Ennepetal. Die Überflutungen vom 14. Juli haben gezeigt, dass in Ennepetal in Sachen Hochwasserschutz noch viel zu tun ist. Einiges ist aber schon passiert.

Seit Jahren arbeitet die Stadt Ennepetal an der Verbesserung des Hochwasserschutzes. Mit Hilfe eines Konzepts, das auf Grundlage der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie und der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Abstimmung mit den übergeordneten Behörden erstellt wurde, sollen nach und nach Maßnahmen umgesetzt werden, die dazu beitragen, Schäden in Folge von Starkregen und Hochwasser weitgehend zu minimieren. Dass in der Hinsicht noch viel zu tun ist, hat das schwere Unwetter vom 14. Juli gezeigt – und auch, dass es stellenweise sehr schwierig ist, grundlegend für Verbesserungen zu sorgen.

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Bürgermeisterin Imke Heymann verweist aber auch auf die Anstrengungen der letzten Jahre im Bereich der Vorsorgemaßnahmen. Die zahlreichen technischen und baulichen Maßnahmen der Stadt und des Ruhrverbandes, zu denen beispielsweise die Freilegung und Renaturierung von Gewässern sowie die Anlage von Regenrückhaltebecken und Stauraumkanälen gehören würden, hätten Schlimmeres verhindert.

Hasper Bach

Der Hasper Bach trat beim Hochwasser am 14./15. Juli so stark über die Ufer, dass er mit Hilfe eines schnell aufgeschütteten Damms auf der Hagener Straße wieder in sein Bett zurück geführt werden musste.
Der Hasper Bach trat beim Hochwasser am 14./15. Juli so stark über die Ufer, dass er mit Hilfe eines schnell aufgeschütteten Damms auf der Hagener Straße wieder in sein Bett zurück geführt werden musste. © WP | Hartmut Breyer

Gerade das Beispiel Hasper Bach zeigt das Dilemma, wie Johanna Hartmann erklärt. Sie ist bei der Stadt Ennepetal für die Umsetzung der WRRL und das Hochwasserrisikomanagement zuständig. Der Bereich war besonders stark von Überflutungen betroffen. „Dass das Wasser bis auf die Hagener Straße gestiegen ist, ist uns noch relativ unerklärlich“, betont die Diplom-Gewässerökologin. Dennoch nennt sie verschiedene Faktoren, die eine Rolle gespielt haben dürften. „Es ist eng im Tal“, beschreibt sie die Grundsituation. Auf den letzten Kilometern bis zur Mündung in die Ennepe zwängt sich der kleine Fluss durch Hasperbach und Haspe. Nicht zuletzt wurden auch in diesem Gebiet an vielen Hängen die Baumbestände abgeholzt, so dass der Regen nicht mehr abgebremst wird. Nicht zuletzt habe sich ausgewirkt, dass die Hasper Talsperre vollgelaufen war.

Die Suche nach Lösungen ist schwierig. „Man muss Wasser Platz lassen, Auenbereiche schaffen“, sagt Johanna Hartmann. Zwischen der Hasper Talsperre und der Hagener Straße gibt es noch etwas Luft. „Aber dann wird es eng“, so Hartmann. „Wie soll man da Auenflächen schaffen? Das ist kaum denkbar“, meint sie. Das Dilemma zeigt sich auch im Bereich Bach- und Mühlenstraße. Dort gibt es keinen Platz für ein Regenrückhaltebecken, so dass die Stadt einen Stauraumkanal baut. Solche unterirdischen Bauwerke könnten ein Teil der Lösung sein. „Ansonsten kann man zumindest kleinere Maßnahmen vornehmen“, meint Johanna Hartmann, „zum Beispiel viel begrünen, damit Wasser aufgehalten wird.“

Heilenbecke

Auch die Heilenbecke trat nach dem Starkregen zum Teil kräftig über die Ufer, setzte Keller und Firmengelände unter Wasser. Auch hier sind die Probleme ähnlich gelagert. Allerdings hat die Stadt mit der Firma A. W. Schumacher eine Maßnahme zum Hochwasserschutz und zur Verbesserung der Gewässerökologie umgesetzt. Dort wurde der Fluss aus dem engen Korsett geholt, in dem er unter dem Firmengebäude her floss. „Es hat sich gezeigt, dass sich das Wasser am Ende selbst seinen Weg sucht“, sagt Johanna Hartmann. Bei Schumacher habe es keinen großen Schaden gegeben, aber das Flussbett müsse man wieder modellieren.

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Die Firma Huckenbeck unmittelbar vor dem Renaturierungsbereich stand weitgehend unter Wasser. In dem Bereich fließe die Heilenbecke auch noch sehr gerade, so Johanna Hartmann. Grundsätzlich müsse man schauen: „Wo ist Platz? Wie bekommen wir den Fluss von den bebauten Bereichen weg?“, betont sie. Bei der Heilenbecke könnte in Zukunft die Talsperre eine Rolle im Hochwasserschutz spielen. Die AVU benötigt die Talsperre auf Sicht nicht mehr als Trinkwassertalsperre. Als Naherholungsgebiet soll sie aber erhalten bleiben – und als Hochwasserpuffer. „Wenn man den Wasserspiegel um einen Meter absenkt, könnte die Talsperre die 90.000 Kubikmeter Wasser fassen, die wir als Stauraum benötigen“, so die Gewässerökologin.

Ennepe

Auch die Ennepe trat stellenweise über die Ufer. Allerdings hat der Fluss auf Ennepetaler Stadtgebiet vergleichsweise viel „Retentionsflächen“, also Freiflächen, auf denen sich Wasser ausbreiten kann. Schäden gab es dennoch, nicht zuletzt durch die Überflutung des Kellers des Freizeitbads „Platsch“. Im Bereich der Ennepe war in den vergangenen Jahren bereits durch Schleifen von Wehren das Gewässer renaturiert worden.

Eine positive Nachricht gab es vom Bereich Rahlenbecke: Dort schoss das Wasser bei Starkregen oft sturzflutartig über die Straße – diesmal nicht. Dort wurde zwischenzeitlich der Kanal saniert und ausgebaut.

Diplom-Landschaftsökologin

Seit einem halben Jahr ist Johanna Hartmann für die Stadt Ennepetal tätig. Ihr Aufgabengebiet sind die konzeptionelle Bearbeitung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Hochwasserrisikomanagements.Die 40-Jährige stammt aus Hattingen, wo sie auch lebt. Sie machte ihr Diplom in Landschaftsökologie an der Uni Münster und arbeitete etwa zehn Jahre lang bei der Stadt Bottrop im Bereich der Regenwasserbewirtschaftung.

Dass Ennepe, Heilenbecke und Hasper Bach über die Ufer treten und Überflutungen verursachen können, ist seit jeher bekannt. „Jetzt waren es aber auch die kleinen Gewässer“, sagt Johanna Hartmann, „Darauf muss noch einmal der Fokus gelegt werden.“ Letztlich müsse man die Erkenntnisse aus dem jüngsten Hochwasser mit den bestehenden Umsetzungsplänen übereinander legen und die Priorisierungen im Hinblick auf die vorgesehenen Maßnahmen anpassen. Aktuell führt sie Begehungen gemeinsam mit Vertretern der Unteren Wasserbehörde durch, um die Schäden im Bereich der Gewässer aufzunehmen.

Johanna Hartmann macht auch deutlich, dass Hochwasserschutz nur im größeren Rahmen betrieben werden könne, dabei arbeite sie mit dem EN-Kreis und der Bezirksregierung eng zusammen. Und nicht zuletzt müssten besonders auch private Grundstücksbesitzer rund um die Gewässer an notwendigen Maßnahmen mitwirken.