Balve. Bei der Premiere konkurrierte das Offene Singen in Balver Höhle mit den Domspatzen. Diesmal gibt‘s wieder Parallelveranstaltung.
Er fehlt. Und dennoch zeichnet er für einen großen Erfolg der Höhlen-Saison verantwortlich: Hermann Hering, zweiter Vorsitzender der Balver Schützen, kümmert sich um die Vermietung der Natur-Arena. Geschäftsführer Thomas Scholz summiert die Besucherzahlen der Events in Europas größer Kulturhöhle auf 40.000: „Das waren in diesem Jahr 5000 mehr.“ Kein Wunder: „Es waren auch neue Veranstaltungen dabei.“ Mehr noch: Die Veranstalter waren von dem deutschlandweit einzigartigen Kulturtempel so angetan, „dass sie am liebsten Drei-Jahres-Verträge abgeschlossen hätten“. Doch die Bilanz der Schützen ist noch nicht vollständig. Denn das Beste kommt zum Schluss: das offene Singen am Samstag, 16. Dezember.
Das Format hat im Vorjahr Premiere gefeiert. Die Veranstalter – Balver Schützen plus Musikverein Balve – haben eine Chance genutzt. Die Bezirksregierung Arnsberg hatte nämlich zuvor, anders als früher, die Nutzung der Höhle für Veranstaltung in der kalten Jahreszeit erlaubt – mit lediglich kleinen Auflagen. Wie ist das Mitmachkonzert in der Region angekommen?
Es hat – trotz harter Konkurrenz durch ein fast zeitgleich stattfindendes Konzert der Regensburger Domspatzen in der Pfarrkirche St. Blasius – reichlich Publikum gelockt. Nicht nur das: Die Teilnehmer haben sogar so viel Spaß am gemeinsamen Singen gehabt, dass sie am frühen Abend gekommen und bis 21.30 Uhr geblieben sind. Dabei haben die Veranstalter mehr Winter-Atmosphäre gehabt als erwartet.
Schützen-Chef Christoph Rapp: „Wir hatten Eiszapfen an der Höhlen-Decke. Die mussten wir abschlagen.“ Tobias Platte, Vize des Musikvereins Balve: „Letztes Jahr war es extrem. Da waren die Minusgrade zweistellig. Und dann war noch die Heizung defekt. Da sind die Klappen von den Instrumenten eingefroren.“
Die Heizung läuft längst wieder. Wie bereiten sich die Musiker auf die winterlichen Temperaturen vor? „Zwiebel“, antworten Tobias Platte und Wenzel Klein einstimmig. „Du musst Dich dick anziehen.“ Wenzel Klein: „Du musst ja nur pusten und die Finger krumm machen können.“
Mögen die Temperaturen in der Höhle noch so kalt sein – die Musik soll ab 18 Uhr die Herzen des Publikums erwärmen, zunächst der Herzen, eine Stunde langen soll Liedgut erklingen, dass Mädchen und Jungen aus Kita und Schule kennen. Sebastian Keil und Christiane Neuhaus begleiten die Sängerschar mit Gitarre und Keyboard. Kirchenmusiker Maximilian Wolf ist allerdings nicht dabei. Er ist am Veranstaltungstag unterwegs. Im Gespräch ist, dass er im kommenden Jahr mitmacht. Zukunftsmusik.
Nach dem Kinder-Block richten sich weihnachtliche Harmonien an Erwachsene, begleitet vom Musikverein. „Das Jugendorchester kommt, das Hauptorchester, alle, die können, der komplette Haufen“: Tobias Platte verspricht großes Gebläse. „Wir spielen zusammen. Aber wir teilen uns so auf, dass zwischendurch mal ein Ensemble spielt.“ Das Repertoire deckt alles ab, was weihnachtlich und beliebt ist. Im vergangenen Jahr hat ein Teil des Publikums das Singen als eine Art Vorabendmesse ohne Liturgie gesehen. Ein anderer Teil hat sich vor allem auf Weihnachten in der Pop-Version gefreut. So soll es auch bei der zweiten Ausgabe des Singens sein. Überraschungen gibt es auch. „Wir haben unser Repertoire noch einmal ein bisschen erweitert“, kündigt Tobias Platte an.
Beim Singen hilft eine Leinwand, auf die die Texte projiziert sind. Um die Technik kümmert sich der Musikverein, der Festspielverein setzt den Event ins rechte Licht.
Singen macht hungrig und durstig. Die Veranstalter sind vorbereitet. In einem Wagen des Ristorantes „Da Piccolo“ auf dem Höhlenvorplatz gibt’s was auf die Gabel: Pizza und Pasta. In der Höhle strömen Glühwein und Kinderwunsch, Bier und Alkoholfreies in Gläser und Becher. Alles zu zivilen Preisen: „Das war uns wichtig“, betont Thomas Scholz. Für Getränke sind Wertmarken zu haben, bei Speisen zählt Bares. Der Eintritt ist frei. Die Schützen sehen den Abend als Engagement für die Bevölkerung in schwerer Zeit. Der Getränkeerlös fließt bei beiden Veranstaltern in die Jugendarbeit: halbe-halbe.
Wie es angenommen wird, halten die Schützen nach: „Wir werden die Besucherzahl tracken“, sagt Thomas Scholz. „Wir haben einen Tordienst da stehen, wo Eintrittsbändchen kostenfrei ausgegeben werden.“
Spannend wird das, weil etwa zur selben Zeit der Weihnachtsmarkt in Garbeck stattfindet. Die Traditionsveranstaltung ist erstmalig vom Veranstaltungstermin Sonntag auf Samstag vorgezogen worden.
Die Veranstalter schreckt das nicht. Die Schützen haben alle Möglichkeiten genutzt, im Radio wie im Netz Werbung fürs Singen zu streuen. Das wirkt offenbar. Thomas Scholz ist von einem weit entfernt wohnenden Interessenten angesprochen worden. Er wolle gern kommen, und er habe Thomas Scholz auch den Grund genannt: „Er hat Besuch aus Spanien.“