Hagen. Erneut ist es in einem Hagener Seniorenzentrum zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Nun gelten Verbote. Viele Angestellte lassen sich nicht impfen.
Die Altenheime bilden in Hagen seit vielen Wochen einen Brennpunkt der Corona-Pandemie. Seit Beginn der zweiten Welle im November ist es in Pflegeeinrichtungen vermehrt zu Ausbrüchen gekommen, die es im Frühjahr und Sommer 2020 in diesem Maß nicht gegeben hat. „Schon seit längerem sind die Alten- und Pflegeheime als eine Ursache für hohe Infektionszahlen bekannt“, teilte die Stadt Hagen mit.
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Jüngstes Beispiel: das Helmut-Turck-Seniorenzentrum in Helfe, in dem 17 Personen positiv getestet wurden. „Trotz aller Vorsichts- und Schutzmaßnahmen hat es das Virus geschafft, sich bei uns festzusetzen“, steht Hausleiter Ulrich Goldmann dem Vordringen des Erregers machtlos gegenüber: „Eine bittere Situation.“
Besuchsverbot und Aufnahmestopp
Konsequenz: In der von der Arbeiterwohlfahrt betriebenen Einrichtung gelten aktuell ein Besuchsverbot sowie ein Aufnahmestopp. Die Bewohner müssen auf ihren Zimmern bleiben, das Gesundheitsamt ordnete eine Reihentestung an. „Die meisten Betroffenen zeigen Gott sei Dank nur wenige oder gar keine Symptome“, berichtet Goldmann. 13 der positiv Getesteten sind Bewohner des Hauses, vier gehören zum Pflegepersonal. Alle Betroffenen leben bzw. arbeiten in einem Sektor, in den anderen Bereichen des Gebäudes sind keine positiven Fälle aufgetreten.
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Wie das Corona-Virus in die Einrichtung gelangt ist, lässt sich nicht mehr nachverfolgen. An einem Ort, an dem so viele Menschen (im Haus wohnen 130 Senioren) zusammen treffen, ist ein Ausbruch kaum zu verhindern. Derzeit sind in Hagen 17 Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 150 Menschen betroffen, darunter die Seniorenresidenz Curanum auf Emst mit 14 Fällen.
Im Karl-Jellinghaus-Zentrum des Roten Kreuzes (DRK) an der Feithstraße (72 Bewohner) wurden am 16. Januar 35 Corona-Infizierte verzeichnet: „Irgendwie muss das Virus ins Haus gekommen sein. Wie, das wissen wir nicht“, so Udo Stroh, Chef des DRK in Hagen.
Eine belastende Situation
Obwohl das Gesundheitsamt die Einrichtung noch nicht wieder für Besucher freigegeben hat, sei man über den Berg, so Stroh: „Zehn der betroffenen Personen sind mittlerweile negativ.“ Trotzdem ist die Situation sehr belastend, dürfen die Senioren ihre Zimmer doch seit nunmehr zwölf Tagen nicht verlassen. Wie im Helmut-Turck- hat im Karl-Jellinghaus-Zentrum die erste Impfung bereits stattgefunden, an der eigentlich vorgesehenen zweiten Runde dürfen diejenigen, die infiziert sind bzw. waren, aus medizinischen Gründen nicht teilnehmen.
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Doch während sich fast alle Senioren zur Impfung angemeldet haben, liegt die Bereitschaft des Personals lediglich zwischen 50 und 60 Prozent, berichten Goldmann und Stroh. Zwar haben beide in ihren Einrichtungen an die Belegschaft appelliert, sich doch impfen zu lassen, doch vor allem junge Mitarbeiter hielten sich zurück, sagt Stroh: „Einfach aus Angst vor möglichen Spätfolgen. Sie befürchten, dass die Impfung in einigen Jahren Langzeitwirkungen hervorrufen könnte.“ Das müsse man dann auch so akzeptieren: „Diese Angst kann ich ihnen nicht nehmen.“
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Auf Corona testen lassen müssen sich auch alle Angehörigen, die ihre Verwandten im Altenheim besuchen wollen. Während die meisten Einrichtungen Schnelltests vor Ort anbieten, die von eigens geschultem Pflegepersonal durchgeführt werden, haben vier Hagener Seniorenzentren den Malteser Hilfsdienst mit dieser Aufgabe betraut. „Dadurch entlasten wir die Pflegekräfte, die ja nun wirklich schon genug zu tun haben“, so Daniel Kwauka, Stadtbeauftragter bei den Maltesern.
Spontanbesuche bleiben verboten
Hin und wieder komme es dabei – sehr zur Überraschung von Getesteten, die keine Symptome zeigen – zu positiven Ergebnissen, so Kwauka. Diese werden an das Hagener Gesundheitsamt weitergeleitet, das dann einen PCR-Test anordnet, um das Ergebnis des Schnelltests, das bekanntlich falschpositiv ausfallen kann, zu beglaubigen.
Strenge Schutzvorkehrungen beim Besuch
Um die Bewohner von Altenheimen nicht zu isolieren, sind Besuche weiterhin möglich.
Doch es gelten strenge Schutzvorkehrungen. Besucher müssen grundsätzlich FFP2-Masken tragen. Ihnen soll soweit möglich vor dem Besuch ein Schnelltest empfohlen und angeboten werden.
Beschäftigte müssen alle drei Tage getestet werden und beim direkten Kontakt etwa mit Pflegebedürftigen ebenfalls FFP2-Masken tragen. Auch Bewohner sind regelmäßig zu testen.
Wie auch immer: Wer einen Angehörigen in einem Alten- oder Pflegeheim besuchen möchte, sollte Geduld mitbringen. Neben dem vorgeschriebenen Corona-Test darf man die meisten Einrichtungen aktuell nur nach vorheriger Terminabsprache aufsuchen. „Anders wäre das organisatorisch nicht machbar“, so Ulrich Goldmann.
Spontanbesuche bleiben in Zeiten von Corona verboten.