Haspe. . Die 20 zumeist bulgarischen Bewohner des „herrenlosen“ Hauses in der Berliner Straße 57 sind wieder einmal ohne Wasser, Strom und Gas. Nicht zum ersten Mal. Der heimische Energieversorger Mark-E wartet vergeblich aufs Geld und unterbrach deshalb die Versorgung erneut.

Die Bewohner des „herrenlosen“ Hauses in der Berliner Straße 57 sind wieder einmal ohne Wasser, Strom und Gas. Nachdem die vom heimischen Energieversorger Mark-E geforderte Zahlung ausblieb, sah sich das Unternehmen am Mittwoch gezwungen, die Versorgung abermals zu unterbrechen. „Das tut uns Leid, aber wir haben im Moment keine andere Möglichkeit“, begründete Mark-E-Sprecher An­dreas Köster das Vorgehen.

Die 20 zumeist bulgarischen Mieter, die kaum der deutschen Sprache mächtig sind, hätten spätestens bis zum 26. November 1500 Euro für Wasser, Strom und Gas bezahlen müssen. Weil das nicht geschah, unterbrach Mark-E, wie in der Vergangenheit schon zweimal geschehen, die Energieversorgung. Immerhin verfügen zwei Mietparteien in ihren Wohnungen noch über Strom, da sie separate Zähler und Verträge mit Mark-E besitzen.

Situation spitzt sich zu

Damit die Bewohner des Hauses, in dem auch einige Kinder leben, nicht vollständig ohne Trinkwasser ausharren müssen, konnten die Mieter aus einem Wasserhahn mit Durchflussbegrenzer im Keller 30 Liter pro Stunde entnehmen, um wenigstens die notwendigsten Bedürfnisse decken zu können. Die Bewohner mussten sich das Wasser mit einem Eimer holen und in ihre Wohnungen tragen.

Doch am Donnerstag spitzte sich die Situation zu. Aus der Leitung gleich neben dem Durchflussbegrenzer sprudelte das Wasser ungehemmt und ohne Unterbrechung in den Keller. Hunderte, wenn nicht tausende Liter müssen so vergeudet worden und durch einen Schacht im Kellerboden verschwunden sein. Als Mark-E-Techniker auf das Malheur hingewiesen wurden, stellten sie, um weiteren Schaden vom Haus abzuwenden, die Wasserzufuhr komplett ab. Seitdem gibt auch der Durchflussbegrenzer nichts mehr her. Am heutigen Freitag wolle Mark-E bekannt geben, ob ein technischer Defekt vorliege oder jemand die Wasserleitung mutwillig zerstört habe, kündigte Köster an.

Außenstände des Vermieters belaufen sich auf 17.000 Euro

Der Besitzer des Hauses in der Berliner Straße 57 soll monatelang die Zahlungen für Wasser, Strom und Gas unterschlagen haben. Bei ­Mark-E haben sich 17.000 Euro Außenstände angehäuft. Der Mann ist derzeit nicht erreichbar.

Am 16. September drehte Mark-E erstmals den Hahn zu, woraufhin jemand den nahen Hy­dranten in der Hördenstraße aufbrach.

Nach dem Untertauchen des Vermieters haben die Bewohner zweimal die fälligen Raten überwiesen. Die letzte Zahlung steht aus.

Frau kümmert sich um Bewohner

Nachdem die einzige deutsche Mieterin, die sich um ihre Mitbewohner gekümmert hatte, schon vor Wochen ausgezogen ist, hat sich inzwischen die Hasperin Sabine Strehl der Menschen in dem Haus angenommen und Kontakt zu Behörden und einem Anwalt vermittelt. „Es ist ja entsetzlich, hier überhaupt wohnen zu müssen“, beschreibt sie die Zustände in dem verlotterten Haus, in dem sich schwarzer Schimmel an den Flurwänden breit macht. Einige Mieter seien durchaus bereit zu zahlen, berichtet sie: „Ich glaube zwar nicht, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Aber das ist nicht menschenwürdig. Hier leben Kinder, und diejenigen Mieter, die sich korrekt verhalten, sollen auch ihr Recht bekommen.“

Wie es langfristig weiter geht in dem Haus, dessen Besitzer, der die Mieten in bar kassiert hat und Mark-E jahrelang die Energiekosten vorenthalten hat (Schuldenstand: 17.000 Euro), weiß niemand so recht. Der Mann ist seit Monaten nicht erreichbar.