Hohenlimburg. Städtebauförderung: 12 Millionen Euro sollen bis 2030 nach Hohenlimburg fließen. Was damit im Bezirk passieren soll, dazu gibt es konkrete Pläne
Auch wenn der Begriff sperrig klingt: das „Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept Hohenlimburg“ (InSEK) gilt als Hoffnungsträger, der die Innenstadt zu neuem Glanz führen soll. Rund 12 Millionen Euro an Fördermitteln sollen dafür in den nächsten acht Jahren in den Bezirk fließen.
Mehrere Handlungsfelder hat das InSEK ausgemacht, ein Wunschkonzert wird das aber nicht, bremst der Bezirksbürgermeister.
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Warten auf Zusage
Priorität A: Zukunft Rathaus Hohenlimburg. „Die Lenne ist vom Rathausplatz aus nicht erlebbar und nur schwer erreichbar. Dies soll geändert werden. Darüber hinaus gilt es, das Gebäude durch Begrünungsmaßnahmen klimaresistenter zu gestalten“ Umsetzung: 2022-2026, Kosten: 780.000 Euro (aus dem Maßnahmenplan des InSEK Hohenlimburg)
Fast zwei Jahre musste der Bezirk auf die Zusage der Millionen-Förderung warten. Im Dezember 2020 hatten Rat und Bezirksvertretung das Konzept abgesegnet, für das die Stadt Hagen das Dortmunder Planungsbüros „plan-lokal“ mit ins Boot genommen hatte. Bei der ersten Bewerbung für das Jahr 2021 ging Hohenlimburg jedoch leer aus.
12 Millionen Euro zugesichert
Priorität A: Hof- und Fassadenprogramm. „Im Bereich der Innenstadt von Hohenlimburg sollen neben den öffentlichen Investitionen auch private Investitionen zur Aufwertung des öffentlich wahrnehmbaren Raums beitragen.“ Umsetzung: 2022-2029, Kosten: 1 Mio. Euro.
Es folgte ein zweiter Anlauf in diesem Jahr, die Fördersumme erhöhte sich in der Zwischenzeit von sieben Millionen auf nun rund 12 Millionen Euro – Pandemie und Preissteigerungen lassen grüßen. Ende August dieses Jahres kam die Zusage. Grundsätzlich eine sehr gute Nachricht für Hohenlimburg, sagt Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann. Wenngleich auch sehr überraschend.
„Wir wussten nicht, kommen die Fördermittel oder nicht? Zwei Jahre haben wir gewartet und keiner hat jetzt damit gerechnet.“ Entsprechend war das Thema zuletzt kaum im Blick. „Wir müssen nun den Faden wieder aufnehmen.“ Aus nüchternen Zielbestimmungen und Maßnahmen auf Papier gilt es es Sichtbares zu schaffen.
„Kein Wunschkonzert“
Priorität A: Einrichten eines Citymanagements. „Das Citymanagement koordiniert die im InSEK genannten Maßnahmen.“ Umsetzung: 2022-2029, Kosten: 700.000 Euro.
Um Sichtbares zu schaffen, bewegt man sich aber nicht alleine im Hobbykeller, sondern im öffentlichen Raum. Es werde sicher kein „Wunschkonzert“ geben, wenn es an die Umsetzung der InSEK-Gelder geht, ist Eisermann sicher. „Wir werden uns an Vorgaben halten und diese auch in den Vordergrund stellen müssen. Das Entscheidende ist: Alle Maßnahmen sind mit Auflagen verbunden.“
Begrünung am Rathaus
Priorität B: Hohenlimburg an der Lenne. „Das Ziel der Maßnahme ist, die Lenne als natürliche Ressource mit dem urbanen Raum zu verbinden und somit eine Steigerung der Aufenthaltsqualität der öffentlichen Plätze und insbesondere des Rathausplatzes als zentraler Bezugs- und Treffpunkt im Stadtgefüge auszubilden.“ Umsetzung: 2023-2029, Kosten: 3,5 Millionen Euro.
Einen Vorgeschmack auf die Vorgaben gaben die Planungen rund um die Fassadenbegrünung des Rathauses in Hohenlimburg, die als eine der ersten Maßnahmen aus dem InSEK sichtbar in Hohenlimburg ansteht. „Es war nicht so, dass man es begrünen konnte wie man wollte, sondern es musste ,klimarelevant’ begrünt werden. Und so ähnlich wird es auch bei anderen Maßnahmen sein.“
Debatte um Quartiersmanager
Priorität B: Beauftragung eines Quartiersarchitekten. „Ein Quartiersarchitekt kann Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern insbesondere bei der energetischen Sanierung ihrer Immobilien unterstützen und somit zu einer Erhöhung der Sanierungsrate beitragen.“ Umsetzung: 2023-2029, Kosten: 250.000 Euro.
Doch nicht nur gesetzliche Vorgaben liegen als Bremsklotz auf dem Unterfangen. Steigende Baupreise und die klamme Stadtkasse geben ebenfalls Grund zur Skepsis, wie viel Spielraum es künftig geben wird, um den Lennepark attraktiver zu machen oder den Rathausplatz mit der Lenne zu verknüpfen.
Und der Rückzug von Quartiersmanager Frank Manfrahs zeugt von dem Druck, unter dem dieser Umbau nach zehrenden Jahren mit Pandemie und Flut nun vollzogen werden muss.
Keine sichtbaren Erfolge
Priorität B: Einrichtung eines Verfügungsfonds. „Über den Verfügungsfonds werden Projekte finanziell gefördert, die der Realisierung der Ziele der Stadterneuerung dienen.“ Umsetzung: 2023-2029, Kosten: 200.000 Euro.
Nach vier Jahren Tätigkeit des Quartiersmanagers fehlte es Händlern an sichtbarem Erfolg. Der bröckelnde Rote Faden in der Fußgängerzone steht für viele als Sinnbild. „Der menschliche Umgang untereinander war da nicht in Ordnung“, findet Eisermann zur Debatte um den Quartiersmanager. „Wir sitzen alle in einem Boot und müssen in Zukunft noch eher weiter zusammenrücken.“
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Hitzige Debatten
Priorität B: Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerbeteiligung, Baustellenmanagement. „Im Rahmen des InSEKs Hagen-Hohenlimburg wird auf eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung gesetzt, welche im Zusammenspiel mit dem Citymanagement und dem Quartiersarchitekten dem Anspruch der Maßnahmen gerecht werden soll.“ Umsetzung: 2023-2029, Kosten: 40.000 Euro.
Wie dünn die „Wir-sitzen-alle-in-einem-Boot“-Floskel ist, zeigt nicht zuletzt das Gezerre rund um den Abriss des Lennebades und die Pläne für ein Ganzjahresbad in Henkhausen. Gespalten in der Frage sind die Hohenlimburger bis heute.
Insek-Mittel nicht für Lennebad-Abriss
Priorität B: Räumlich-Funktionale Stärkung der Fußgängerzone. „Im Zentrum dieser Maßnahme steht die Entwicklung eines gestalterischen und räumlich funktionalen Gesamtkonzeptes für die Fußgängerzone Hohenlimburgs.“ Umsetzung: 2024-2029, Kosten: 1.550.000 Euro.
Mit Fördermitteln aus dem InSEK soll auch der Lennepark attraktiver werden. Den für das Jahr 2025 anvisierten Abriss des Lennebades aus InSEK-Mitteln zu bezahlen, dagegen wolle er sich aber wehren, kündigt Eisermann an. „Da sehe ich sehr großen Gesprächsbedarf. Wir bezahlen nicht Millionen für einen Abriss, obwohl wir Geld bekommen haben, um Neues zu gestalten.“ Gleichwohl müsse man aber auch froh sein, dass Politik und Verwaltung ganzjähriges Schwimmen in Hohenlimburg dauerhaft erhalten möchten.
Altena als Vorbild
Priorität B: Modernisierung und Attraktivierung des Lenneparks. „Erste Überlegungen zur Umgestaltung der Parkfläche sehen vor, die Fläche des ehemaligen Lennebades und der benachbarten Stellplatzanlage wieder einer sportlichen Nutzung zuzuführen.“ Umsetzung: 2025-2029, Kosten: 3,5 Millionen Euro.
Bei aller Träumerei hilft es, sich von der Realität inspirieren zu lassen. Wo sein Blick hinführt, hat Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann dabei bereits in der ersten Auflage dieser Serie „Bei uns ums Eck“ deutlich gemacht – und zwar nach Altena.
Ortstermin mit Politik
Priorität C: Stärkung der Wegebeziehungen Altstadt – Bahnhof – Langenkamp. „Mit dieser Maßnahme soll eine Qualifizierung der Eingangssituationen mit besonderem Fokus auf Entsiegelung und Barrierefreiheit in die Innenstadt (Altstadt) erfolgen. Die Eingänge in die Fußgängerzone müssen eine besondere Betonung erfahren.“ Umsetzung: 2025-2029, Kosten: 330.000 Euro.
Eisermann: „In Altena gibt es viele Ideen, die man auch nicht unbedingt aus InSEK bezahlen muss“, denkt er etwa an Blumenkästen an der Lenne, die von Vereinen und Firmen gesponsert werden. „Auch solche Ideen würde ich gerne aufnehmen.“ Für das kommende Frühjahr wolle er eine Fahrt der Bezirksvertretung nach Altena organisieren, auch um sich mit der Politik dort vor Ort auszutauschen.
Priorität C: Errichtung eines Wegeleitsystems. „Zentrale Infoterminals an publikumsintensiven und verkehrsgünstigen Flächen sollen die interessierten Bürgerinnen und Bürgern mit umfassenden Informationen versorgen.“ Umsetzung: 2026-2028, Kosten: 160.000 Euro.
Serie „Bei uns ums Eck“
In der Serie „Bei uns ums Eck“ blickt die Redaktion erneut auf zwölf Probleme und Projekte, die Menschen in den Quartieren beschäftigen. In Hohenlimburg ging der Blick 2021 auf die Lenne-Öffnung nach Altenaer Vorbild und das Projekt des Bezirksbürgermeisters, die Kaltwalzertradition im Hohenlimburger Stadtbild sichtbar zu machen. Realisiert sind bisher nur Stahl-Blumenkübel am Rathaus, er sei aber zu dem Thema weiter in Gesprächen, so Eisermann. Die Lenne-Öffnung soll mit InSEK gelingen.