Ennepetal. Seuchen kennen keine Stadtgrenzen: Nach dem Ausbruch der Faulbrut in Breckerfeld bangen Imker aus Ennepetal um ihren Bienenbestand und den Honig.

Mit Sorge blicken heimische Imker nach Breckerfeld. Dort ist in einer Imkerei die Amerikanische Faulbrut ausgebrochen, eine bakterielle Brutkrankheit der Honigbienen. Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat in der Hansestadt einen Sperrbezirk eingerichtet. Nun bangen die Ennepetaler Imker und hoffen, dass die vom EN-Veterinäramt ausgesprochenen Verbote und Verhaltensweisen wirken und die Tierseuche vor der Stadtgrenze Halt macht.

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Bangen in Ennepetal

Aktueller Stand von Mittwochvormittag: „In Ennepetal hat es bisher keinen Ausbruch der Krankheit gegeben“, so die Pressestelle der Kreisverwaltung nach Rücksprache mit dem Veterinäramt. 57 Imker aus Ennepetal seien beim Ennepe-Ruhr-Kreis verzeichnet.

Beobachten die  Ausbreitung der Seuche und ihre Bienenstöcke ganz genau: (von links) Sandra Lang, Daniel Hollander und Jürgen Schmidt
Beobachten die Ausbreitung der Seuche und ihre Bienenstöcke ganz genau: (von links) Sandra Lang, Daniel Hollander und Jürgen Schmidt © Unbekannt | Hans-Jochem Schulte

„Wie bei der Bekämpfung aller Infektionskrankheiten ist Hygiene besonders wichtig, auch bei Tieren“, sagt Sandra Lang, eine der Bienensachverständigen im Imkerverein Ennepetal (früher Voerde). Sie zählt zu den Fachleuten, die Zugang zu den Imkern im Sperrgebiet haben.

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Die Fachfrau kennt die Sorgen der Imker um ihre Bienenstöcke und weiß, wie man die Faulbrut erkennen kann: mit einem kritischen Blick auf Waben und Sporensuche mit einem Streichholz, denn die Sporen lösen die Amerikanische Faulbrut aus. Die Probeentnahme geschieht mit dem Streichholz aus dem Futterkranz, dort, wo sich Bienen und Brut nahekommen. Erst wenn es schleimig wird, geht die Probe ins Labor. Sollte die Auswertung den Befund „Amerikanische Faulbrut“ ergeben, gibt es Alarm mit all seinen Folgen – wie jetzt in Breckerfeld.

„Nein, eine Vernichtung der Bienenvölker auf den Ständen findet dann nicht statt. Ein Abtöten der Bienen durch ein Abschwefeln wird kaum noch durchgeführt“, sagt Sandra Lang. Sie spricht lieber von „Heilung“. Erklärtes Ziel sei es, den Bienenbestand zu erhalten. Das setze wie bei allen Infektionskrankheiten sehr gute Hygienemaßnahmen voraus „Das ist auch bei Tieren wichtig“, erklärt die Fachfrau. Mit dem Kunstschwarmverfahren sollen die vorhandenen Sporen drastisch vermindert werden, um so die Heilung der Völker einzuleiten.

Imkervereins-Vorsitzender Jürgen Schmidt am Stand: „Wenn wir die Infektionskette unterbrechen wollen, geht das nur mit äußerster Vorsicht, selbst wenn es nur um den Kauf einer einzigen Königin geht“.
Imkervereins-Vorsitzender Jürgen Schmidt am Stand: „Wenn wir die Infektionskette unterbrechen wollen, geht das nur mit äußerster Vorsicht, selbst wenn es nur um den Kauf einer einzigen Königin geht“. © Unbekannt | Hans-Jochem Schulte

Wie kommen die Sporen zu den Bienen? Sie gelangen zum Beispiel mit kontaminiertem Honig oder Waben in gesunde Völker. Durch Körperkontakt und Futteraustausch werden die gefährlichen Sporen verteilt. Sandra Lang appelliert an alle Imker: „Bitte alle Bienenstände dem Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises in Schwelm melden, ebenso der Tierseuchenkasse!“ Auch Anzeichen der Seuchen seien sofort dem Veterinäramt mitzuteilen.

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Imker-Vereinsvorsitzender Jürgen Schmidt und seine Tochter Sandra Lang warnen auch vor dem Einfangen fremder Schwärme. „Erworben werden dürfen auch nur Völker mit Gesundheitszeugnis. Wenn wir die Infektionskette unterbrechen wollen, geht das nur mit äußerster Vorsicht, selbst wenn es nur um den Kauf einer einzigen Königin geht“, mahnt Jürgen Schmidt.

Interesse an Imker-Hobby nimmt zu

Sandra Lang betreibt mit ihrem Vater Jürgen Schmidt die Hobbyimkerei im Hülsenbecker Tal. Auf vielen Veranstaltungen in der Region bieten sie Honig und Honigprodukte wie Wachskerzen an. Seit 13 Jahren ist Sandra Lang Imkerin, Jürgen Schmidt übt das Hobby seit 12 Jahren aus. „Das Interesse an der Imkerei ist groß. Wir haben jetzt bald rund 70 Mitglieder“, freut sich der 71-Jährige, der seit drei Jahren den Verein führt. „Nur in einem Jahr haben sich acht Mitglieder zu Bienensachverständigen, Honigsachverständigen und Bienenweiden-Experten ausbilden lassen. Das ist einfach toll. Sie geben jetzt ihr Wissen weiter“, so Schmidt.

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Er freut sich auch, jetzt zwei Experten für Wespen und Hornissen im Verein zu haben. Es sind Cornelia Klein und Daniel Hollander (37) „beide beruflich Kindergärtner“, wie Hollander betont. Sie gelten noch als „Jungimker“. In der Imkerei Lang/Schmidt erfahren sie, was Imker wissen sollten, auch wie groß der Zeitaufwand ist. „Alle sieben bis neun Tage ist Arbeit am Imkerstand“, darauf weist der erfahrene Imker Jürgen Schmidt hin. Dann sagt der Vorsitzende weiter: „Die Beiden sind stark engagiert!“ Daniel Hollander und Cornelia Klein setzen sich für den Schutz von Hornissen und Wespen ein. „Wenn es sein muss, setzen sie Nester um!“

Tierseuchenkasse entschädigt betroffene Imker

Sandra Lang, die Bienensachverständige, wirbt in ihren Vorträgen in Schulen und Vereinen, für den Schutz der Bienen, aber auch der Wespen. Sie erklärt gerne, wie der Honig ins Glas kommt, wie Imker arbeiten.Wenn es jetzt um die Faulbrut geht, fordert Sandra Lang die Imker auf, sofort Meldung beim Veterinäramt zu machen, ebenso bei der Tierseuchenkasse. Die Tierseuchenkasse zahle bei der Amerikanischen Faulbrut. So werde der wirtschaftliche Verlust der betroffenen Imker wesentlich verringert. Der traditionsreiche Imkerverein Voerde ist vor einiger Zeit umbenannt worden. Er heißt jetzt Imkerverein Ennepetal. Der eingetragene Verein zählt zum Kreisverband Hagen und ist der einzige Imkerverein in der Klutertstadt.

Ennepetal ist bisher immer von der Amerikanischen Faulbrut verschont geblieben, selbst als vor einigen Jahren die Seuche in Hagen-Haspe das Imkern schwer beeinträchtigte, erinnert sich Schmidt. Er und seine vielen Imkerfreundinnen und -Freunde bangen und hoffen, dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet.