Balve. Ein Wolf soll es sich - zumindest vorübergehend - in Balve gemütlich gemacht haben. Video des Vierbeiners wird in sozialen Netzwerken diskutiert.
In den Feldern am Rande Langenholthausens soll ersten Berichte zufolge ein Wolf gesichtet worden sein. Aufnahmen in sozialen Medien sollen das Tier in der Hönnestadt zeigen. Anwohner sind sich indes sicher, dass in den vergangenen Tagen ein Wolf in Balve aufgehalten hat. Was Ortslandwirt und Hegering zu den Sichtungen sagen.
Wolfsrevier von Balve an belgische Grenze verlagert
Reinhold Mainz staunte nicht schlecht, als er in den vergangen Tagen entlang seines Grundstücks unterwegs war. Beim Spaziergang findet er Losung, die ihm zunächst merkwürdig vorkommt. „Es war kein Fuchs, vielleicht ein sehr sehr großer Hund“, sagt Mainz im Gespräch mit der Westfalenpost. Nach einer Sichtung am Benkamp ist sich der Balver sicher. „Wir glauben, dass ein Wolf auf unserem Grundstück am Wandrand Vögel fängt.“ Ein etwa zwölf Sekunden langer Clip, der in sozialen Medien derzeit oftmals aufgerufen wird, zeigt, wie ein Traktor im Hintergrund auf einem Feld am Benkamp im Einsatz ist. Im Vordergrund springt mutmaßlich ein Wolf im hohen Gras.
Das Video lässt bei dem Balver Erinnerungen wach werden. Ende 2020 werden auf einer Weide bei Langenholthausen vier Schafe gerissen. DNA-Analysen, die das Landesumweltamt in Auftrag gibt, zeigen: Es ist „das weibliche Wolfsindividuum GW1943f“. Später soll eben jene Wölfin an der deutsch-belgischen Grenze bei Monschau aufgetaucht sein. „Meine Tochter wohnt dort. Man könnte fast meinen, die Wölfin hat sie verfolgt“, scherzt Reinhold Mainz. Und tatsächlich. Im NRW-Wolfsregister wird das Weibchen (GW1943f) nach dem Auftauchen in Balve gleich mehrfach mittels DNA-Analysen in Monschau nachgewiesen. Die Bilanz dort: Elf tote Schafe, vier verletzte.
Göddes Schweine sind in Sicherheit
Gesichtet wurde der Balver Wolf im Mai 2024 nun mutmaßlich auf den Feldern des Ortslandwirts Clemens Gödde. Von der Sichtung erfährt auch er zunächst aus sozialen Medien. Sorgen macht er sich für seinen Betrieb zunächst nicht. „Die Schweine sind alle im Stall“, sagt Gödde. Wölfe bevorzugten allerdings Schafe oder Rinder. Doch auch Pferdebesitzer sollten auf der Hut sein.
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Für den Balver Hegering ist die mutmaßliche Sichtung noch kein Grund zur Beunruhigung, wie der Vorsitzende Markus Grothe erklärt. Um Spekulationen vorzubeugen, rät er Spaziergängern, Landwirten oder Passanten nach einer Sichtung dazu, nicht alles direkt in sozialen Netzwerken zu posten, sondern vor allem dem Landesumweltamt zu melden. „Dort gibt es Sachverständige für das Thema.“ Ob sich der Wolf langfristig in der Hönnestadt niederlässt, könne man ohnehin nicht wirklich sagen. „Ein Wolf macht am Tag auch mal 100 Kilometer“, so Grothe. Er hält es durchaus für möglich, dass der Vierbeiner nur auf der Durchreise ist.
Bewegungsprofil für Landesamt essentiell
Doch um das überhaupt festzustellen, müsse das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz (Lanuv) ein entsprechendes Bewegungsprofil zusammenstellen - und im Zweifel DNA-Proben sichern. So könnte auch ein Treffer in der Wolfsdatenbank zeigen, ob das Tier andernorts bereits aufgefallen ist. „Bis ein Wolf sesshaft wird, hält er sich rund vier Monate in einer Region auf“, sagt Markus Grothe.
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Landwirten mit Gatterwild, also Ziegen oder Schafen, steht selbst in sogenannten Pufferzonen wie Balve eine Förderung zu Sicherungsmaßnahmen wie zusätzlichen Zäunen zu. Bejagt werden darf der Wolf im Übrigen nicht. „Der Wolf ist zwar ein wildes Tier, fällt aber nicht in die Zuständigkeit des Hegerings“, erklärt Grothe. Gerissen hat der mutmaßliche Wolf in Balve bislang nicht.