“ Auch Ley hat dabei die Umstände im Gastgeberland vor Augen: „Ich denke, wir sind uns alle einig, was Katar angeht. Auf der anderen Seite kann man natürlich argumentieren, dass die Sportler ja dafür nichts können und dass ein Boykott an den Menschenrechtsbedingungen wohl auch wenig ändern würde.“