Langenholthausen. Wärmepumpen erhitzen die Gemüter in Balve wie Menden. Experte Rainer Schäfer organisierte eine Info-Veranstaltung. Die Stühle reichten kaum.
Die Verunsicherung ist groß in der Bevölkerung über das neue Gebäudeenergiegesetz. Müssen schon bald Gas- oder Ölheizung raus aus dem Keller? Ausgewogen und nüchtern wollten Rainer Schäfer und weitere Experten am Mittwochabend informieren. Die Resonanz spricht für sich. Die bereitgestellten Stühle in der Schützenhalle von Langenholthausen reichten zunächst nicht aus für den Andrang. Es wurden weitere herangeholt, Gäste gruppierten sich auch um die Stehtische so dass am Ende ungefähr knapp 250 Menschen zu diesem Informationsabend gekommen sein dürften. Eine Resonanz, die Initiator Rainer Schäfer recht gibt. Seit vielen Jahren hat er in Balve einen Meisterbetrieb für Heizungs- und Lüftungsbau.
Alte Heizungen dürfen bleiben
Zunächst aber gehörte die Bühne Florian Weber vom Heizungshersteller Buderus. Er berichtete, dass das so viel diskutierte Gebäudeenergiegesetz noch nicht in trockenen Tüchern sei, die Politik es aber noch vor der Sommerpause verabschieden wolle. Bis dahin bleibe noch manches offen. Auf jeden Fall riet er von Panik ab: Die oft gestellte Frage ob man demnächst noch mit den alten Kesseln – egal ob Gas- oder Ölheizung – heizen dürfe, beantwortete er mit einem klaren Ja. Er betonte mehrfach: „Nur wenn ein Kessel irreparabel kaputt ist, muss er raus.“ Reparieren sei weiter möglich bei den allermeisten Kesseln. Deshalb: „Ich kann mit vorstellen dass ab dem nächsten Jahr sehr viele Kessel repariert werden.“
+++ HEIZUNGEN: DAS MÜSSEN BÜRGER WISSEN +++
Klar sei aber auch, dass es dann durch die CO2-Bepreisung für die Verbraucher nicht billiger werde. Denn die Politik verfolge ja das Ziel, Wärmepumpen attraktiver zu machen. Und klimaneutral werden soll Deutschland bis 2045 ja auch. Aber bis dahin gilt auch die Übergangsfrist. Er nannte auch Möglichkeiten einer Schritt-für-Schritt-Sanierung über mehrere Jahre. Ebenso kam er auf die gesetzlichen Neuregelungen wonach Menschen über 80 nicht mehr zur Erneuerung ihrer Heizung verpflichtet werden sollen. Das gelte aber nur, wenn alle Miteigentümer zum Beispiel eines Hauses in diesem fortgeschrittenen Alter seien. Das sorgte für großes Gelächter in der Schützenhalle.
Die Unsicherheit der Menschen über das Vorgehen zeigt sich vielleicht auch an der Reaktion, als Weber den berühmten Satz aus dem Koalitionsausschuss vorlas: „Kein Mensch soll alleine gelassen werden.“ Wieder deutlich vernehmbares Gelächter im Saal.
Florian Weber erläuterte auch die verschiedenen Fördermöglichkeiten, ob nun für Wärmepumpen, Solarthermie oder Biomasse. Er riet, Anträge einfach schon mal zu stellen, weil diese unverbindlich für einen tatsächlichen Austausch später seien. Auch ging er auf Möglichkeiten von Hybridlösungen ein, um etwa auch flexibel zwischen Strom- und Gaspreis wechseln zu können.
Nicht ganz eine Stunde dauerte dieser Vortrag bevor Rainer Schäfer die Fragerunde mit einem erweiterten Podium mit weiteren Experten eröffnete. Hier wurde dann noch gut eine weitere Stunde geredet, Einschätzungen und Tipps abgeben.
Schäfer sagte am Donnerstag, er habe bereits viel positive Rückmeldung zu Florian Webers Vortrag bekommen, der wohl so gut durchdacht, informativ und verständlich angekommen sei, dass viele Fragen wohl schon damit beantwortet waren, die die Besucher nach Langenholthausen mitgebracht hatten.
Rainer Schäfer rät, zuallererst Energieberater anzusprechen und sich mit denen zusammen das betreffende Gebäude anzuschauen.
Zuschuss zur Energieberatung
Der Balver Ingenieur und Energieberater Lukas Koch hatte auf dem Podium unterstrichen, dass deren Einsatz gar mit 50 Prozent vom Gesetzgeber gefördert werde. Fragen aus dem Publikum waren teilweise sehr konkret auf die eigene Situation zuhause gerichtet oder auch pauschal zum Thema Heizung.
So konnte Ludger Pollmann, der mit seiner Firma Wärmepumpen herstellt und vertreibt, auf die Frage nach der Lebensdauern antworten, das man im Durchschnitt von 25 bis 30 Jahren ausgehen könne. Das Gebäudeenergiegesetz wird 2024 greifen. Alles, was dieses Jahr noch eingebaut oder ausgetauscht wird, fällt also nicht darunter. Rainer Schäfer hatte aber betont, dass es bei vielen Öl- oder Gaskesseln mittlerweile längere Lieferzeiten gebe und man eine Lieferung noch in diesem Jahr kaum garantierten könne. Auch ein schneller Einbau sei alles andere als selbstverständlich.