Emst. Monatelang beschäftigte der Streit Politik, Verwaltung und Bürger. Jetzt ist klar, was an der Cunostraße alles gebaut werden darf.

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass an der Ecke Gerhart-Hauptmann-Straße/Cunostraße ein Streit von öffentlichem Interesse entstand. Professorin Dr. Annette Zimmer, nach dem Tod ihrer Mutter Eigentümerin der diskutierten Freifläche, wollte zunächst zwei Gebäude mit 32 Wohnungen für altengerechtes Wohnen realisieren. Die Verwaltung hatte auf eine Veränderungssperre hingewiesen und abgelehnt. Nachdem die Professorin Klage erhoben hatte, kam Bewegung in die Sache. Jetzt erhält der wachsende Stadtteil Emst als Ergebnis dieses Streits gleich zwei Kindertagesstätten.

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Studien: In den nächsten zehn Jahren müssen 3500 Wohnungen verschwinden

Monatelang hatte der Fall Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung beschäftigt, weil hier eine Bürgerin bauen wollte, wofür in Hagen aus demografischer Sicht eigentlich großer Bedarf besteht, die Stadt aber besagte Veränderungssperre auf das Gebiet gelegt hatte. Dabei hat die Münsteraner Professorin die viel besprochene Hagener Wohnungsmarktstudie aus dem 2016 eigentlich voll auf ihrer Seite. Dem Wohnungsmarkt droht demnach der Kollaps. Die Leerstandsquote des Mietwohnungsmarktes: satte sieben Prozent. Mancherorts liegt der Mietpreis pro Quadratmeter bei 2 Euro. Die Empfehlung der Studie: In den nächsten zehn Jahren müssen 3500 Wohnungen verschwinden. Während jährlich 350 Wohnungen zurückgebaut werden sollen, müssten 150 moderne Wohnungen entstehen, um den Markt wieder auszudifferenzieren und um attraktive Mieten zu erzielen – genau das hatte Annette Zimmer auf Emst vor.

An dieser Stelle liegt die Freifläche.
An dieser Stelle liegt die Freifläche.

Nach Klage: Mehrgeschossiger Bau plus Kita darf nun entstehen

Das sah der damalige Bauderzenten Thomas Grothe aber anders und hielt den Stadtteil für „baulich abgeschlossen.“ Die Professorin hielt dagegen, auch gerichtlich. Dazu gab es Rückendeckung für sie aus der Hagener Politik. G rothe lenkte ein, bot ihr an, eine dreizügige Kita errichten zu können. Annette Zimmer blieb hartnäckig, pochte auf ihr Projekt. Das Ergebnis nun: Sie darf einen viergeschossigen Bau errichten – unten drin die Kita, darüber altengerechtes Wohnen. Der Bauantrag erhält laut Stadt zeitnah grünes Licht, die Klage wird fallengelassen.

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Bauherrin ist nicht mehr Professorin, sondern eine Stiftung

Wegen des insgesamt hohen Bedarfs und auch, weil auf Emst „Im Langen Lohe“ und „Auf der Gehre“ zwei Baugebiete mit 100 Wohneinheiten entstehen, legt die Stadt noch eine Kita oben drauf, die am Spiel-und Sportpark Emst in bereits bestehenden Räumlichkeiten untergebracht werden soll – ebenfalls dreizügig.

Bauherrin des eingangs beschrieben Bau-Komplexes an der Gerhart-Hauptmann-Straße wird unterdessen nicht mehr Professorin Annette Zimmer persönlich sein. „Ich habe im Sinne meiner verstorbenen Mutter Ursula Becker eine Stiftung gegründet“, erklärt Zimmer. Sie trägt den Namen „Stiftung zur Unterstützung chronisch kranker Kinder.“ Die Mieterlöse des dreizügigen Kindergartens und der 22 barrierearmen Wohnungen sollen die Stiftung fließen. „Es ist ein Generationenprojekt“, sagt Zimmer. „Alt lebt mit Jung zusammen in einem Gebäude, und Senioren helfen dabei chronisch kranken Kindern.“ 2022 soll alles bezugsfertig sein.

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