Balve. Und der Oscar geht an den Musikverein Balve. Warum ein Event in der ausverkauften Höhle noch lange nachhallt.
Wow! Welch ein Abend! Der Musikverein Balve legt am Samstagabend mit seiner ersten Filmmusik-Gala in der ausverkauften Höhle eine Oscar-reife Show hin. Corona hat offenbar auch positive Nebenwirkungen: In der Balver Kulturszene hat die Pandemie bisher nicht gekannte kreative Kräfte freigesetzt.
Der Musikverein „Amicitia“ Garbeck gibt den Takt vor – mit der „Night of Music“. Dirigent Scott Lawton bringt XXL-Orchester und Publikum auf Touren – mit Druck und Drive. Der Musikverein aus Beckum legt nach. Dirigent Udo Fricke feiert im Reitstadion sein 30-Jähriges. Der Nachfrage ist so groß, dass die Beckumer Zusatztickets anbieten. Und der Musikverein Balve? Er hätte die Gala zweimal ausverkaufen können. Kein Wunder, dass Vorsitzender Paul Stüeken zu Beginn eines langen Abends in der Höhle laut über eine Wiederholung der Show im Jahr 2026 nachdenkt.
+++ FILMMUSIK-GALA IN DER BALVER HÖHLE: DIE FOTOS +++
Der Abend macht klar, warum Europas größte Kulturevent-Höhle auch Felsendom genannt wird. Während des zweiteiligen Konzerts der 150 meist ehrenamtlichen Musikerinnen und Musiker herrscht so andächtige Ruhe, als würde ein Gottesdienst gefeiert.
Dabei ist Pater Pius Sabu noch gar nicht da. Er kommt erst in der Pause. Vor der Freude rief die Pflicht: „Ich musste noch zwei Messen feiern“, sagt Pater Pius Sabu der Westfalenpost. Da haben die Balver Hubert Hahn, Ludger Terbrüggen, Christian Bathe, Raimund Neuhaus und Kathrin Pötter sowie Gerhard Vorhoff aus Hemer und fast 600 weitere Gäste bereits die erste Hälfte hinter sich. WDR-Moderator Tobi Schäfer hat mit launigen Sprüchen geglänzt, gern hat der Mellener ein Heimspiel übernommen. Dirigent Philipp Cramers Musikverein, der Chor des Walburgis-Gymnasiums in Menden plus Streicher haben die „Star Wars Suite“ in einer Langfassung gespielt. Das eingängige Titelthema hat den Abend eröffnet. Auch lyrische Motive im Stil der europäischen Romantik des 19. Jahrhunderts sind dabei – passend zur Größe des Orchesters, das da anfängt, wo Liebhaber von Mammut-Kompositionen wie Anton Bruckner aufgehört haben. Zunächst ist der Applaus freundlich, zur Halbzeit hin steigert er sich: Vorfreude auf die zweite Konzerthälfte.
+++ FILMMUSIK-GALA: DARUM GRATULIERT MUSIKVEREIN BALVE PHILIPP CRAMER +++
Jonas Korbel vom Konzert-Dienstleister Hochton hat nicht zu viel versprochen: Süffige Film-Themen begeistern. Hat Dirigent Philipp Cramer zunächst auf einen konzertanten Sound gesetzt, zeigt er gegen Ende, dass er auch druckvoll kann. Zum Schluss donnert die Musik der Comic-Saga „Batman – The Dark Knight“ durch die tontechnisch perfekt ausgesteuerte Höhle, die dem Publikum Studio-Qualität beschert. Jonas Korbel: „Wir schneiden alle Kanäle mit.“ Käme eine Ton-Konserve – sie wäre ein perfektes Weihnachtsgeschenk.
Für Publikum und Musiker ist die Höhle ein Geschenk der Natur. Immer öfter locken Events in die Natur-Arena – auch wenn sie gegen Ende der warmen Jahreszeit abends empfindlich kalt wird.
Alles andere als kalt sind die Musiker zu Werke gegangen. Nicht nur sie: Vereinsvorsitzender Paul Stüeken winkt zwar bescheiden ab, wenn er für sein Engagement gelobt wird. Doch Kenner der Balver Kulturszene bescheinigen ihm, den Musikverein nicht nur zusammengeführt zu haben, sondern auch ein Händchen für Sponsoren. Ohne sie wäre der Abend nicht zustande gekommen. Im Vorfeld des Events mit rotem Teppich plus After-Show-Party war von fünfstelligen Produktionskosten im mittleren fünfstelligen Bereich die Rede. Zu Großsponsoren kommen Gönner aus kleinen und mittleren Betrieben.
Schnell steht fest: Dieses Konzert hallt lange nach – nach innen wie nach außen. Die Gala mobilisiert im Stadtgebiet drei Generationen. Selbst Grundschulknirpse lauschen. Zudem setzt das Konzert ein Ausrufezeichen nach draußen. Die Höhle besitzt ein Alleinstellungsmerkmal. Bürgermeister Hubertus Mühling und Landrat Marco Voge sollten es nutzen – fürs Marketing.
Was vom Abend übrig bleibt: neben der tollen Organisation die Erkenntnis, dass es Philipp Cramer gelungen, drei Gruppen, die sich vorher nicht kannten, zu einer harmonischen Einheit zu formen. Das Format sollte, wie „Star Wars“, in Serie gehen.