Hohenlimburg. Händlern aus Hohenlimburg fehlen die Impulse vom Quartiersmanager. Der sieht nach knapp vier Jahren Arbeit Versäumnisse, aber auch Erfolge

Fast vier Jahre ist Quartiersentwickler Frank Manfrahs nun in Hohenlimburg aktiv. Im Herbst läuft sein bisheriger Vertrag aus. Wenn es nach der Werbegemeinschaft ginge, würde dieser Vertrag in seiner jetzigen Form nicht verlängert. „Leider muss man feststellen, dass unter dem Strich gesehen nichts Konkretes erreicht wurde“, zieht Ulrich Elhaus eine ernüchternde vorläufige Bilanz des Quartiersmanagements.

Händler: Hoffnung verpufft

Elhaus ist Vorstand der Werbegemeinschaft und vertritt die Händler vor Ort. „Anfangs hat Herr Manfrahs viele Arbeitsgruppen gegründet und auch betreut. Allerdings muss man feststellen, dass die aus den Arbeitsgruppen erarbeiteten Impulse nicht umgesetzt wurden.“ Kritik kommt von ihm auch zu der Internetseite „www.qualimbu.de“, die über die Aktivitäten des Quartiersmanagements berichten soll, allerdings nicht mehr auf aktuellem Stand ist.

Schwierige Jahre

Martin Porck gehört zum Team der Hohenlimburger Buchhandlung. Er hat das Quartiersmanagement als Stütze während der Pandemie vermisst. „Die letzten drei Jahre waren für uns alle hart. Erst kam Corona und dann diese fürchterliche Flut“, sagt Porck. „Das Quartiersmanagement konnte bei mir in beiden Situationen nicht punkten.“ Der Quartiersmanager habe eher mit Abwesenheit geglänzt. „Wir brauchen jemanden, der Impulse setzt, Projekte vom Anfang bis zum Ende begleitet und nicht halbherzig mehr oder weniger irgendwo da ist.“

Fehlende Präsenz und keine Fortschritte, um die Innenstadt zu beleben – solche Töne über den Quartiersmanager kommen auch von anderen Händlern und Gastronomen vor Ort, wie der Gaststätte Limmeg, Blumen Stenner, Sauerlandseifen und Optik Terlau.

Präsenz vor Ort fehlt

„Da Herr Manfrahs ja in Gelsenkirchen wohnt, hat man nicht das Gefühl, dass er in irgendeiner Form ‘nah dran’ ist am Hohenlimburger Leben“, stellt Maibritt Engelhardt, Optik Terlau, frustriert fest. Sie hatte den Quartiersmanager vor vier Jahren als Vorsitzende der Werbegemeinschaft mit in sein Amt gehoben. So nicht mehr haltbar, meint Engelhardt. „Eine Anpassung des Vertrags mit verbindlichen Zielsetzungen und jährlich einem verpflichtend zu organisierenden Vernetzungsevent wäre für mich eine sinnvollere Perspektive.“

Bezogen auf die nicht gepflegte Internetseite www.qualimbu.de sieht Frank Manfrahs Nachholbedarf. Auch dass der Draht zu den Händlern in Hohenlimburg zuletzt fehlte, räumt er auf Anfrage ein. „Ich habe bei einigen Händlern stichprobenartig vorbeigeschaut, aber nicht in Gänze.“

Ob ein Büro in Hohenlimburg da geholfen hätte? „Vielleicht“, sagt Manfrahs, verweist neben den Kosten aber auch auf seine geringe Stundenzahl. Nur rund ein Arbeitstag pro Woche stünde für das Quartiersmanagement in Hohenlimburg zur Verfügung. „Die meisten Tage wäre das Büro also leer.“

Fokus auf Hauseigentümern

Mit der Vertragsverlängerung 2020 sollte der Fokus des Quartiersmanagements zudem mehr auf Hauseigentümern liegen. Inzwischen befinde er sich mit den meisten Eigentümern, besonders denen von Leerständen, im regelmäßigen Austausch. Die Leerstandsquote für Hohenlimburg sei gesunken, von 25 Prozent im Jahr 2018 auf aktuell rund 16 Prozent. „Das ist mittlerweile selbst für wesentliche größere Innenstädte teils nicht unüblich.“

Jüngst habe man zudem ein Ladenlokal in der Freiheitstraße an ein Fachgeschäft für Orthopädietechnik vermieten können. Das Geschäft soll in diesem Jahr eröffnen. Dass Ideen bis zur Umsetzung auf sich warten lassen (Stichwort „Roter Faden“), sei auch der Pandemie geschuldet, aber nicht nur. So fehlt es dem Quartiersmanagement an eigenem Budget. Alles Geld, um Ideen umzusetzen, muss bei Förderern eingeworben werden. „Ich möchte mich nicht beklagen, weil diese Situation vorher klar war“, betont Manfrahs. „Im Stadtmarketing ist das nicht selten, dass erst im laufenden Prozess Gelder erarbeitet werden müssen.“

Immerhin: Kommende Woche sollen zwei mit Hohenlimburg-Motiven versehene Sitzbänke an der reformierte Kirche aufgestellt werden, gestiftet von der Volksbank Hohenlimburg.

Quartiersmanager seit 2018

Seit Oktober 2018 ist der Freie Berater Frank Manfrahs als Quartiersmanager für Hohenlimburg im Amt. Finanziert wird die Arbeit des Gelsenkircheners von der Volksbank Hohenlimburg, der Bezirksvertretung, dem Hohenlimburger Bauverein und der Werbegemeinschaft. Seit letztem Jahr arbeitet Manfrahs mit dem Zentrenmanagement des Planungsbüros „Stadt + Handel“ zusammen, das im Zuge des NRW-Sofortprogramms Innenstadt etabliert wurde und unter anderem leerstehende Ladenlokale in Hohenlimburg mit Fördermitteln günstiger vermieten kann.

Weitere Finanziers sehen positive Bilanz

Neben der Werbegemeinschaft wird das Quartiersmanagement vom Hohenlimburger Bauverein, der Volksbank Hohenlimburg und der Bezirksvertretung finanziert. Letztere drei Geldgeber zeigten sich auf Anfrage zufrieden mit dem Quartiersmanager.

Einer Vertragsverlängerung stehen die drei Partner grundsätzlich offen gegenüber. Gelobt wird sein Einsatz in der Innenstadt nach der Starkregen-Flut 2021 sowie seine Vorarbeiten für das NRW-„Sofortprogramm Innenstadt“.

„Hier wurde insbesondere durch Herrn Manfrahs auch eine gute Datenbasis von Einzelhändlern, Mietinteressenten und Objekteigentümern erstellt“, so Klaus-Martin Kesper, Vorstand der Volksbank. Ulrich Schulze-Witteborg, Vorstandsvorsitzender Hohenlimburger Bauverein, hebt die Vernetzung von Manfrahs mit Hauseigentümern hervor: „Durch den stetigen Kontakt konnte und kann generell oftmals der Vermietungsprozess von der Besichtigung bis zur Vermietung einfacher umgesetzt werden.“ Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann verweist unter anderem auf Aktionstage in der Fußgängerzone, die verschiedenen Arbeitsgruppen und ein neues „Wir-Gefühl“, das anfangs für die Innenstadt aufkam.