Gevelsberg. .
Paukenschlag bei der AVU: Ab sofort steht der Technische Vorstand Dr. Claus Bongers für laufende Geschäfte nicht mehr zur Verfügung. Zum 31. März wird er komplett aus der Aktiengesellschaft ausscheiden. Darauf einigten sich Dr. Bongers und der Aufsichtsrat am vergangenen Donnerstag einvernehmlich. Der Grund: Der ehemalige Fahrer erhebt Unregelmäßigkeitsvorwürfe gegen seinen Ex-Chef.
Dr. Claus Bongers selbst – so die offizielle Sprachregelung – hat darum gebeten, einvernehmlich aus dem Vorstand auszuscheiden. Er weist die Vorwürfe, die bislang nicht bestätigt sind, zurück. Der Aufsichtsrat hat am 30. Januar der einvernehmlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses zugestimmt. Dr. Claus Bongers und der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Arnim Brux unterzeichneten beide diese Regelung.
Fahrer mit Alkohol am Steuer
Die Geschichte hat ihren Ursprung allem Anschein nach im vergangenen Sommer. Der Fahrer war mit Alkohol am Steuer erwischt worden. Das Versorgungsunternehmen regelte die Sache intern. Der Fahrer schied wegen Krankheit Ende August aus dem Versorgungsunternehmen aus.
Erst kurz darauf hatte der Aufsichtsrat die beiden Vorstände Dr. Claus Bongers (64) und Dieter ten Eikelder (65), der das Kaufmännische verantwortet, darum gebeten, ihre Verträge bis Ende 2014 zu verlängern. „Beide wären Ende 2013 ausgeschieden“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende des Versorgungsunternehmens, Landrat Dr. Arnim Brux. „Um Kontinuität in noch nicht beendeten Projekten zu wahren, war das für uns die beste Lösung.“ Dr. Bongers und ten Eikelder hatten damals verlauten lassen: „Uns gibt es nur als Doppelspitze.“ Um so größer war die Verwunderung bei der Belegschaft, dass sich das nur wenige Monate später wieder erledigt hatte. Sie wurden zu Beginn der Woche über die Veränderung im Vorstand informiert.
Kurz nach Weihnachten hatte der Fahrer seine Vorwürfe erhoben. Offiziell wird von Unregelmäßigkeiten gesprochen. Dr. Arnim Brux hüllt sich auf Nachfrage in Schweigen. Nach Informationen dieser Zeitung soll Dr. Bongers den Dienstwagen und den ehemaligen Chauffeur laut dessen Aussage für private Fahrten genutzt haben. Der Aufsichtsrat sowie der Beschuldigte selbst reagierten schnell und konsequent. Beide Seiten waren um eine saubere Lösung bemüht.
Vorwürfe noch nicht verifiziert
Obwohl die Vorwürfe bisher nicht verifiziert sind, war binnen kürzester Zeit klar: Eine einvernehmliche Trennung ist die beste Lösung, damit beide Seiten ihr Gesicht wahren. Die Befürchtung in den Hinterköpfen: Bewahrheitet sich während der Untersuchung dieses Falls, die bald beginnen soll, dass der Fahrer Recht hat, hätte der Aufsichtsrat wohl einseitig die Reißleine ziehen müssen – eine einvernehmliche Trennung wäre dann unmöglich.
Laut Informationen dieser Zeitung bezieht Dr. Claus Bongers sein Gehalt bis Ende März weiter, bekommt für das Ausscheiden aus der AVU allerdings keine Abfindung gezahlt. Dass er noch knapp zwei Monate im Unternehmen verbleibt, ist in der Satzung des Energieversorgers begründet. Diese sieht eine Doppelspitze vor, so dass die Unterschrift von Dr. Bongers für einige Belange noch notwendig ist, damit die AVU an diesen Stellen handlungsfähig bleibt.
Übergangslösung im Vorstand
„Ab dem 1. Januar 2015 haben wir – das waren seit Langem unsere Planungen – sowieso nur noch einen Vorstand, weil die technische Seite durch die Splittung in AVU AG und AVU Netz-GmbH bereits in zweiterer abgedeckt ist“, sagt Dr. Arnim Brux. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, soll Dieter ten Eikelder ab dem 1. April ein zweiter Mann aus dem eigenen Haus zur Seite gestellt werden, der das Vorstandsamt quasi kommissarisch bis Ende des Jahres bekleidet. „Das könnten wir eventuell über einen Prokuristen regeln, aber die genaue Entscheidung steht noch aus“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende, der sich „für die erfolgreiche Zusammenarbeit“ bei Dr. Claus Bongers bedankt.
Seit 1996 bei der AVU
Der promovierte Elektrotechnik-Ingenieur hatte im November 1996 zunächst als Leiter des Hauptbereichs Elektrotechnik begonnen, war zum 1. Januar 1999 Vorstandsmitglied geworden. Nach etwas mehr als 17 Jahren scheidet er nun auf eigenen Wunsch zum Ablauf des Quartals im Einvernehmen aus dem Unternehmen aus.