Arnsberg. Es war der frühe Morgen des 19. Januar 2013. Im Autohaus C. Schulte im Bruchhausener Westring wütet ein Feuer. Jetzt stehen zwei Männer vor dem Landgericht Arnsberg. Und die Suche nach Wahrheit ist schwierig. Fast alle Aussagen verstricken sich in ein Netz von Widersprüchen.
Als hätte er es geahnt. Zum Auftakt des ersten inhaltlich weiterbringenden Verhandlungstages vor dem Landgericht Arnsberg im Fall des Großbrandes im Autohaus C. Schulte im Bruchhausener Westring am frühen Morgen des 19. Januars 2013 gab der Vorsitzende Richter Willi Erdmann den beiden angeklagten Arnsbergern einen guten Rat mit auf den Weg. „Mit der Wahrheit erreicht man am meisten!“, sagte er.
Unterschiedliche Sicht der Dinge
Die juristisch belastbare Wahrheitsfindung gestaltet sich in diesem Prozess aber außerordentlich schwierig, weil sich so ziemlich alle Aussagen - auch die von vielen Zeugen - in ein Netz von Widersprüchen und Ungereimtheiten verstrickten.
Schon die Angeklagten, denen die Staatsanwaltschaft vorwirft, als Komplizen unterwegs gewesen zu sein, haben eine völlig unterschiedliche Sicht der Dinge. Der 22-jährige H. aus Voßwinkel, bis kurz vor seiner Verhaftung war er als Auszubildender im ausgebrannten Autohaus tätig, machte unmissverständlich klar, dass er sich für unschuldig hält.
"Seit sechs Monaten für lau eingesperrt"
„Ich bin seit sechs Monaten für lau eingesperrt“, sagte er direkt zu Beginn seiner Einlassung. Weder sei er im Januar in das Autohaus eingebrochen, um Benzin in Kanistern zu stehlen, noch sei er bei einem zweiten Einbruch, bei dem drei Navigationsgeräte und eine Tankkarte gestohlen und abschließend der Brand gelegt worden sein soll, dabei gewesen. Er bestritt alle Vorwürfe. Auch mit der Nutzung der Tankkarte, bei der später an Nachtschaltern mit Hilfe einer Pin-Nummer für mehrere tausend Euro getankt wurde, habe er nichts zu tun.
Nur durch dessen Verteidiger von H. getrennt saß auf der Anklagebank der 24-jährige V. aus Holzen. Der erzählte frei, dass er im Januar zweimal von H. abgeholt worden sei und zum Autohaus Schulte gefahren sei. Jeweils sei durch ein offenes Fenster eingebrochen worden. Einmal habe V. draußen gewartet, bis sein Komplize mit Benzinkanistern herausgekommen sei.
Rauch, Flammen und ein Knall
Beim zweiten Mal sei er mit in der Halle gewesen und hätte die Navi-Geräte und die gestohlenen Tankkarten in einem Beutel von H. übergeben bekommen. Der sei noch einmal eine Etage höher gegangen, von wo aus V. dann hellen Lichtschein wie von einem Feuer gesehen und daraufhin die Halle in Richtung Auto verlassen habe.
Draußen habe er dann schon Rauch und später Flammen gesehen und einen Knall gehört. „Ich war schockiert und wollte weg“, so V.. Einige Minuten später sei H. mit zwei Kanistern Benzin ebenfalls aus dem brennenden Autohaus gekommen.
Zeugen sollen Klarheit bringen
Klarheit sollten Zeugen bringen. „Wir müssen Mosaiksteinchen zu einem Bild zusammenfügen“, sagte Richter Willi Erdmann vor den Zeugen, „ob’s gelingt, weiß ich nicht!“ Befragt wurden drei junge Arnsberger, die später offenbar gemeinsam mit dem Angeklagten V. mit der gestohlenen Tankkarte unterwegs waren. Sie verstrickten sich aber vor allem bei der Frage nach ihren Kenntnissen über Tathergang und Täter allesamt in Widersprüchen zu ihren Aussagen in den Vernehmungen bei der Polizei.
Auch ein guter Freund von V. kam in den Zeugenstand. Er hatte sich noch vor zwei Wochen mit einem anderen Zeugen getroffen und hat dabei möglicherweise so auf ihn eingewirkt, dass Staatsanwalt Klaus Neulken sogar von „Zeugenbeeinflussung“ sprach.
Nach mehr als acht Stunden endete der 2. Verhandlungstag. Fortgesetzt wird der Prozess am kommenden Freitag.