Hohenlimburg. . Jetzt kommt Bewegung in die Planung des Lenneradweges. Die Verwaltung möchte bis 2021 den Ausbau vorantreiben. Eine Stelzenlösung ist angedacht.

Eigentlich wollte sich die Verwaltung nur ein generelles „Ja“ für das frisch vorgelegte Radverkehrskonzept für die Stadt Hagen abholen. Es sollte im Umweltausschuss nicht um konkrete Umbaumaßnahmen gehen, sondern um eine Art Willensbekundung, dass Hagen den Anteil des Rades am Stadtverkehr von drei auf sechs Prozent erhöhen will.

Doch nach dem Vortrag von Carsten Elkmann, der das Konzept im Büro „Planersocietät“ erstellt hat, entbrannte gleich eine Detail-Diskussion. Unter anderem über den angedachten Lenneradweg in Hohenlimburg. Er gehört nämlich zu den Projekten, die innerhalb der nächsten drei Jahre angegangen werden müssten. Je nach Variante wird er 5,6 bis 10,4 Millionen Euro kosten. Kernpunkte des Beschlusses, den der Umweltausschuss letztlich doch auf den Weg brachte: Der Rat möge in seiner nächsten Sitzung beschließen, ein ganzjährig attraktives Radwegenetz für den Alltags- und Freizeitverkehr zu schaffen, die Infrastruktur dafür auszubauen und eine regelmäßige Kontrolle und Unterhaltung der Radverkehrsanlagen zu etablieren.

Doch das 206 Seiten starke Konzept sieht auch für die nächsten zehn Jahre Maßnahmen im Wert von 19 Millionen Euro vor. Und an dieser Perspektive rieben sich die Mitglieder des Umweltausschusses. „Beschließen wir denn hier gleich mit, dass alle Maßnahmen umgesetzt werden sollen? Was bedeutet es denn beispielsweise finanziell, wenn die neuen Radwege mit in den Winterdienst aufgenommen werden sollen?“, fragte Werner König (SPD) kritisch nach.

„Nein“, erwiderte Jörg Winkler, Verkehrsexperte in der Verwaltung, „es geht um das Ins-Bewusstsein-Bringen, dass wir mehr für den Radverkehr in Hagen machen wollen. Bei den nächsten Budget-Gesprächen zwischen Wirtschaftbetrieb und Hagener Entsorgungsbetrieb kann so etwas dann berücksichtigt werden.“

Oeger Straße ist unattraktiv

Doch das teurere Maßnahmen wie der Bau des Lenneradwegs zeitnah anstehen, ist seit der Sitzung des Umweltausschusses auch klar. Denn Carsten Elkmann von der Planersocietät erklärte: „Oberste Priorität müssen zunächst Radweg-Lückenschlüsse im Stadtgebiet haben, bevor weitere Maßnahmen angegangen werden.“

Einer dieser Lückenschlüsse müsse laut den Planern an der Lenne zwischen Hohenlimburg und Letmathe entstehen. Der Lenne-Radweg verlaufe in Oege nicht in Ufernähe und nicht abseits der Straße. Die Führung über die Oeger Straße in Richtung Letmathe sei unattraktiv. Nach den bisherigen Planungen wird der Lenneradweg von der Grenze nach Letmathe entlang der Oeger Straße laufen.

Der Knackpunkt des geplanten Radweges liegt bislang zwischen der Feldstraße und der Eisenbahnbrücke „Klein-Venedig“ in Oege. Denn die Feldstraße bietet sich, wie mehrfach berichtet, aufgrund des Höhenprofils nicht für einen familienfreundlichen Radweg an, die Oeger Straße in Höhe von ThyssenKrupp aus verkehrstechnischen Gründen, nämlich der Lkw-Belastung, ebenfalls nicht.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hatte bereits einen Lösungsvorschlag erarbeitet, den die Verkehrsplaner in das Konzept einfließen lassen haben. Die Idee: ein Brückenbau nördlich der Lenneuferstraße und eine Aufständerung des Radwegs entlang des Industrieareals von ThyssenKrupp – auf Stelzen im Flussbett.

In Osnabrück gibt es eine Stelzenlösung

5,6 bis 10,4 Millionen Euro für maximal einen knappen Kilometer Radweg – wie soll die Stadt Hagen das bezahlen? Zum einen setzt man in der Verwaltung auf Fördergelder, an die man nun leichter käme, weil endlich ein komplettes Radverkehrskonzept vorliege. Zum anderen, so erklärt Frank Schmidt, Ratsherr für die „Bürger für Hohenlimburg“, könne sich ThyssenKrupp als Streckenanlieger vorstellen, den Stelzen-Radweg im Rahmen seines Programm „InnoCity“ als Referenzobjekt maßgeblich zu fördern. „Am 14. Dezember wird es dazu einen Ortstermin geben“, so Frank Schmidt.

Koordinierungsstelle Fördermittel

Der Hagener Verkehrs-Chef Jörg Winkler blickt optimistisch in Richtung Finanzierung des Weges: „In der Kämmerei ist eine neue Koordinierungsstelle für Fördermittel geschaffen worden.“ Auch vor diesem Hintergrund sei das nun vorliegende Radkonzept ein Gewinn.

Frank Schmidt: „Der Lenneradweg wäre sehr attraktiv für eine Verbindung von Letmathe in Richtung Hengsteysee. Wenn niemand mal anfängt, Lücken zu schließen, wird es für immer nur Stückwerk bleiben.“

Ähnliche Radwege auf Stelzen-Lösungen wurden in Osnabrück über den Fluss Hase (1,8 Millionen Euro), in Rüsselsheim über den Main (2,2 Mio.), oder am Teupitzer See in Brandenburg (900.000 Euro) gebaut.