Breckerfeld/Hagen. Die L 528 muss zwischen Hagen und Breckerfeld vollgesperrt werden. Die Auswirkungen sind erheblich. Eine Bestandsaufnahme.
Die Nachricht von der Sperrung der Landstraße 528 zwischen Hagen und Breckerfeld hat für Aufsehen und Verunsicherung gesorgt. Anwohner fürchten, ihre Häuser nicht zu erreichen. Pendler müssen Umwege in Kauf nehmen. Betriebe haben die Sorge, dass sie von der Außenwelt abgeschnitten werden. Ein Blick auf eine Baustelle aus unterschiedlichen Perspektiven.
Der Landesbetrieb
Der Landesbetrieb Straßen NRW ist zuständig für die Landstraßen – also auch für die L 528. Dass die Decke an der Steigung zwischen Hagen und Breckerfeld dringend saniert werden muss, steht außer Frage. Eine Firma hat den Zuschlag für die umfangreichen Arbeiten erhalten. Wann es genau losgeht, ist noch offen. „In der zweiten Septemberhälfte“, sagt Julia Ollertz, Sprecherin bei Straßen NRW. „Sobald der Termin feststeht, informieren wir die Öffentlichkeit.“
Fest steht allerdings: Die Straße wird komplett gesperrt. „Für eine einseitige Sperrung ist sie nicht breit genug“, sagt Julia Ollertz – ein Umstand, der Laien erstaunt. Die Sprecherin allerdings erklärt: „Es müssen bestimmt Abstände zu den Arbeit eingehalten werden, um die Arbeiter nicht zu gefährden. Das ist in Vorschriften geregelt. Daran müssen wir uns halten.“
Die Konsequenz: Umwege. Die offizielle Umleitung führt bereits ab Branten hinab ins Volmetal, wo sich aufgrund des Desasters um die gesperrte Autobahn 45 der Verkehr ohnehin gerade über die Bundesstraße 54 quält. Diese Umleitung darf auch von Lastwagen bis 40 Tonnen befahren werden. Das gilt für weitere Ausweichrouten (Prioreier Straße oder Kettelbachstraße) nicht. Auch der Schleichweg über Ambrock dürfte sich lediglich für Pkw eignen.
Die Anwohner
Anwohner dürfen laut Aussage von Straßen NRW auch bei einer Vollsperrung durch, um ihre Häuser zu erreichen. Die Verunsicherung ist trotzdem groß. Denn offiziell hat sie noch niemand informiert.
Abgesehen davon ist es ja nicht nur damit getan, dass Anwohner passieren dürfen, wie sich am Beispiel des Landwirts Dieter Greßhöhner zeigt. „Dreimal in der Woche muss der Milchwagen auf den Hof“, sagt er. „Hinzu kommen Besuche des Tierarztes. Im Herbst werde ich oft mit dem Schlepper in Richtung der Weiden und Felder unterwegs sein. Der letzte Grünschnitt muss eingefahren werden. Flächen müssen gedüngt werden.“ Ob das möglich sein wird? „Am Ende denke ich, dass das eine Frage der Absprache ist. Aber noch hat sich niemand gemeldet.“
Der Unternehmer
In Sorge ist auch Marcel Schirmer, Betreiber der Kartbahn in der Selbecke. „Für uns ist existenziell, dass unsere Kunden uns auch erreichen“, so Schirmer, der nach seinem Start am Motodrom bereits unter der langen Corona- und Flut-Pause gelitten hat. „Gerade in den Herbstferien kommen noch mal viele zu uns.“
Ab wo genau gesperrt ist, ob und wie das Motodrom dann erreichbar sein wird – Schirmer hat keinen Schimmer. „Bei uns hat sich noch niemand gemeldet“, sagt er. Allerdings: Auch wenn die Kartbahn von Hagen aus erreichbar bleibt, bedeutet das für Kunden, die über Zurstraße kommen, längere Wege. Schirmer rechnet mit Einbußen.
Die Feuerwehr
„Eine Durchfahrt unter Blaulicht muss ja gewährleistet sein“, unterstreicht Feuerwehrchef Andreas Bleck. Dafür brauche es eine bevorrechtigte Ampelschaltung. Das Thema Sperrung sei auch schon vor Monaten mit den Einheitsführern besprochen worden. Eine entsprechende Stellungnahme ist im Mai an den Landesbetrieb gegangen.
Seither aber herrscht Funkstille. Was Bleck durchaus ärgert. „Wir wissen nicht, ob sich an den damaligen Planungen noch einmal etwas geändert hat“, sagt er.
Das Volmetal
Für die Anwohner im Volmetal entlang der Bundesstraße 54 bedeutet die bevorstehende Sperrung auch: noch mehr Verkehr. Seit der Sperrung der A 45-Brücke ist die Straße als Umleitungsstrecke wie berichtet ohnehin extrem belastet. Es kommt zu Staus, Lkw brausen an den Häusern vorbei. „Ich habe zuletzt einmal gezählt“, sagt Ursula Schäfer, die mit ihrem Mann in Rummenohl an der Hauptstraße lebt. „In 15 Minuten waren es 50 Lkw. Schön ist das nicht.“
Zumal es nun danach aussieht, dass bald noch deutlich mehr Schwerlastverkehr an ihrem Haus vorbeirollen wird. „Hinzu kommen die Motorradfahrer, die hier vorbeifahren, seit die Prioreier Straße wieder freigegeben ist. Die machen noch mehr Krach. Aber was wollen wir machen, man kann nur abwarten und hoffen, dass es irgendwann wieder besser wird.“
Die Hagener Straßenbahn
Zum aktuellen Zeitpunkt liege der Hagener Straßenbahn die Information vor, „dass die Busse die Strecke während der Bauphase uneingeschränkt – mit einer Ausnahme – passieren können“, sagt Sprecherin Alicia Pieper.
Die zeitlich begrenzte Ausnahme betreffe die Bauphase der Asphaltierung. „In der Zeit der Asphaltierung wird eine Umleitung gefahren, die aber noch zu prüfen ist.“ In jedem Fall will die HST vor der Baumaßnahme die Bürger über mögliche Änderungen informieren.
Die Werkstatt Homborn
Für die Werkstatt Homborn wird die Sperrung zu erheblichen Problemen führen. Aber auch hier gilt: „Von offizieller Seite hat mit uns noch niemand gesprochen. Der Informationsfluss ärgert mich sehr“, sagt Frank Solmecke, Leiter der Einrichtung von Bethel Regional. Denn: Ein erheblicher Teil der Lieferverkehre kommt über die L 528 aus Hagen. „Darunter sind auch Speditionen, die große Lastwagen nutzen. Für die ist die Straße Im Kettelbach garantiert keine Alternative. So eine Vollsperrung, die ja offenbar bis Ende des Jahres andauert, stellt uns vor riesige Probleme.“
Hinzu komme, dass auch viele der Beschäftigten (Menschen mit Behinderung) mit eigens eingerichteten Buslinien aus Hagen nach Zurstraße kommen. „Ich fürchte, dass wir mit dem Busunternehmer sprechen müssen“, sagt Solmecke, „wir werden Buslinien umstellen müssen.“ Welche Auswirkungen das auf Anfangs- und Arbeitszeiten und damit letztlich auf die Produktion hat, ist völlig offen.