Balve. Würde er oder nicht? UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt hat sich am Donnerstagnachmittag festgelegt: „Ich mache es!“ Seine Chancen.
Der Kommunalwahlkampf ist offiziell eröffnet. Bürgermeister Hubertus Mühling hat mit der Bekanntgabe seiner erneuten Kandidatur am Ende der letzten Ratssitzung dieses Jahres das Startsignal gegeben. Wie reagiert das politische Balve darauf? Der Tag danach endete mit einer faustdicken Überraschung.
Marco Voge ist Mühlings CDU-Parteifreund, sitzt im Rat, aber eben auch im Düsseldorfer Landtag: „Ich freue mich“, sagte er der WESTFALENPOST auf Anfrage. Er hob Mühlings Fachkenntnisse, Kompetenzen und Konzepte hervor – aber auch seine menschlichen Qualitäten. Er könne gut mit Menschen umgehen.
Genossen entscheiden im Januar
SPD-Fraktionschef Cay Schmidt sagte der WP, er habe mit Mühlings erneute Bewerbung um den Job des Stadt-Chefs gerechnet. Überrascht zeigte er sich jedoch von dem „unerwartet spätem Zeitpunkt“. Die SPD um Ortsvereinschef Thomas Vogtmann wolle erst im Januar über Kandidaten entscheiden. Schmidt weiter: „Es wird, ohne Frage, darauf ankommen, ob es den jetzigen Oppositionsparteien gelingen wird sich über eine gemeinsame Strategie zu verständigen. Es wäre schon ein bemerkenswerter Erfolg für die demokratische Vielfalt in Balve, die CDU, nach Jahrzehnten der absoluten Mehrheit, wieder zu Kompromissen zwingen zu können.“
UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt indes schien seine Karten am Tag danach eng an der Brust zu halten.
Dabei hatte der Garbecker nach den Sommerferien immer wieder signalisieren, dass Mühlings einziger Gegenspieler von Format ist. Immer wieder stand er in Sitzungen von Rat und Ausschüssen für die Abteilung Attacke. Nicht ohne Charme: Seine oft bissigen Anmerkungen werden nicht selten von Lachern quittiert – quer durch die Parteien.
So hatte Schnadt Hubert Sauer kürzlich erst abgeledert. Sauer hatte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins verlangt, die Einnahmen aus der Grundsteuer zweckgebunden für die Instandsetzung maroder Wirtschaftswege einzusetzen. Schnadt wies darauf hin, dass Steuern gar nicht zweckgebunden eingesetzt werden dürfen. Zugleich sah er einen Interessenkonflikt zwischen Sauers Amt in der Landwirtschaft und seiner Tätigkeit als CDU-Ratsherr: „Selten so wenig politisches Fingerspitzengefühl erlebt!“ Schließlich drehte Sauer bei und zog den Antrag wieder zurück. Dazu Schnadt: „Gut, dass die CDU ihren Vorsitzenden ausgebremst hat! Der größte Schaden konnte so noch einmal verhindert werden.“
Freund und Feind gleich mit dem ersten Absatz seiner Haushaltsrede klar gemacht, dass er Biss hat: „Woran merkt der Balver, dass bald Kommunalwahl ist? Richtig, die CDU holt wieder den Schmandsack aus der politischen Mottenkiste! Ich selber erlebe das nun zum vierten Mal.“
Das politische Balve nahm Schnadt lange als Interessenvertreter Garbecks wahr. Tatsächlich befeuerte er lange dieses Bild. So meinte Schnadt im Sommer noch: „Während andere Ortsteile unter anderem über diverse Fördertöpfe bereits von unterschiedlichen Maßnahmen profitiert haben (zum Beispiel Dorfpark Eisborn, Park an der Hönne in Volkringhausen, Sokola.de Langenholthausen, Feuerwehrgerätehaus Mellen, Innenstadtkonzept Balve unter anderem), warten die Garbecker nun schon seit einigen Jahren darauf, dass sich auch bei ihnen langsam was tut.“
Kurz und knapp
Bei seiner Haushaltsrede jedoch ging der 60-Jährige auf Projekte in jedem Ortsteil Balves ein – ganz so, als wolle er zeigen, dass er mehr kann als Dorf-Lobby.
Am Donnerstagnachmittag dann, um 17.03 Uhr, zeigte eine Antwort des Polizeibeamten auf eine Anfrage der WESTFALENPOST die Zielrichtung seiner Haushaltsrede: Er hatte sich indirekt bereits um den Job des Bürgermeisters beworben. Seine Mail war so knapp wie eine Stein-Inschrift: „Ich mache es!“