Emst. Es gibt reichlich Gegenwind für die Bebauungspläne auf Emst: Bürger, Vereine und Politik kritisieren die Ideen der Stadtverwaltung.
Das Bebauungsplanverfahren „Wohnbebauung Im Lange Lohe“ auf Emst stößt zunehmend auf Widerstand in der Bürgerschaft und in der Politik. Vertreter von CDU, SPD und FDP lassen zurzeit keinen Zweifel, dass die ursprünglichen Ideen der Planungsverwaltung rund um den Marktplatz so kaum umgesetzt werden dürften.
„Wir werden die offene Siedlungsstruktur der Gartenstadt Emst am Lohe- und am Emster Marktplatz erhalten“, verspricht CDU-Fraktionschef Stephan Ramrath und unterstützt entsprechende Hinweise der Bürger. „Im Stadtentwicklungsausschuss werden wir dafür sorgen, dass die Gebäude deutlich niedriger, kleinteiliger und winddurchlässiger gestaltet und der Emster Marktplatz frei gehalten wird.“
Zweifel am eingeschlagenen Weg
Vereine können Pläne nicht mittragen
Widerstand gegen die Planung der Stadt regt sich auch in den Emster Vereinen. Deren Vertreter machten zuletzt deutlich, dass vor allem der Marktplatz eine Tabuzone sei, weil er sowohl als Veranstaltungsfläche als auch als Parkraum für Veranstaltungen im Steinhoff-Park benötigt werde.
„Das BG-Basketballturnier zu Beginn der Sommerferien lockt jedes Jahr so viele Teams nach Emst. Die müssen irgendwo parken“, bringt Annett Sand für BG Hagen es auf den Punkt. „Wir stehen einer Wohnbebauung ja nicht grundsätzlich negativ gegenüber,“ erinnert Peter Wienecke, Präsident von Concordia Hagen, an den mühsam gefundenen Kompromiss bei der Zusammenlegung der Spielstätten von Concordia Hagen und SpVg Hagen 1911 auf der Bezirkssportanlage an der Haßleyer Straße. Concordia Hagen richte jedoch jedes Jahr zu Himmelfahrt den Volkslauf Hagen auf der Marktplatzfläche aus. „Steht uns diese Fläche nicht zur Verfügung, ist diese Traditionsveranstaltung tot.“
Selbst der Stellplatzbedarf für den Trainings- und Ligabetrieb der Vereine, die die nahe Emster Turnhalle heute als Heimspielstätte nutzen, geht über die tatsächlich vorhandene Anzahl der Stellplätze an der Sporthalle deutlich hinaus und wird durch die Marktplatzfläche abgedeckt.
Damit tritt die CDU-Fraktion Bestrebungen der Verwaltung entgegen, den Emster Marktplatz zu verkleinern und mit einem bis zu viergeschossigen Gebäuderiegel abzuschließen: „Es war der Wunsch des Baubeigeordneten Henning Keune, an dieser Stelle den Stadtteil mit sozialem Wohnungsbau zu ergänzen. Das entspricht zwar dem Experten-Gutachten zur Wohnraumentwicklung in der Stadt. Doch bei näherer Betrachtung vor Ort und nach Aufnahme der Bürgerbeteiligung dominieren bei uns große Zweifel, ob der eingeschlagene Weg exakt an dieser Stelle richtig sein kann“, so Ramrath.
Für CDU-Umweltausschusssprecher Jörg Klepper „ist alles, was an dieser Stelle über zwei Vollgeschosse hinausgeht, kritisch. Derart große Gebäude würden den naturnahen Charakter der bisherigen Bebauung deutlich überragen und dominieren.“ Ebenfalls unausgegoren sei die Verkehrserschließung.
Für Bezirksbürgermeister Ralf Quardt ist der soziale Friede „noch wichtiger als alles andere: Wir haben in Emst und Eppenhausen eine breit getragene, stark gewachsene und gut verwobene Vereins- und Stadtteilstruktur. Diese Strukturen können wir dauerhaft nur sichern und festigen, wenn sie durch neu Zugezogene ergänzt und weiter mit Leben gefüllt wird. Deshalb lehnen wir auch ideologisch motivierte Sozialexperimente mit ungewissem Ausgang ab.“
Einschränkungen für den Wochenmarkt
„Die Halbierung des Marktplatzes ist auch mit mir nicht zu machen. Damit würde ein zentraler Platz auf Emst ohne Not kaputt gemacht werden. Auch ist diese Fläche nicht nur für die Vereine sondern auch für den noch funktionierenden Wochenmarkt auf Emst wichtig“, betont wiederum Jörg Meier, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. „Wir haben die angedachte Bebauung einmal unter Realbedingungen des Wochenmarktes eingemessen und abgesteckt. Die Bebauung würde bis zu 35 Meter in die heutige Fläche hineinragen. Damit ist ein Parken auf dem Wochenmarkt nicht mehr möglich. Die Bebauung muss also zurückgenommen werden,“ so Meiers Fazit.
Dabei lehnt er Geschosswohnungsbau nicht grundsätzlich ab. „Es gibt viele ältere Emster Bürger, die im Stadtteil unbedingt bleiben wollen. Für sie brauchen wir barrierefreie Miet- oder auch Eigentumswohnungen.“ Der Bedarf dafür ist groß auf Emst und kann im Bestand nicht gedeckt werden. Immerhin sind über ein Drittel der Menschen auf Emst älter als 65 Jahre. „Auch die gute ÖPNV-Anbindung sowie die Nähe zum Versorgungszentrum spricht für diesen Standort“, ist der SPD-Ratsherr überzeugt. „Allerdings könnte eine Reduzierung des Geschosswohnungsbaus viel Druck aus dem Kessel nehmen.“
Nachfrage der Familien ist hoch
Verärgerung signalisiert auch die FDP-Fraktion. Insbesondere das Vorhaben, dort Geschosswohnungsbau zu realisieren, entspreche nicht den ursprünglichen Überlegungen der Politik. „Für uns war immer klar, dass auf dem ehemaligen Loheplatz Einfamilienhäuser und Reihenhäuser realisiert werden sollen. Genau für solche Bebauung brauchen wir dringend Flächen. Die Nachfrage nach Baugrundstücken für Familien ist nach wie vor hoch und das wird auch in absehbarer Zeit so bleiben“, meint Fraktionschef Claus Thielmann. Mehrstöckige Häuser passten derweil nicht in die Umgebung und würden von den Anwohnern zu Recht kritisiert. „Die Vorstellungen der Bauverwaltung führen zu einem deutlich größeren Bedarf an Parkplätzen. Dazu müssten dann Teile des Emster Marktplatzes einbezogen werden – eine Entwicklung, die wir schädlich für den Stadtteil halten.“