Balve. Jetzt ist es amtlich. Ein Wolf hat im November Schafe in Langenholthausen gerissen. Die Menschen im Hönnetal sind in Sorge.
Balve/Recklinghausen. Im Märkischen Kreis ist erstmalig ein Wolf nachgewiesen worden. Wie Hegeringleiter Stephan Honert der Westfalenpost am Mittwoch sagte, habe die in Recklinghausen ansässige Landesbehörde LANUV per DNA-Analyse bestätigt, dass es Wolf im vorigen November in Langenholthausen vier Schafe gerissen habe. Bei Landwirten und anderen Waldnutzern geht seither Angst um.
Tödlicher Angriff auf Schade von Moritz Lohmann
Bereits nach dem Verlust seiner Tiere hatte Landwirt Moritz Lohmann geargwöhnt, ein Wolf könnte sie getötet haben. Denkbar war damals, Ende November, der Angriff eines wildernden Hundes. Eine Untersuchung der LANUV hat am Mittwoch Gewissheit gebracht. Auf die Homepage der Behörde war der Vorfall noch nicht aufgeführt. Behördensprecher Wilhelm Deitermann zur WP: „Wir informieren zunächst die Betroffenen.“
LANUV-Test wirft weitere Fragen auf
Das Ergebnis wirft für Stephan Honert weitere Fragen auf: „Wer war der Wolf ein einzelnes Tier? Ist es nur durchgezogen? Wird es sesshaft hier? Ist es ein sehr scheues Tier? Ist es ein Tier, das die Scheu vor den Menschen schon verloren hat?“ In Ostdeutschland seien Wölfe bereits tagsüber in Siedlungsnähe gesehen, meinte Stephan Honert. „Das ist ein ganz sensibles Thema.“
Land zahlt Entschädigung
Unstrittig indes ist eines: Das Land leistet Entschädigungszahlungen für Wolfsrisse. Dafür hat das Umweltministerium die sogenannten Förderrichtlinien Wolf erlassen. „Tierhalter und Landwirte sollen nicht allein die Lasten tragen, die der gesetzlich garantierte Artenschutz für den Wolf mit sich bringt. Daher leistet das Land NRW finanzielle Unterstützung, um die Belastungen für die Tierhalter so gering wie möglich halten“, heißt es. Ferner fördert das Land Investitionen in vorbeugenden Herdenschutz. Zahlungen werden über die Bezirksregierung in Arnsberg abgewickelt. „Das ist inzwischen ein eingeübtes Verfahren“, sagte LANUV-Sprecher Deitermann.
Hegeringleiter Hohnert gab aber zu bedenken, dass Wolfsrisse für einen Nutztierhalter „mehr als ärgerlich“ seien: „Ihm ist ein lebendes Tier lieber als ein getötetes Tier.“ Allein der Zeitverzug zwischen Vorfall und Erstattung sei unschön.
Wolf wandert von Osten ein
Seit Jahren dringen Wölfe von Osteuropa aus nach Westen vor. 2009 wurde der erste Wolf in NRW gesichtet. Seitdem fallen der unter Artenschutz stehenden Tierart immer wieder Haus- und Nutztiere zum Opfer.
Konflikte in Balve absehbar
Die Einwanderung der Wölfe birgt Konflikte. „In ungeschützten Viehbeständen, insbesondere in der Schafhaltung, kann der Wolf beträchtliche Schäden anrichten“, heißt es beim LANUV. Daher sei es wichtig, das Zusammenleben von Wölfen und Menschen möglichst professionell zu begleiten. Der „angemessenen Entschädigung“ von Tierhaltern komme eine ebenso große Bedeutung zu wie der Information der Bevölkerung.
Noch besteht im Märkischen Kreis die Hoffnung, dass sich Landwirte, Jäger, Waldarbeiter und Erholungsuchende genau darauf nicht einstellen müssen.
INFO
Der Hund ist laut Landesbetrieb Wald und Holz genetisch immer noch ein Wolf. Einige Rassen kommen dem Bild des Wolfes nahe, sodass es regelmäßig zu Verwechslungen kommt. Der Europäische Wolf wird etwa so groß wie ein Schäferhund. Er wiegt 40 Kilo. Seine Fellfarbe ist grau.
Der Wolf frisst vor allem junge, alte oder kranke Wildtiere.
Wölfe leben in Rudeln. Jedes Rudel bewohnt ein festes Revier. Junge Wölfe verlassen bei Geschlechtsreife das Revier, um andernorts ein neues Rudel zu gründen.