Haspe. Die lebensgroße Figur eines Hasper Kirmesesels wurde am Wochenende gestohlen. Die Brauchtumsfreunde finden diese Freveltat gar nicht lustig.
Jetzt ist endgültig Schluss mit Lustig in Hagen-Haspe – man könnte sogar sagen, dass rund um den Kreisel in den Reihen der ULK-Brüder (Unsinn, Leichtsinn, Kneipsinn) echte Alarmstimmung herrscht: Denn die knatschrote Kirmesesel-Figur an der Ecke Enneper/Grundschötteler Straße wurde am Wochenende entwendet. Das lebensgroße Kunststoffgebilde, das offenkundig in der Nacht zum Sonntag verschleppt wurde und Teil eines Sextettes ist, trägt als eindeutiges Erkennungszeichen die Logos des Hasper Heimat- und Brauchtumvereins (HHBV) und der Hagener Schausteller auf seinem Rücken.
„Langsam sind wir es wirklich leid“, droht HHBV-Vizepräsident Thomas Eckhoff der Geduldsfaden zu reißen. „Wir haben ja in der Vergangenheit schon wiederholt mit Vandalismus, Schmierereien und mutwilligen Zerstörungen zu tun gehabt. Aber dass jetzt gleich ein gesamter Esel gestohlen wird, macht uns schon richtig sauer.“ Entsprechend hat Eckhoff die Figur bei der Hasper Polizeiwache als vermisst gemeldet und Anzeige erstattet. Denn sämtliche Nachforschungen in der näheren Umgebungen ergaben bislang keinerlei Hinweise auf den Verbleib der Beute. Selbst die Suche in der nahe gelegenen Ennepe führte auf keine heiße Spur zu dem Esel.
150 Jahre Esel-Symbolik
Der Hasper Kirmesesel gehört zu den klassischen Symbolfiguren der ULK-Gemeinde. Bereits beim ersten Kirmeszug im Jahre 1872 führte die Schar der launigen Satirefreunde ein Kirmesbauer an, der sich auf einem Esel durch die Straßen bewegte. In ihrer despektierlichen Art machten sich die Hasper mit dieser Symbolik über den örtlichen Kommandierenden lustig, dessen Polizeigewalt auf diese Art nach allen Regeln des Spottes verhohnepipelt werden sollte.
„Das macht so einfach keinen Spaß mehr“, ärgert sich Eckhoff 150 Jahre später über die Respektlosigkeiten und zunehmenden Zerstörungen an den Eselsfiguren. Diese wurden im Jahr 2016 in Haspe etabliert. Damals hatte die HHBV-Gemeinde aus dem Verkauf des Kirmespins sowie mit Unterstützung der Schausteller drei rote Kirmesesel angeschafft, während die Bezirksvertretung Haspe – damals noch unter der Regie von Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser – drei weitere Graurücken spendierte. Diese wurden prompt an neuralgischen Punkten entlang der Voerder- und Enneper Straße platziert, um die Kirmes-Symbolik ganzjährig im Straßenbild sichtbar zu machen.
Ehrenamtliche Reparaturen
Doch schon bald stellte sich heraus, dass die mit den vier Hufen am Untergrund fixierten Kunststofffiguren sich weder als Reit- noch Schaukel-Einladungen eignen. Immer wieder wurden die Esel umgestoßen oder abgebrochen und mussten zu Heinrich Beckmann in die Werkstatt. „Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden ich die Füße verstärkt und versteift, Schmierereien entfernt, Buchstaben-Schnitzereien zugespachtelt und geschliffen sowie die Tiere lackiert habe“, macht das HHBV-Vorstandsmitglied (Frauenbeauftragter) und der ehemalige Geschäftsführer eines Hasper Baustoffhandels kein großes Aufhebens um sein ehrenamtliches Bastler-Wirken. „Aber dass so ein etwa 50 Kilo schwerer Esel von seinem Betonsockel mutwillig abgerissen und gestohlen wird, hätte ich mir nicht vorstellen können.“
Zuletzt übergaben die Kirmesfreunde einen in der Fußgängerzone ramponierten und wieder aufgepeppten Esel sogar in die schützende Obhut des Hasper Krankenhauses. Damit verbanden sie die Hoffnung, dass „Mopsi“ als wohlmeinender Begleiter der Kranken mehr Wertschätzung erfahren würde. Aber auch dort ist es bereits wieder zu Beschädigungen der Figur gekommen. „Wir wissen im Moment auch nicht, wie es weitergehen kann“, überlegt Vizepräsident Eckhoff bereits, sämtliche Hasper Esel vorsorglich einzusammeln und in der Halle der Dieter-Klöckner-Stiftung in der ehemaligen Feuerwache in Sicherheit zu bringen: „Vielleicht müssen wir die Esel künftig in Stahl-Käfigen aufstellen.“ Dies wäre dann tatsächlich so richtig unlustig.