Hohenlimburg. Die Serie „Bei uns ums Eck“ beginnt. Die Redaktion begleitet 12 Projekte in die Zukunft. Den Auftakt macht ein Projekt aus Hohenlimburg.
Würde man nur auf das blicken, was tatsächlich, ganz konkret und finanziell in der Hand von Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann liegt, müsste man zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass man damit in Hohenlimburg nicht viel reißen kann. Gerade einmal knapp 40.0000 Euro stehen der Bezirksvertretung als Budget zur Verfügung. Rechnet man alle Blumensträuße und Zuschüsse für Vereine ab, bleibt so gut wie nichts, um mal ein richtiges Projekt anzuschieben. Wie auch, bei knapp 1,40 Euro pro Hohenlimburger Bürger? „Das soll mich aber nicht davon abhalten, auch eine Vision zu haben, die ich verfolgen und an der ich mich messen lassen möchte“, sagt Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann. Denn im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes – und auch darüber hinaus – will er gern das Lenneufer nach Altenaer Vorbild öffnen.
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Hohenlimburg ist wohl der einzige Stadtbezirk, der etwas aus seiner Flusslage macht. Die Lenne ist hier kein unerwünschtes Gewässer, wie an vielen Stellen im Hagener Zentrum die Volme diesen traurigen und verbauten Anschein erweckt, sondern ortsbild- und altstadtprägend. Die Kulisse von Lenne, Altstadt und Schlossberg firmiert als „Heidelberg-Blick“. Hohenlimburg und die Lenne sind wie Herz und Vene.
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Und trotzdem reicht das Jochen Eisermann nicht. Die Lenne soll erlebbarer werden, näherkommen, sogar begehbar sein. „Die Stadt Altena hat in meinen Augen vorgemacht, wie man die Lenne im Stadtkern nutzen kann“, sagt Eisermann. In Altena ist aus einstigem Straßenraum entlang des Flusses eine flanierwürdige Lennepromenade am Ufer des Berges von Burg Altena entstanden. Die Parallelen zu Hohenlimburg sind groß. In der Mitte der Altenaer Promenade gibt es eine offene Treppenanlage, die in die flache Lenne führt. Etwas spitzzüngig könnte man formulieren: ähnlich der Treppenanlage hinter dem Hagener Rathaus an der Volme – nur in schön.
Dazu muss man sagen: Die zuvor 30 Jahre „Lenneufer-Highway“ in Altena konnten nur beendet werden, weil es dort zuvor ebenfalls ein „integriertes Konzept“ gegeben hatte. Die NRW-weit am stärksten schrumpfende Kommune Altena mit ihrer monostrukturellen Arbeitsplätze-Situation hatte durch hohe Bürgerbeteiligung und einen mutig und nahezu antizyklisch agierenden Bürgermeister Andreas Hollstein mächtige Vorarbeit geleistet. Heute lässt sich sagen, dass das der Impuls für Lenneuferpromenade und den viel gelobten Erlebnisaufzug hinauf zur Burg Altena war. Wichtige Vorarbeit, die viele Landesförderungen zur Folge hatte.
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Kontakt zum Amtskollegen in Altena ist bereits hergestellt
„Wenn ich nach Altena blicke, sehe ich ja, wie die dort mit dem Fluss in ihrer Stadt umgegangen sind. Ich will von denen lernen. Wäre coronabedingt nicht so vieles runtergefahren, würde ich mit der gesamten Bezirksvertretung einen Ausflug nach Altena machen und dort auch ein Treffen mit der Politik organisieren“, sagt Jochen Eisermann. „Das ist auf jeden Fall eines meiner Ziele in dieser Legislatur, die Öffnung des Lenneufers hin zu den Menschen nach vorne zu bringen.“ Losen Kontakt zum Altenaer Bürgermeister Uwe Kober gebe es schon.
Nun muss man beim Blick nach Altena hervorheben, dass die dortige Verwaltung den Umbau des Stadtzentrums an vielen Stellen flexibel, auf kurzen Wegen und wohlwollend begleitet hat. Während Hohenlimburg sich in der klammen Stadt Hagen unter fünf Stadtbezirken wiederfindet, in denen jeweils Integrierte Stadtentwicklungskonzepte aufgelegt werden und es zudem ein immer wieder aufkeimendes Spannungsfeld zwischen der einstmals eigenständigen Stadt Hohenlimburg und dem Rest von Hagen gibt, konnte Altena die Flusspromenade sozusagen aus der Hand einer Stadt entwickeln, die politisch und bürgerlich dahinter stand. „Ich weiß, dass ich es als Bezirksbürgermeister wohl nicht mehr erleben werde, dass gewisse Punkte des INSEK in Hohenlimburg umgesetzt werden. Das kann zweieinhalb Legislaturen dauern. Aber ich will Veränderung anstoßen. So wie hier am Fluss. Eine Promenade wäre ein Traum, eine teilweise begehbare Lenne ebenso. Für mich ist auch wichtig, zu zeigen, dass wir da von anderen lernen können.“
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Positive Gespräche habe Eisermann bereits mit dem Unternehmen Bilstein geführt, dem direkt an der Lenne zwischen Wildwasser-Anlage und Werksgelände Flächen gehören. Inhalt: Ein touristischer Radweg entlang des Flusses.
12 Projekte, die von besonderer Bedeutung sind – Start der WP-Oster-Serie
In den Bezirksvertretungen (und im Stadtrat Breckerfeld) fallen oft Entscheidungen, die die Bürger ganz unmittelbar betreffen. Es geht um Projekte, die genau dort realisiert werden, wo die Menschen leben. Die Berichterstattungen aus den fünf Hagener Bezirken, aus ihren politischen Gremien, und aus Breckerfeld ist fester Bestandteil der Lokalausgabe dieser Zeitung. Und trotzdem wollen wir mit der Serie „Bei uns ums Eck“ noch einmal etwas genauer in die Hagener Viertel und auf die Hansestadt schauen.
Fünf Bezirksbürgermeister, die sich ehrenamtlich für ihren Stadtteil engagieren, und ein hauptamtlicher Bürgermeister stellen uns in den Osterferien jeweils zwei Projekte vor, die für ihren Bezirk beziehungsweise für ihre Stadt von ganz besonderer Bedeutung sind. So geht um eine Gewerbeansiedlung in Haspe, um eine in die Jahre geratene Grundschule in Eilpe, um die Zukunft der Fußgängerzone in Hagen-Mitte, um ein ganz besonderes Grab im Hagener Norden, um die weitere Öffnung der Lenne und um eine neue durchgehende Radwegverbindung von Norden nach Süden in Breckerfeld.
Im ersten Teil unserer Serie begleiten wir in den kommenden zwei Wochen die Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki (Haspe), Heinz-Dieter Kohaupt (Nord), Michael Dahme (Eilpe/Dahl), Jochen Eisermann (Hohenlimburg), Ralf Quardt (Mitte) sowie den Breckerfelder Bürgermeister André Dahlhaus in ihren Bezirken und in ihrer Stadt. Im Oktober dann – und darüber hinaus – guckt die Stadtredaktion erneut genau hin, was sich im letzten halben Jahr getan hat – „Bei uns ums Eck“.