Balve. Balve altert. Damit ist auch der Wohnungsmarkt im Umbruch. Was passiert, was muss passieren, was kostet der Spaß?
Der Trend ist amtlich. Die Stadt Balve hat sogar eine Grafik erstellen lassen: einen Altersbaum. Fakt ist: Die Stadtgesellschaft wird älter. Was heißt für den Wohnungsbau? Makler Nancy Hempel und ihr Vorgänger Helmut Schäfer geben auf viel gestellte Fragen überraschende Antworten.
Was zeichnet eine gute Seniorenwohnung aus?
Wesentlich beim altersgerechten Wohnen ist, dass die Bewegung zu und in der Immobilie auch im hohen
Alter gewährleistet ist. Ein leichter Zugang zum Hauseingang, am besten keine Stufen und Handläufe sind beidseitig hilfreich und auch im Badezimmer wichtig. Hier finden sich die meisten altersgerechten Unterstützungen wieder: Ebenerdige Duschen mit Klappsitz und Haltegriffen, einfach zu betretende Wannen mit Duschhocker, ein rutschfester Boden, flexibel verstellbare Spiegel und Waschbecken und ein erhöhter Toilettensitz, viel Bewegungsfläche vor WC und Waschtisch (mindestens 120 x 120 Zentimeter, damit auch Rollstuhlfahrer bequem rangieren können.
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Wie viel mehr Geld ist im Vergleich zur Standardwohnung nötig?
Nancy Hempel schätzt die Mehrkosten beim Neubau einer solchen Immobilie gar nicht so hoch ein. Bei der Ausstattung wird diese lediglich anders platziert und es werden besondere Zubehörteile angeschafft. Hier liegt dann ein Investitionsmehraufwand im Vergleich zu Standardwohnungen. Beim Neubau eines altersgerechten Wohnprojektes schlägt natürlich in erster Linie ein Personenaufzug mit hohen Mehrkosten zu Buche. Ein seniorengerechter Umbau einer Bestandsimmobilie kann beim Eigentümer beispielsweise folgende Kosten verursachen: 1. Eine Rampe gibt es ab 5.500 Euro. 2. Die Kosten für einen Hublift liegen ja nach Höhe bei 5.000-12.000 Euro. 3. Unterfahrbare Küchenelemente gehen ab 1.400 Euro los. 4. Eine barrierefreie Dusche kostet ab 1.200 Euro. 5. Eine schwellenfreie Terrassenschiebetür gibt es ab 6.200 Euro.
Es gibt spezielle Förderprogramme für solche Umbauten. Ein großer Markt liegt aktuell auch im Neubau von Pflegeimmobilien. Diese werden durch den demografischen Wandel zu einer attraktiven Kapitalanlage. Bis 2050 wird es in Deutschland schätzungsweise 4 Millionen Pflegebedürftige geben. Hunderttausende neuer Pflegeplätze sind allein in den nächsten 10 bis 15 Jahren nötig, um den steigenden Bedarf zu decken.
Da steigt der Bedarf nach altersgerechten Wohnungen. Hierfür werden Investitionen benötigt, die bislang vor allem von Banken, Versicherungen oder Fonds getätigt wurden. Inzwischen ist der Markt jauch offen für Privatinvestoren.
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Welche Auswirkungen haben die Investitionen auf das Mietniveau?
Nancy Hempel veranschlagt kann für eine altersgerechte Wohnung 1-2,50 Euro/qm mehr veranschlagen, damit sich o. g. Zusatzinvestitionen amortisieren.
Wie viele Wohnungen werden nach Senioren-Bedürfnissen umgebaut?
Diese Frage können Nancy Hempel und Helmut Schäfer nicht genau beantworten. Zum einen ist der Begriff „seniorengerecht“ nicht eindeutig definiert (bei barrierefrei oder behindertengerecht hingegeben gibt es bestimmte Standards), zum anderen weiß niemand, wer zum Beispiel in seinem Haus beispielsweise Umbauten vornimmt, die dann seniorengerecht sind.
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Immer mehr Senioren wollen sich verkleinern wollen. Wie ist die Nachfrage?
Viele Senioren interessieren sich aktuell für altersgerechtes Wohnen, beispielsweise auch barrierefreie Eigentumswohnungen im Ortszentrum. Wir bemerken aber auch eine große Nachfrage nach altersgerechten Wohnungen in schönem Ambiente seitens Menschen, die erst in den nächsten Jahren in Rente gehen, aber schon genau wissen, wo die Reise hingehen soll: dass sie ihr Eigenheim definitiv verkaufen und sich verkleinern, teils dann zur Miete wohnen, teils aber weiter (nur verkleinert) im Eigentum (Bungalow, ETW) wohnen möchten.
Immer mehr Babyboomer gehen in den Ruhestand. Was heißt das für den Wohnungsmarkt?
Es muss dringend mehr Wohnraum geschaffen werden. Durch die hohen Baukosten steigen die Investitionskosten für die Eigentümer, dementsprechend erreichen wir auch ein neues Mietniveau, nicht nur beim altersgerechten Wohnen, sondern grundsätzlich. Nancy Hempel erwartet Mietpreise von über 11 Euro/qm als Normalität.
MARKT IM UMBRUCH
Wie viele Wohnungen und Häuser werden im Hönnetal seniorengerechnet neugebaut?
Da es heutzutage bei Neubauten bestimmte gesetzliche Mindestvorgaben gebe, wie beispielsweise die Breite der Türen, Bewegungsradius im Sanitärbereich und vieles mehr, sei fast jede Neubauwohnung als „seniorengerecht“ einzuordnen, erwidert Nancy Hempel. Sie und ihr Vorgänger Helmut Schäfer kommen bei einer spontan berechneten Übersicht auf 36 bis 38 Wohnungen allein im Balver Stadtgebiet.