Hagen. . Die Stadtredaktion wirft einen Blick in das für Hagen erstellte Radverkehrskonzept. Zahlreiche Maßnahmen sind große Eingriffe in den Stadtverkehr.

Das Büro „Planungssocietät“ hat das Radverkehrskonzept für die Stadt Hagen vorgelegt. Darin zeigen die Planer ihren Weg auf, wie Hagen ein attraktives und sicheres Radwegenetz anbieten könnte, mit dem man von Haupt-Fahrradachsen auf direktem Weg in jedes Viertel der Stadt kommt. Ein Blick in das 206 Seiten starke Werk.

Die Philosophie

Über allem steht: Radfahrer gehören in Hagen auf die Straße. Und nicht auf Gehwege, wo sie sich Verkehrsraum mit Fußgängern teilen müssen. Es soll mehr Radwege auf Schutzstreifen oder Radfahrstreifen geben. Und das nicht nur in Nebenstraßen.

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Ein konkretes Beispiel: An der kompletten Feithstraße, einer mit über 30.000 Autos täglich belasteten Hauptverkehrsachse, die den Norden und den Süden der Stadt miteinander verbindet, sollen Radstreifen eingezogen werden. Das wird den Verkehrsraum für Autos verkleinern. „Wir brauchen einen Sinneswandel im Verkehr. Nur dann werden wir fahrradfreundlicher“, sagt der Hagener Verkehrsplaner Jörg Winkler.

Die Knotenpunkte

An Knotenpunkten im Verkehr (Beispiel Kreuzungsbereiche) sollen Radfahrer vor dem Kreuzungsbereich in den Straßenraum geführt werden. Dafür werden bestehende Wege zurückgebaut, vorgezogene Haltelinien anders markiert oder Aufstellflächen für besseres Linksabbiegen eingezogen. Nicht nur an einer Kreuzung, sondern an zahlreichen.

Die Bauarbeiten

Wie groß die Bandbreite der Maßnahmen ist, die das Planungsbüro vorschlägt, zeigt ein beispielhafter Blick in nur einen Ausschnitt des Hagener Stadtgebietes. Und zwar in den Norden zwischen Boeler Ring, Eckeseyer Straße und der Weststraße in Vorhalle. Ein gewaltiger Eingriff in die Trassenführung wird zwischen Becheltestraße, Herdecker Straße und Sporbecker Weg vorgenommen. Entlang der Bahntrasse an Becheltestraße und durch den Vorhaller Steinbruch wird ein Radweg zum Sporbecker Weg geführt. Auf der Nordseite der Schwerter Straße entsteht zwischen Boeler Ring und Niedernhofstraße ein komplett neuer Radweg. Und an der Eckeseyer Straße soll der Radverkehr künftig über das parallel liegende Gewerbegebiet bis zur Bahnhofshinterfahrung geführt werden.

Über 20 dieser baulichen Maßnahmen sollen im gesamten Stadtgebiet durchgeführt werden.

Etwa 19 Millionen Euro will die Stadt Hagen in ihr Radwegenetz investieren.
Etwa 19 Millionen Euro will die Stadt Hagen in ihr Radwegenetz investieren. © Manuela Nossutta

Die großen Lücken

Es gibt im bestehenden und sehr unattraktiven Radnetz der Stadt große Lücken. Der Schluss dieser Lücken ist einer der wesentlichen Ansätze des Radverkehrskonzeptes. Beispiel: An der Niedernhofstraße soll der Radverkehr durch die Kleingartenanlage der Deutschen Bahn geführt werden. Dabei soll ein attraktiver Freizeitweg Richtung Hengsteysee geschaffen werden, den es bislang nicht gibt.

Anderes Beispiel: Zwischen dem Hohenlimburger Bahnhof und der Stadtgrenze zu Iserlohn soll der Lenneuferradweg entstehen, teilweise auch mit Aufstelzungen im Fluss. Oder: Im Bereich Erlhagen/Feldmühlenstraße soll eine Mittelinsel entstehen, die als Querungsanlage dient.

Die Unfallschwerpunkte

Aus Sicht der Planer gibt es zahlreiche Punkte in Hagen, bei denen es sich um Unfallschwerpunkte mit Radfahrbeteiligung handelt. Ein Beispiel ist der Graf-von-Galen-Ring: Mit der Einrichtung einer Querungsstelle für den Radverkehr soll die Situation im Querverkehr verbessert werden. Im Bereich Bergischer Ring/Körnerstraße soll zudem über die Einrichtung einer Verkehrsmischfläche, einer sogenannten „Shared Space“, nachgedacht werden.

Im Bereich Rembergstraße/Eppenhauser Straße soll noch einen Schritt weitergegangen werden. Die Höchstgeschwindigkeit für den Pkw-Verkehr soll auf 30 km/h gedrosselt werden, damit Radfahrer besser mitfahren können.

Die Fahrradstraßen

In Hagen sollen sogenannte Fahrradstraßen entstehen. Eine Fahrradstraße ist eine für den Radverkehr vorgesehene Straße. Sie soll die Attraktivität des Radverkehrs steigern und Vorteile gegenüber dem Kraftfahrzeugverkehr schaffen. Die Bergstraße in der Innenstadt soll beispielsweise zu einer solchen Straße werden. Genau wie die Schulstraße. Ebenfalls die Hammerstraße und die Tückingstraße und die Frankstraße sowie die Minervastraße und die Augustastraße.

Die Hindernisse

Es gibt laut den Planern noch viel zu viele Hindernisse auf Radwegen. Zum Beispiel am Freizeitradweg Am Baukey in Vorhalle, wo eine Schranke die Durchfahrt erschwert. Oder am Märkischen Ring oder an der Wandhofener Straße, wo Poller auf dem Geh- und Radweg stehen. Die Planer schlagen mehrere Beseitigungen solcher Hindernisse vor.

Daneben sollen Fahrradwege besser beleuchtet werden. Beispiel: Volmestraße und Hasselstraße. Beide Wege sind eigentlich nur am Tag sicher mit dem Rad nutzbar.

Die Abstellflächen

Im gesamten Stadtgebiet sollen mehr Abstellanlagen für Fahrräder entstehen. Es geht um die Errichtung von Anlehnbügeln. An Plätzen, an Schulen, an Parks und an Sportanlagen. Damit mehr Menschen das Rad nutzen, brauche es mehr Abstellflächen, die sicher und öffentlich sind.