Hagen. . Professorin Annette Zimmer will auf Emst Seniorenwohnungen errichten. Darf sie aber nicht. Sie klagt gegen eine Veränderungssperre der Stadt.
An der Gerhart-Hauptmann-Straße auf Emst möchte die Professorin Annette Zimmer, die dort auch einen hochgeschossigen Wohnblock besitzt, zwei Häuser mit 32 Wohneinheiten für seniorengerechtes Wohnen errichten. Darf sie aber nicht, sagt die Stadtverwaltung. Denn: Auf dem Gebiet liegt eine Veränderungssperre, mit der die Verwaltung das Viertel rund um das Große Feld planungsrechtlich hat einfrieren lassen, um selbst eigene Pläne zu konkretisieren. Die Professorin hat den Klageweg eingeschlagen.
Hintergrund zur Veränderungssperre
Das Baugesetzbuch (Paragraf 14) sagt: „Ist ein Beschluss über die Aufstellung eines Bebauungsplans gefasst, kann die Kommune zur Sicherung der Planung für den künftigen Planbereich eine Veränderungssperre mit dem Inhalt beschließen, dass Vorhaben nicht durchgeführt oder bauliche Anlagen nicht beseitigt werden dürfen.“ Dieser Beschluss ist gefasst. Konkrete Planungen gibt es noch nicht.
Marode Bäume von der Freifläche beseitigt
Annette Zimmer hat von ihren Eltern einen der großen Wohnblöcke an der Gerhart-Hauptmann-Straße geerbt und ihn bislang für 1,2 Millionen Euro nach und nach saniert. Eine Entscheidung, die man durchaus als gewagt bezeichnen kann. Große Investoren kaufen derartige Wohnkomplexe aktuell mit Vorliebe. „Das wollte ich aber nicht“, sagt Zimmer, „weil ich nicht möchte, dass einfach nur Mieten aus dem Gebäude gepresst werden und nichts instand gehalten wird.“
Baukörper in Rufkontakt-Bauweise
Sie habe unterschätzt, wie hoch der Sanierungsaufwand ist. Ein Fass ohne Boden. Und genau vor diesem Hintergrund habe sie sich auch entschieden, die rund 3000 Quadratmeter große Freifläche neben dem Wohnblock von den aus ihrer Sicht maroden Bäumen zu befreien, was im Viertel für Empörung gesorgt hat.
Auf jener Freifläche möchte die Professorin zwei Gebäude mit insgesamt 32 Wohneinheiten für seniorengerechtes Wohnen errichten. Laut Zimmer genau das, was das Viertel braucht. Emst sei stark nachgefragt, viele ältere Menschen möchten hier leben. Zimmers Architekt Manfred Kissing sagt: „Bis zu vier Millionen Euro würden wir hier investieren. Es entstünden Baukörper in Rufkontakt-Bauweise. Dadurch werden Beziehungen gefördert.“
Investoren fühlen sich nicht gewertschätzt
Laut Kissing benötige Emst genau diese Durchmischung. Durch Einfamilienbauten hier und große Wohnblöcke dort würden sich bestimmte Gesellschaftsteile aktuell voneinander entfernen und nicht annähern. „So würde man heute nicht mehr bauen.“ Sehr ärgerlich sei, dass die Stadt willige Investoren nicht zum Zuge kommen lasse und stattdessen einfach Veränderungssperren auf das Viertel legen würde.
Vorwurf der Untätigkeit
„Wenn es Veränderungssperren gibt“, sagt Annette Zimmer, „aber sich einfach nichts tut und nicht geplant wird, dann muss ich davon ausgehen, dass die Verwaltung untätig ist.“ Wenn man ihr dann gleichzeitig ihre Bauvoranfrage ablehnen würde, bliebe ihr nur die Klage.
Verwaltung hält Viertel für „fertig gebaut“
Baudezernent Thomas Grothe sagt: „Wir müssen uns mit Blick auf das Wohnungsmarktgutachten für Hagen die Frage stellen, ob wir an dieser Stelle weiteren Wohnraum schaffen wollen, wenn wir gleichzeitig erstmal 3000 Wohnungen vom Markt nehmen müssen.“ Aus Sicht seiner Abteilung sei das Wohnviertel auf Emst fertig gebaut und immer noch so sinnvoll wie die Planer es sich in den 50er-Jahren ausgedacht hätten. Grothe: „An dieser Stelle halten wir weiteren Zubau deshalb nicht für notwendig.“ Anders sehe das am Loheplatz aus, wo man sich durchaus vorstellen könne, Einfamilienhäuser entstehen zu lassen.
Die Veränderungssperre sei zunächst nur ein formaler Akt, damit die Verwaltung Gelegenheit habe, sich selbst klar zu werden, wie und ob man auf Emst baulich weiter verfahren möchte. Im Stadtgebiet gebe es aktuell fünf dieser Sperren.