Hagen. In Hagen steigt der Inzidenzwert entgegen des Trends stark an. Die Stadt meldet 100 Neuinfizierte. Wir erklären die Gründe für die Entwicklung.
- Die Corona-Inzidenz in Hagen liegt weiter über der 200er-Grenze.
- Die Stadt meldet 100 Neuinfektionen.
- Grund dafür ist ein Ausbruch in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Viele Mitarbeiter wohnen in Hagen.
- Auch in Seniorenheimen gibt es neue Fälle.
Der Inzidenzwert in Hagen liegt am Donnerstag bei 209,3. Spitzenplatz in ganz NRW. 100 neue Corona-Fälle sind binnen eines Tages dazu gekommen. Während in der näheren Umgebung die Zahlen sinken, schießen sie in Hagen wieder in die Höhe und lassen die Bürger in der Hochphase der Pandemie und im Impf-Chaos besorgt auf die Statistik blicken. Die hauptsächlichen Ursachen liegen in den Pflegeheimen, in Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung und in den Krankenhäusern.
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Menschen mit Behinderung
Seit einigen Tagen rücken nun auch verschiedene Wohneinrichtungen für behinderte Menschen in den Fokus. Am vergangenen Freitag wurden durch eine Reihentestung des Gesundheitsamtes positive Fälle in der St. Laurentius-Werkstatt der Caritas in der Walzenstraße und einer Einrichtung im Ennepe-Ruhr-Kreis bekannt.
Im Fokus steht dabei das Philipp-Nicolai-Haus in Breckerfeld. Dort wurde das Corona-Virus bei 20 Bewohnern und 16 Mitarbeitern gefunden. Ausgangspunkt dieses Ausbruches war ein Fall in der Homborner Werkstatt in Breckerfeld, die zu Bethel-Regional gehört. Da in dieser Einrichtung von Bethel-Regional auch Menschen aus Städten außerhalb des Ennepe-Ruhr-Kreises arbeiten, hat das Gesundheitsamt benachbarte Behörden informiert. Die Werkstatt ist bis auf weiteres geschlossen.
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„Faktisch stehen erstmal alle Menschen mit Behinderung, die hier arbeiten, unter Quarantäne“, sagt Bethel-Regionalleiter Frank Solmecke. „Das sind 140 Leute plus Personal.“ Am Tag zuvor waren wegen der Fälle in der Laurentius-Werkstatt in der Walzenstraße bereits 260 Menschen mit Behinderung unter Quarantäne gestellt worden. In diesem Lockdown ist es den beeinträchtigten Menschen in ihren Werkstätten erlaubt zu arbeiten, damit sie weiter am Arbeitsleben teilhaben können. In Lockdown Nummer eins war das nicht möglich.
„Die Hygiene-Konzepte sind ja sehr streng“, sagt Frank Solmecke, „und wir beobachten, dass die Menschen mit Behinderung sich sehr gewissenhaft daran halten.“ Das hatte schon Laurentius-Werkstatt-Chef Meinhard Wirth erklärt. Beide Verantwortlichen machen sich für schnellere Impfungen bei Menschen mit Behinderungen stark. Vorgesehen ist das aber erst in Impfstufe zwei.
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Ein Großteil der Beschäftigten in den Werkstätten in Breckerfeld wohnt teilweise in Wohneinrichtungen für behinderte Menschen. Die Vermischung der Gruppen am Arbeitsplatz, in den Wohneinrichtungen oder auf der Fahrt zu den Arbeitsstätten sorgte dafür, dass sich die Infektionen schnell ausbreiten konnten.
Aktuell konnten fünf Wohneinrichtungen ausfindig gemacht werden, die von Infektionen betroffen sind. Die Wohneinrichtungen befinden sich in den Stadtteilen Emst (eine Einrichtung mit drei positiven Fällen), Haspe (zwei Einrichtungen mit insgesamt 17 positiven Fällen) und Hohenlimburg (zwei Einrichtungen mit insgesamt 24 positiven Fällen). 20 Beschäftigte, die privat wohnen, sind auch infiziert. Alle Bewohner betroffener Einrichtungen wurden durch das Gesundheitsamt getestet.
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Die Testergebnisse liegen aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor.
Die Krankenhäuser
In vier Hagener Krankenhäusern gibt es momentan 53 Infektionen. In zwei Einrichtungen läuft die Eindämmung. Stand Mittwochnachmittag war noch unklar, wie genau sich die Infizierten auf welche Kliniken verteilen.
Die Testungen
Weiterhin führt das Gesundheitsamt zahlreiche Testungen durch, um Infektionen frühzeitig zu erkennen. „Seit dem 1. Januar haben wir unser Testregime geändert und testen Kontaktpersonen der Kategorie 1 zweimal: Zunächst zu Beginn und dann noch einmal kurz vor Ende der Quarantäne. Somit erkennen wir Infektionen, die ohne die zweite Testung wahrscheinlich unerkannt geblieben wären“, erklärt Leiterin Dr. Anjali Scholten.
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Vom 4. bis 10. Januar wurden 1030 Testungen durchgeführt, mit 226 positiven Testergebnissen. In der darauffolgenden Woche wurden 1619 Testungen veranlasst mit 299 positiven Ergebnissen. Mit 2030 Testungen identifizierte das Gesundheitsamt in der vergangenen Woche 348 positive Fälle. Dr. Scholten: „In den allermeisten Fällen steckt eine positiv getestete Person sämtliche Familienmitglieder an.“
Was jetzt geschieht
Am Donnerstag tagt der Krisenstab der Stadt und wird auch beraten, wie es mit Blick auf den wieder erreichten 200er-Inzidenzwert weitergeht. Im Raum stehen schon jetzt Maßnahmen, die über die Coronaschutzverordnung hinausgehen. Ob damit auch Ausgangssperren oder Bewegungsradien gemeint sind, ist ebenfalls noch unklar.
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Klar ist: Die Stadt wird ihre Maßnahmen mit dem Land abstimmen müssen und sie ist wieder zurück an der Spitze der Inzidenzwerte – und zwar landesweit. Dort stand Hagen schon im November.