Ennepetal. Beim Filmfest München feiert „Fossil“, der neue Film von Henning Beckhoff, Premiere. Teile davon drehte der Regisseur in seiner Heimat Ennepetal.
Vor fast genau einem Jahr, im Mai und Juni 2022 fanden die Dreharbeiten in Ennepetal unter anderem in einem Haus an der Ischebecker Straße, im Elsternweg und im Wald in Königsfeld statt. Nun ist der Kinofilm „Fossil“ fertig und wird am Sonntag, 25. Juni, beim Filmfest München erstmals öffentlich gezeigt. Dabei darf der 31-Jährige auch auf Preise hoffen: Er ist in den Kategorien „Beste Nachwuchsregie“ und „Bestes Nachwuchsdrehbuch“ (gemeinsam mit Bastian Köpf) für den Förderpreis Neues Deutsches Kino nominiert. Und Henning Beckhoffs gerade acht Jahre alt gewordener Sohn August, der im Film eine größere Rolle spielt, ist für die Auszeichnung „Beste:r Nachwuchsschauspieler:in“ nominiert.
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„Das ist für mich und den Film total schön“, meint Henning Beckhoff im Gespräch mit dieser Zeitung. „In der Sektion Neues Deutsches Kino sind schon viele bekannte Filme gelaufen“, erklärt er. Unter anderem gab es Auszeichnungen für später sehr erfolgreiche Werke wie „Die fetten Jahre sind vorbei“, „Kriegerin“ oder „Oh Boy“. Das Festival in München ist Deutschlands größtes Sommer-Filmfestival und findet in diesem Jahr zum 40. Mal statt. Vorgestellt werden dort deutsche und internationale Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Dass „Fossil“ überhaupt in München zu sehen sein wird, liegt auch an der vergleichsweise kurzen Zeit, die das Team für die Postproduktion benötigte. „Dass ein Film ein Jahr nach Drehschluss komplett fertig ist, ist ziemlich schnell“, erklärt Beckhoff. Übrigens wurde gerade auch der Trailer für das Werk fertig.
„Wir fahren mit dem ganzen Team hin, die Premiere am Sonntag findet im Filmtheater Sendlinger Tor statt, das ist ein ganz altes, schönes Kino“, freut sich Henning Beckhoff bereits. „Ich bin auch ganz gespannt, wie der Film auf der großen Leinwand wirkt. Ich habe ihn jetzt lange nicht mehr gesehen.“ Mit „Missing Films“ gibt es für „Fossil“ inzwischen einen Verleih. Nach der Premiere in München soll der Film auf weiteren Festivals gezeigt werden, bevor er dann ins Kino kommt.
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Auch im „Filmriss“ in Gevelsberg und im Kulturzentrum Pelmke in Hagen soll er im Laufe des Jahres zu sehen sein. „Wahrscheinlich komme ich dann dazu“, sagt der Wahl-Berliner, der in Ennepetal aufgewachsen ist und am Reichenbach-Gymnasium sein Abitur machte. „Und voraussichtlich im kommenden Jahr wird ,Fossil’ im ZDF gezeigt“, erklärt der Regisseur. Die Sendeanstalt hatte das Werk im Rahmen der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ co-produziert.
Das Thema des 94-minütigen Spielfilms, bei dem Henning Beckhoff erstmals mit einem größeren Budget arbeiten konnte, hat in den vergangenen Monaten noch an Aktualität gewonnen. Das Drama handelt vom Ende des Braunkohletagebaus, von enttäuschten Hoffnungen, Zukunftssorgen und nicht zuletzt von einem Generationenkonflikt. Der 62-jährige Michael, der seit 40 Jahren auf einem Riesenbagger im Braunkohlerevier arbeitet und in der Nähe mit seiner Frau Miri lebt, muss sich mit dem geplanten Ende des Kohleabbaus auseinandersetzen. Er versucht, Proteste zu organisieren, weil er sich um Wohlstand und Energiesicherheit sorgt.
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Seine Tochter Anja hingegen kämpft als Umweltaktivistin für einen noch früheren Kohleausstieg. Michael fühlt sich nicht mehr gebraucht, er entfremdet sich von seiner Familie und versucht verzweifelt, sich gegen den Lauf der Zeit zu stellen. Erst spät wird dem „Fossil“ bewusst, das er sich entscheiden muss, wer er sein will und für wen er wirklich kämpft. Die Hauptrollen spielen Markus Hering, der zum Ensemble des Wiener Burgtheaters gehört, Ruth Reinecke, Sohel Altan Gol und Victoria Schulz. August, Henning Beckhoffs Sohn, ist als Michaels Enkel Toni zu sehen.
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Bei „Fossil“ gehörten zum Team rund um das Schauspielerensemble viele Mitglieder, mit denen Henning Beckhoff zuvor bereits mehrfach zusammengearbeitet hatte, darunter auch die preisgekrönte Kamerafrau Sabine Panossian. Brandenburg war Schauplatz der Dreharbeiten für die Szenen im Braunkohletagebau. Die Rolle der kleinen Stadt am Rande des Reviers, in der Michael lebt, hat Ennepetal übernommen. Henning Beckhoff hatte in seiner Heimat ein Haus für den Dreh gesucht und mit Hilfe dieser Zeitung gefunden. Im Haus der Familie Klette an der Ischebecker Straße, das unmittelbar nach Ende der Dreharbeiten abgerissen wurde, um einem Neubau Platz zu machen, wurden im Mai und Juni 2022 die Innenszenen gedreht, zudem schlug die Filmcrew dort ihr Lager auf. Der Elsternweg in Voerde und ein Waldstück in Königsfeld waren weitere Schauplätze in Ennepetal.
Die Stadt kommt nun also nach seinem ersten Langspielfilm „Fünf Dinge, die ich nicht verstehe“ (2018) erneut in einem Werk von Henning Beckhoff ganz groß raus.
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