Balve/Menden. Eine WP-Expertenumfrage hat ergeben, wie stark Preise für Häuser abgerauscht sind. Und was Eigentümer tun sollten.
Steigende Zinsen und steigende Preise haben den Immobilienmarkt aufgemischt. Einerseits wird weniger gebaut. Andererseits spüren Verkäufer das Ende des Booms. Heimische Immobilien-Experten sagen, wer die höchsten Abschläge hinnehmen muss – und was den Schaden begrenzt.
Tomislav Majic, Sparkasse
Die Preiswende im Immobilienmarkt traf vor allem Gebäude mit schlechter Energiebilanz. Mit Blick aufs dritte Quartal 2023 sanken die Kaufpreise für Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser binnen Jahresfrist um durchschnittlich 10,2 Prozent. Diesen bundesweiten Trend bestätigen auch die Zahlen im Geschäftsgebiet der Sparkasse. Die Makler der Sparkasse halfen Immobilien-Anbietern bei der Schadensbegrenzung.
Mit der Zinswende haben sich auch die Sanierungskosten grundsätzlich erhöht. Allein das Alter eines Gebäudes kann eine ungefähre Ahnung vom Sanierungsaufwand geben. Häuser bis zu einem Alter von 30 Jahren verursachen rund 20 Prozent des Kaufpreises bei Komplettsanierung. Bei über 30 Jahre alte Häusern können die Kosten bis zu 50 Prozent des Kaufpreises ausmachen. Bei noch älteren Gebäuden werden nicht selten 60 Prozent erreicht.
Energetische Sanierungen jedoch sparen auf lange Sicht auch Kosten. Neue Fenster, Fassadendämmung, ein neues Dach oder Modernisierung der Heizungsanlage können die Energiekosten spürbar senken. Sanierungsmaßnahmen, die die Energieeffizienz eines Hauses steigern, werden von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) sowie dem BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) gefördert, wenn sie den geforderten Standards entsprechen.
Fakt ist: Ob Kaufen, Renovieren, Sanieren oder Modernisieren - der Beratungsbedarf ist aktuell sehr hoch. Die Vereinigte Sparkasse im Märkischen Kreis hilft ihren Kunden mit Rat und Tat.
Patricia Langer, Volksbank
Die Preiswende auf dem Immobilienmarkt betrifft zunehmend Gebäude mit schlechter Energiebilanz. Themen wie Heizungserneuerung und Energieausweise rücken immer mehr in den Vordergrund. Zuletzt hat auch die Volksbank in Südwestfalen einen Preisrückgang bei Immobilien beobachtet. Abhängig vom jeweiligen Objekt sind die Preise um zehn bis 15 Prozent gesunken. Energetischer Zustand, Lage, Infrastruktur, Sanierungsbedarf und Zinsentwicklung haben dabei einen bedeutenden Einfluss auf die Preisentwicklung.
Beim Thema Sanierung spielen Fördergelder eine große Rolle. Zuschüsse und zinsgünstigere Darlehensvarianten entscheiden häufig über die Finanzierung. Die Sanierungskosten sind in den letzten beiden Jahren weiter moderat gestiegen sind, eine Trendwende ist nicht erkennbar.
Bei der sogenannten „Wohnfühlberatung“ der Volksbank hat sich ein hoher Beratungsbedarf bezüglich energetischer Sanierung herausgestellt. Außerdem zeigt sich in der Beratung, dass Kunden aus Eigenrecherchen im Internet häufig Fehlinformationen oder mangelnde Informationen erhalten, die es richtigzustellen gilt. Darunter fallen geringe Verlässlichkeit von Angaben zur Laufzeit bestehender Förderprogramme oder auch zur Aussicht auf neue Förderwege. Ferner sorgt die Debatte um den Heizungsaustausch weiter für Verunsicherung unter Hausbesitzern und Immobilien-Interessenten.
Tobias Pröpper, Makler
Aus unserer Vermarktungserfahrung gab es in den letzten beiden Jahren durchschnittliche Preisreduzierungen in Höhe von 15 bis 20 Prozent. In einzelnen Fällen waren auch deutliche Abweichungen festzustellen.
Viele Kunden sind zwar an Fördermöglichkeiten grundsätzlich interessiert, werden aber durch umständliche Anträge und auch langfristige Bearbeitungsdauern häufig abgeschreckt, eingebremst und agieren entsprechend zurückhaltend.
Die Empfehlung lautet: qualifizierte Begleitung sowie Unterstützung durch kompetente, vertrauenswürdige Vermarkter. Dabei ist die individuelle Situation der Verkäufer zu betrachten.
Nancy Hempel, Maklerin
Innerhalb der letzten zwei Jahren liegt die Veränderung hier nach meinen Zahlen, Daten und Fakten bei einer Verschlechterung im Kaufpreis von durchschnittlich zwischen 15 und 25 Prozent. Hat ein Haus mit schlechter Energiebilanz Anfang 2022 aufgrund der Marktgegebenheiten noch circa 260.000 Euro eingebracht, so lag das Objekt im Verkauf seit Ende 2022 bei circa 200.000, 210.000 Euro im Kaufpreis.
Die Aussicht auf Fördergeld spielt bei der Sanierung derartiger Gebäude eine große Rolle. Der Bedarf nach einem Energieberater in Kombination mit einem guten Finanzberater ist in dieser Zeit enorm gestiegen, denn wenn man richtig beraten wird und dementsprechende Fördergelder beantragt und bewilligt bekommt, kann man beim Kauf eines solchen Objektes sparen. Wenn man hier schlau agiert, sind tatsächlich auch wieder langfristig gesehen „Schnäppchen“ möglich.
Die Bau- und auch Sanierungskosten sind in allen Bereichen stark gestiegen in den letzten 1,5 Jahren. Hier pendelt sich der Preis langsam, aber sicher wieder auf zumindest „erträglicher“ ein.
Die Kundschaft weiß Beratung zu schätzen. Wir fragen absichtlich bei den Interessenten direkt ganz genau zu Beginn ab, was sie mit dem jeweiligen Objekt vorhaben und wie die Sanierungsvorstellungen sind.
Christian Volbert, Haus+Grund
Die Preiswende im Immobilienmarkt traf vor allem Gebäude mit schlechter Energiebilanz. Gerade bei älteren Bestandsbauten mit geringer Energieeffizienz treten die Folgen des Heizungsgesetzes besonders stark auf. Die Kosten für Sanierungen sind wegen gestiegener Handwerkspreise und Lieferkettenproblematiken nur schwer kalkulierbar. Das führt zu Unsicherheiten bei Eigentümern wie bei Immobilienkäufern. Folge sind Zurückhaltung beim Kauf; sie dient als Druckmittel des Kaufinteressenten bei Preisverhandlungen. Zwischen zehn und 30 Prozent Preisverfall gegenüber den Vorjahren sind je nach Lage der Immobilien am Markt zu sehen.
Wir stehen am Anfang eines gewaltigen Veränderungsprozesses, und die Immobilienbesitzer sind durch die Art und Weise der Meinungsbildung und vor allem der rasant schnellen Einführung der Gesetze überrollt und verunsichert. Die Förderung betrifft derartig viele Aspekte wie Gebäudehülle, Anlagentechnik, solarthermische Anlagen, Biomasseheizungen, Wärmepumpen, Brennstoffzellenheizung, Wärmennetzanschluss oder Gebäudenetzanschluss. Dazu kommen Klima-, Geschwindigkeits- oder Effizienzbonus und Grenzwerte. Der Einzelne verliert da oft den Überblick über die Fördermöglichkeiten. Die Aussicht auf Fördergeld ist zwar interessant für die Immobilienbesitzer. Dem stehen dennoch hohe Folgekosten entgegen.
Zudem gibt es eine große Verunsicherung, wie lange die staatliche Förderung bleibt oder ob sie womöglich wegen leerer Fördertöpfen gestoppt wird. Zwei Fragen beschäftigen Immobilienbesitzer: Wie lange noch dürfen Heizungen mit noch fossilen Energieträgern eingebaut werden? Und wann setzt die Kommunale Wärmeplanung dieser Möglichkeit ein Ende? Deshalb hat Haus und Grund Menden-Balve-Hönnetal gemeinsam mit den Stadtwerken Menden und einem Vertreter der Stadtverwaltung im Herbst 2023 einen Informationsabend durchgeführt und insbesondere die Mitglieder darum gebeten, bei Stadträten und Verwaltung zu verlangen, dass die Kommunale Wärmeplanung transparent erfolgt und zeitlich so beschlossen wird, dass die Bürger davon weder überrascht noch benachteiligt werden.
Vorerst rät Haus und Grund: Abwarten! Genau die Entwicklungen am Preismarkt und Politik verfolgen! Dann Zuschlagen!