Ennepetal. Die Trinkwasserversorgung in Ennepetal liegt künftig in einer Hand. Die Stadt vergab die Konzession an die Bietergemeinschaft AVU und AVU Netz.

Die Entscheidung des Rates der Stadt ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur geplanten Rekommunalisierung des Wassernetzes. Die Entscheidung bedeutet auch, dass die Heilenbecke Talsperre künftig für die Trinkwasserversorgung nicht mehr benötigt würde. Mindestens für die nächsten zehn Jahre soll sie aber in Funktion und darüber hinaus als Talsperre erhalten bleiben.

Der Rat der Stadt Ennepetal hatte im vergangenen Jahr beschlossen, die Trinkwasserkonzession nur noch an ein Unternehmen zu vergeben und dann das Wassernetz – ähnlich wie bereits zuvor das Strom- und Gasnetz – zu rekommunalisieren. Hintergrund ist, dass die Stadt Ennepetal zum einen ihren Einfluss auf die Wasserversorgung sicher stellen, zum anderen aber auch finanziell profitieren will. Nach der grundsätzlichen Weichenstellung hatte die Stadt die Konzession für 20 Jahre – mit Option auf weitere 20 Jahre – EU-weit ausgeschrieben und zugleich die Absicht erklärt, dass Trinkwassernetz rekommunalisieren zu wollen. Dafür solle mit dem Konzessionär eine gemeinsame Gesellschaft gegründet werden (wir berichteten).

AVU/AVU Netz einziger Bieter

Das einzige Gebot gaben AVU/AVU Netz ab. So konnte die Stadt schließlich die Details der Konzession direkt mit der Bietergemeinschaft aushandeln. Der heimische Energieversorger hatte vorsorglich bereits die „Wassernetz GmbH“ gegründet, die nun das Trinkwassernetz übernehmen wird. In einem ersten Schritt beteiligt sich die Stadt Ennepetal mit 1 Prozent an der Gesellschaft – erhält damit aber bereits 25,1 Prozent der Stimmanteile, so dass wesentliche Entscheidungen nicht ohne Zustimmung der Stadt getroffen werden können. Zudem wird die Stadt den zweiten Geschäftsführer stellen. In sieben Jahren will die Stadt Ennepetal dann weitere 50 Prozent der Anteile und damit die Mehrheit an der Wassernetz GmbH übernehmen. Das habe man vereinbart, da die AVU zunächst die beiden anderen Netze erwerben müsse, erklärt Kämmerer Tim Strathmann. So lange hält die AVU 99 Prozent der Gesellschaft und den entsprechenden Anteil am Gewinn.

Die Wassernetz GmbH soll das operative Geschäft am 1. Januar 2022 aufnehmen. „Die AVU Netz wird dann das Netz zurückpachten, so dass die Mitarbeiter der AVU Netz weiter für Betrieb, Instandhaltung etc. zuständig sind“, erklärt AVU-Pressesprecher Jörg Prostka. „So bleiben Arbeit und Arbeitsplätze in den bewährten Händen der AVU Netz“.

Grundzüge des Konzessionsvertrags - Preisstabilität erwartet

Vor der Beschlussfassung im Rat hatte Rechtsanwalt Martin Brück von Oertzen von der Kanzlei Wolter-Hoppenberg, die die Stadt im Vergabeverfahren begleitete, den Mitgliedern des Hauptausschusses die Grundzüge des Konzessionsvertrags erläutert. Es handele sich um ein gutes, zukunftssicheres Angebot, meinte er.

Der Konzessionsnehmer habe die Vorgaben vollständig akzeptiert, sagt er. Durch das einheitliche Netzgebiet würde eine einheitliche Entwicklung des Trinkwassernetzes im gesamten Ennepetaler Stadtgebiet gesichert.

Wie bei Strom und Gas würden die Konzessionsabgabe monatlich gezahlt. Auch das Gewährleistungsmanagement entsprech dem beim Strom- und Gasnetz.

Das vorgelegte umfassende Betriebskonzept sichere Verfügbarkeit und Transport des Trinkwassers sowie ausreichende Kapazitäten, betonte Brück von Oertzen. Er sagte, dass von stabilen Preisen in den kommenden 20 Jahren auszugehen sei.

In seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag stimmte der Ennepetaler Rat dem Abschluss des Konzessionsvertrags mit der Wassernetz GmbH nun zu. „Wir wir freuen uns über die Entscheidung und setzen die gute Zusammenarbeit gerne weiter fort“, erklärte Jörg Prostka für die AVU. Der Wasserbeschaffungsverband Milspe, der etwa 800 Kunden in Milspe hat, und die Enervie Vernetzt GmbH (Mark-E), die etwa 120 Wasseranschlüsse im Bereich Hasperbach versorgt, werden nach der erfolgten Neuvergabe der Konzession künftig also kein Wasser mehr liefern. Deren Leitungsnetz wird die AVU Netz übernehmen. „Wir streben eine faire Regelung für den Übergang der Netze an“, betont Jörg Prostka.

Die AVU Netz GmbH versorgte bisher 5800 Hausanschlüsse und damit den bei weitem größten Anteil der Ennepetaler Haushalte. Das Wasser für Ennepetal bezieht die AVU aus der Ennepetalsperre, aufbereitet wird es im Wasserwerk am Rohland. Die nun hinzu kommenden Haushalte in Milspe und Hasperbach könnten problemlos auch aus der Ennepetalsperre mit versorgt werden. Für die kommenden zehn Jahre sei aber gesichert, dass die Heilenbecke Talsperre weiter als Trinkwasserlieferant diene, erklärte Tim Strathmann. Doch auch darüber hinaus soll sie erhalten bleiben, möglicherweise dann mit einer etwas anderen Nutzung, „zum Beispiel für den Hochwasserschutz“, so der Kämmerer. Die Talsperre, die dem Heilenbecke Wasserverband (92 Prozent) und den Königsanglern Voerde (8 Prozent) gehört, spielt auch als Naherholungsgebiet eine große Rolle.