Balve/Garbeck. Das „Duell“ der Bürgermeister-Kandidaten war hart, aber fair. Knackpunkte waren Steinbruch-Erweiterung und neue Baugebiete.
Wie geht Balves künftiger Bürgermeister mit der geplanten Erweiterung des Steinbruchs in Eisborn um? Diese Frage gehörte zu den zentralen Punkten des „Duells“ des amtierenden Bürgermeisters Hubertus Mühling (CDU) gegen seinen Herausforderer Lorenz Schnadt (UWG). Die „Westfalenpost“ hatte beide Bürgermeisterkandidaten in die Garbecker Schützenhalle eingeladen.
Christdemokrat Mühling: „Es gibt hier nicht nur schwarz und weiß. Ich bin gegen Fundamentalopposition, sondern für einen Dialog und für einen Kompromiss.“ Umso wichtiger sei die Arbeit des Eisborner Bürgerforums.
UWG-Spitzenkandidat Lorenz Schnadt positionierte sich anders: „Wie soll dieser Kompromiss denn aussehen? Die Menschen vor Ort wollen nicht mehr Lärm und mehr Staub.“ Deshalb, erklärte Schnadt, könne so ein Kompromiss ja nur in Form etwa von Geldzahlungen des Betreibers oder anderer Kompensationen bestehen. Die Beeinträchtigungen im Leben der Einwohner wären dann aber trotzdem da.
Bürgerinitiative hakt nach
Später, als Michael Hirt von der Bürgerinitiative gegen die Steinbrucherweiterung nachgehakt hatte, sagte Schnadt: „Es passiert das, was politisch gewollt ist.“ Schnadt wollte damit unterstreichen, dass das Großprojekt von Lhoist, auch wenn die Stadt Balve letztlich nicht der politische Entscheider ist, doch kaum gegen den ausdrücklichen Willen der Kommune umgesetzt werden könne. Das Wählervotum solle auch ein Referendum über die Steinbrucherweiterung sein.
Mühling hingegen lobte die Bürgerbeteiligung rund um den Steinbruch in Beckum als gutes Vorbild.
Gut 40 Zuhörer waren am Mittwochabend zum corona-konformen „Duell“ gekommen.
Den Austausch eröffnete WP-Redakteur Jürgen Overkott mit dem Thema Verkehr und Nahverkehr, welches beim Heimatcheck der WP von Balver Bürgern als Hauptprobem benannt worden war. „Ich hätte sogar eine 6 gegeben“, sagte Schnadt. Seit seiner lange zurückliegenden Schulzeit habe sich nichts geändert. ÖPNV bleibe fast immer ein Zuschussgeschäft, daher müsse die öffentliche Hand die Gelder gezielt einsetzen, wenn man etwas bewegen wolle.
Mühling verwies auf positive Ansätze. Vor kurzem startete das Projekt Zukunftswerkstatt Mobilität, wo ein exakter Bedarf vor Ort ermittelt werden soll. Wenn manche Bürgerbusangebote wenig bis gar nicht genutzt würden, sei das eben auch eine Abstimmung mit Füßen. „In allen anderen Bereichen des Heimatcheck hat Balve aber gut und sehr abgeschnitten“, unterstrich Mühling schmunzelnd.
So waren sich beide Bewerber in manchen Punkten auch einig über die Pfunde, mit denen Balve wuchern könne: die Realschule etwa.
Ebenso beklagten beide das Landesrecht, wonach die Stadt faktisch keine neue Bau- oder Gewerbeflächen mehr ausweisen kann. „Das ist quasi Planwirtschaft“, spitze Mühling zu. Bei den Gewerbefläche in Garbeck am Brauckesiepen und am Bahnhof rund um die Flüchtlingsunterkunft warf Schnadt der Mehrheitsfraktion CDU Untätigkeit vor: „Man könnte hier sofort was machen.“ Für das mögliche Baugebiet am Liboriweg in Garbeck erklärte Mühling, die Stadt werde im Herbst einen Plan vorlegen. Wann er umgesetzt werden könne, „liegt dann an den Eigentümern“. Um den demografischen Wandel erfolgreich zu meistern, müssen möglichst viele junge Leute am Ort gehalten werden, vor allem Frauen: Darin waren sich Schnadt und Mühling einig.
bschließend sagte SPD-Fraktionschef Cay Schmidt: „Wir haben großen Respekt vor Lorenz Schnadt, der seinen Hut trotz einer recht aussichtslosen Situation erneut in den Ring geworfen hat.“