Hagen. Die Verkehrswende in Hagen bleibt ein zähes Geschäft. Mehrere Radwege wurden in der City in Aussicht gestellt, aber es fehlt an der Umsetzung.
Schubladen-Konzepte, Planungsideen und Lippenbekenntnisse gibt es in Hagen reichlich, wenn es um das Thema Radverkehr geht. Doch in puncto Umsetzung regiert weitgehend der Stillstand. Drei Beispiele: 1. Fahrradstraße Augustastraße – nichts zu sehen; 2. Ennepe-Radweg zwischen Eckesey und Haspe – hier entwickelt sich an der Kuhlestraße bloß der Wildwuchs; 3. Fahrradspuren Graf-von-Galen-Ring – viel versprochen, bis heute nicht passiert.
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Dabei räumte auch Baudezernent Henning Keune im Juni 2021 ein: „In Sachen Radverkehr haben wir in Hagen einen enormen Nachholbedarf.“ Und Oberbürgermeister Erik Schulz ließ sich im September 2021 angesichts eines Fördergeldregens aus der Landeshauptstadt in Höhe von mehr als sechs Millionen Euro mit dem Satz zitieren: „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, die nachhaltige Mobilität in Hagen voranzubringen.“ Zwei Bekenntnisse aus den Mündern zweier potenzieller Macher, denen bislang kaum Resultate gefolgt sind.
Wichtige Achse nach Ennepetal
Dabei steht beispielsweise die Planung für die Augustastraße als erste echte Fahrradstraße in Hagen schon seit Jahren: Als „streckenbezogene Maßnahmenempfehlung des Konzeptes für die Weiterentwicklung des regionalen Radwegenetzes“ wird diese stadtteilübergreifende und regional bedeutende Verbindung zwischen Hagen und Ennepetal in schönstem Verwaltungssprech abgefeiert. Zwischen Minervastraße und Bergischem Ring sollen sich künftig die Auto- den Radfahrern unterordnen und müssen dort sogar das gemütliche Nebeneinanderradeln stoisch erdulden. Die Finanzierung steht, Fördermittel in Höhe von etwa 200.000 Euro sind längst da und im Juni 2021 hieß es noch, der Wirtschaftsbetrieb Hagen sei mit der Umsetzung beauftragt. Bislang effektfrei. Denn nach Angaben der Stadt, müsse zunächst noch der Umweltausschuss einen Beschluss fassen. Im Anschluss wolle der WBH dann prompt den Umbau ausschreiben.
Ähnlich sieht es mit der Schaffung eigener Fahrradspuren auf dem Graf-von-Galen-Ring aus. Mit der Eröffnung der Bahnhofshinterfahrung, so haben Verkehrszählungen ergeben, rollen hier inzwischen weniger als 20.000 Fahrzeuge am Tag, so dass eine Spur pro Fahrtrichtung völlig ausreichen würde. Das schafft Raum dafür, die äußeren Spuren exklusiv dem Radverkehr zur Verfügung zu stellen, zumal zwischen Schwenke und dem verwaisten Turm der Arbeitsagentur die Busse ja ohnehin auf eigenen Sondertrassen unterwegs sind. Mit Wiedereröffnung der Marktbrücke sollte dort nahtlos mit den Markierungsarbeiten begonnen werden – sofern das Wetter dies zulässt. Doch während der weitgehend trockenen und besonders verkehrsarmen Sommerwochen ist rein gar nichts passiert, obwohl die erforderlichen Mittel in Höhe von 38.000 Euro aus der Stellplatzablöse längst bereitstehen. Doch die Stadt verspricht: Noch im August soll es was werden: Eine akute Krankheitswelle bei der Firma für Markierungsarbeiten habe ein Ende gefunden.
Millionen-Trasse nach Haspe
Als echtes Premium-Projekt wird in Hagen zudem der Parade-Radweg zwischen Eckesey und Haspe verstanden, von dem nach Wahrnehmung der Planer mit dem Bürgersteig entlang der Bahnhofshinterfahrung ja der erste Bauabschnitt bereits realisiert ist. Herzstück des Ganzen ist jedoch der 1000 Meter lange Abschnitt zwischen der Bahnhofshinterfahrung (Kuhlestraße) und der Oberen Spiekerstraße (Kleingartenanlage Schlangenburg), der über die einstige Bahntrasse führt. Die Förderzusage über 2,2 Millionen Euro liegt vor, noch in diesem Jahr, so die Aussage der Planungsverwaltung im Mai, könne es losgehen. Doch bislang wuchert auf der ehemaligen Bahntrasse ausschließlich das wilde Grün. Der Grund: Für das Projekt ist noch ein Gestattungsvertrag zwischen der Stadt Hagen und der Bahn abzuschließen. Hier laufen zurzeit Gespräche – Ende völlig offen.