Hagen. Nach einem Bombenfund an der Bahnhofshinterfahrung in Hagen müssen 2200 Hagener evakuiert werden. Freitag wird die Straße eröffnet.
Vladimir Mokowoscow wird den 19. Januar 2017 so schnell nicht vergessen. Wie könnte er auch – ist es doch jener Tag, an dem wie aus heiterem Himmel eine 250-Kilo-Bombe auf seinem Lastwagen landete. Abgeworfen hatte die um 10 Uhr an einem Donnerstagmorgen nicht etwa ein Flugzeug, sondern ein Bagger an der Bahnhofshinterfahrung. Mokowoscow blickte auf seinen Kipper, machte mit seinem Handy noch ein Foto und suchte dann das Weite. Er hatte Angst.
Angst hatten auch jene Menschen, die vor 75 Jahren einen der letzten großen Angriffe auf Hagen erlebten. Ob diese Bombe an jenem Tragischen 15. März 1945 oder bei einem der anderen großen Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs auf Hagen abgeworfen wurde – das lässt sich heute nicht mehr sicher sagen. Auch nicht, ob sie tatsächlich an der Trasse der heutigen Bahnhofshinterfahrung landete oder später bei Aufräumarbeiten dorthin verschoben wurde, wie es Matthias Hegerding, Projektleiter beim Wirtschaftsbetrieb Hagen glaubt.
Unbemerkt ausgegraben
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Fest steht: Ein Baggerfahrer hatte die Bombe unbemerkt ausgegraben, sie auf den wartenden Lkw geworfen und in diesem Moment bemerkt, was gerade passiert war. Er informierte die Polizei. Und löste damit einen Großeinsatz nebst Evakuierung mehrerer Viertel aus, wie man ihn Hagen bis dahin noch nicht erlebt hatte. In einem Radius von 550 Metern musste der Bereich um die Fundstelle evakuiert werden. 2200 Hagener waren davon betroffen. Der Bahnverkehr musste gestoppt werden. In weiten Teilen der Hagener Innenstadt kam es zu erheblichen Verkehrsproblemen.
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Hegerding blickt jetzt, drei Jahre nach dem Fund, entspannt auf den Bombenfund zurück. „Das war seinerzeit schon eine große Sache“, so jener Mann, der insgesamt 20 Jahre seines Arbeitslebens mit der Bahnhofshinterfahrung verbracht hat. Und dabei hat er nicht nur den Tag selbst im Auge: „Der Fund hat unsere Planungen durcheinandergewirbelt und Zeit gekostet.“
Schonendes Verfahren kostet wertvolle Zeit
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Denn: Fortan durfte an der Hinterfahrung beim Rückbau von Betonbauwerken nicht mehr mit einem Meißel, sondern nur noch mit einer Fräse gearbeitet werden. Ein schonenderes, aber teureres und aufwendigeres Verfahren. „Das sollte zunächst nicht nur für die Hinterfahrung, sondern auch für die Westside gelten“, so Hegerding mit Blick auf das Areal zwischen Bahnhof, Hinterfahrung und Volme. „Dann konnten wir aber darstellen, dass die Bombe an der Hinterfahrung nicht abgeworfen, sondern später dort verschüttet wurde.“ Eine Sichtweise, die auch die Bezirksregierung teilte.
Gezeigt werden soll die Bombe künftig im neuen Stadtmuseum, das im kommenden Jahr zum Stadtjubiläum als Teil des Kunstquartiers eröffnet werden soll. „Es handelt sich um eine Sprengbombe aus US-amerikanischer Produktion“, sagt der Historiker Dr. Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen. „Dieser Bombentyp wurde in größerer Stückzahl bei den britischen Luftangriffen am Abend des 2. Dezember 1944 sowie am 15. März 1945 auf Hagen abgeworfen.“
Bombe soll im Stadtmuseum präsentiert werden
NRW-Verkehrsminister kommt zur Eröffnung
Die Bahnhofshinterfahrung wird am kommenden Freitag, 13. März, feierlich für den Verkehr freigegeben.
Um 10.30 Uhr wird der eigentliche Festakt durch ein oberbürgermeisterliches Grußwort von Erik O. Schulz in einem Zelt auf dem Areal der Westside eröffnet. Da dieser Bereich ausnahmslos den namentlich geladenen Gästen vorbehalten bleiben wird, soll es eine Video- und Audioübertragung auf einer größeren Leinwand im Außenbereich geben. Auch NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst kommt nach Hagen.
Gegen 11 Uhr wir die Straße dann freigegeben.
Da es sich um „Flächenangriffe“ handelte, so erläutert Blank weiter, sollte die Bombe kein spezifisches Ziel treffen, sondern nur das Umfeld des Zielpunktes. „Der wiederum im Bahnhofsviertel lag.“
Nach der Entschärfung wurde der Sprengstoff entfernt. Aktuell wird die Bombe noch beim Kampfmittelbeseitigungsdienst gelagert. „Mit weiteren entschärften Bomben wird sie in der künftigen Dauerausstellung in einer fundierten und inhaltlich anspruchsvollen Inszenierung über den Bombenkrieg und den Kriegsalltag zu sehen sein.“