Hagen. Vor gut einem halben Jahr hat die Stadt Hagen ein Radverkehrskonzept auf den Weg gebracht. Ein erster Radweg wird jetzt konkret.

Ein mehrere hundert Meter langer Abschnitt war die erste Nagelprobe. Eine Probe, die gründlich in die Hose ging. Was Stadtplaner und Radfahrer frustriert hat. Als der Umweltausschuss Anfang Mai mit den Stimmen von CDU, SPD und Linken den geplanten Radweg entlang der Bundesstraße 7 beerdigte, stimmten die Politiker in gewisser Hinsicht gegen sich selbst. Denn das Radfahrkonzept, das Maßnahmen für 19 Millionen Euro umfasst und in dem der Abschnitt in Hohenlimburg fester Bestandteil war, war noch mit großer Mehrheit verabschiedet worden.

„Aus unserer Sicht war der Radweg an der B7 eine wichtige, aber vergleichsweise unspektakuläre Maßnahme“, sagt Stadtplaner Jörg Winkler, „ich habe mir da im Vorfeld wirklich Blasen gelaufen. Und wir waren uns sicher: Ein deutlich gekennzeichneter Radweg an dieser Stelle – das funktioniert.“ Dabei sei es nicht nur um das Projekt selbst, dass zum größten Teil über Fördermittel finanziert worden wäre, gegangen, sondern auch darum, dass „wir endlich anfangen müssen, Radfahrer im Verkehr wahrzunehmen. Wir müssen sie aus ihrer Nische herausholen“.

Erste Projekt kläglich gescheitert

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Eine Einschätzung, in der sich Winkler mit Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) einig ist: „Dass direkt die erste Maßnahme aus dem Radverkehrskonzept scheitert, ist traurig“, sagt Heide Wenke (VCD), „dabei ging es am Ende nur um ein paar Parkplätze. Als Radfahrer fühlt man sich immer wie ein Bittsteller. Dabei sind wir nicht die Ursache des Schadstoffproblems. Wir sind die Lösung.

Trotz dieses herben ersten Rückschlags: Im Fachbereich Planung führt das nicht dazu, dass die selbigen eingestellt werden. Sukzessive will man das Konzept abarbeiten. Erstes Beispiel: der Ennepe-Radweg. „Die Haushaltsplanungen für das Jahr 2020 und 2021 laufen ja gerade“, sagt Jörg Winkler, „wir haben einige Radwege angemeldet. Darunter auch den Lenneradweg und den Ennepe-Radweg.“

Auf Bahntrasse bis nach Haspe

Radstreifen sehen die Experten kritisch.
Radstreifen sehen die Experten kritisch. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Letzterer soll unterhalb des Kuhlerkamps am Kreisverkehr starten und dann auf einer ehemaligen Bahntrasse bis nach Haspe hinein parallel zur ehemaligen Bundesstraße 7 verlaufen. Von dort aus gibt es dann die Möglichkeit, entlang des Flusses auf einem bereits bestehenden Weg abseits des Autoverkehrs bis nach Westerbauer zu fahren. Auf der anderen Seite kann die Innenstadt über einen Fuß-/Radweg an der Bahnhofshinterfahrung oder über den Bodelschwinghplatz/Augustastraße (die soll zur Radstraße werden) erreicht werden.

„Der Radweg nimmt Fahrt auf“, sagt Jörg Winkler, „es ist ein wirklich schönes Projekt. Ich denke, dass wir das hinkriegen.“

Ein Projekt, das durchaus die Unterstützung der Interessenvertreter findet. „Vieles aus dem Radverkehrskonzept haben wir uns ja schon lange auf die Fahnen geschrieben“, sagt Michael Schroeder (ADFC), „darunter ist auch die Verbindung nach Haspe.“

ADFC für eigene Strecken

Der ADFC sei immer dafür, eigene Strecken für Radfahrer auszuweisen. Äußerst kritisch hingegen sieht man Schutzstreifen für Radfahrer, wie sie beispielsweise an der Eugen-Richter-Straße in Wehringhausen oder an der Kölner Straße in Haspe auf die Fahrbahn gemalt sind. Die Experten fürchten das sogenannte „Dooring“ – also das plötzliche Öffnen von Autotüren zum Radweg hin, dass Radfahrer stürzen lasse oder zu waghalsigen Ausweichmanövern zwinge.

Die Hinweise der Experten nimmt die Verwaltung durchaus ernst, wenn sie vielleicht auch nicht alle Bedenken teilen mag. Aber: „Wir befinden uns ja in einem ständigen Austausch“, sagt Winkler, der seit vier Wochen selbst E-Radfahrer ist, „wir haben eine Vielzahl an kleineren Maßnahmen gesammelt, die die Situation für Radfahrer verbessern und das Budget nicht sonderlich belasten.“ Ein Absenken eines Bordsteins gehöre dazu oder das Austauschen eines Gullideckels.