Voßwinkel. Traumhobby Reiten: Aber welche Reitschule ist die richtige? Ein Gespräch mit Experte René Lippich, Reitlehrer vom Reitverein Voßwinkel.

Reiten ist für viele Kinder ein Traumhobby: Viele wollen es ausprobieren, viele haben Spaß dran. Reitunterricht stärkt das Körpergefühl, die Fitness und auch das Selbstbewusstsein. Doch Reitschule ist nicht gleich Reitschule - es gibt gewisse Dinge, auf die man als Elternteil achten sollte, wenn man nach einer Reitschule für ein Kind sucht. Für einige Eltern gestaltet sich das schwierig: Denn wer selbst reitet, hat natürlich Kenntnisse und Kontakte. Die fehlen aber den Eltern, die selbst keine Pferdemenschen sind.

Doch schon mit einigen wenigen Dingen, die es zu beachten gilt, kann auch ein pferdeunerfahrenes Elternteil entscheiden, ob die Reitschule die richtige fürs Kind ist. Diese Tipps und Tricks kennt René Lippich - er ist seit über 30 Jahren Pfredetrainer und Reitlehrer und ist seit 25 Jahren hauptberuflich beim Zucht-, Reit- und Fahrverein (ZRFV) Voßwinkel tätig.

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„Die meisten Fragen können vor Ort geklärt werden, ohne dass man großartig etwas von Pferden verstehen muss“, erklärt er. Dazu sollte man einfach die Reitschule der Wahl besuchen - gegebenenfalls nach Kontaktaufnahme per Telefon. „Bei der Reitstunde an der Bande stehen und zugucken sollte nirgendwo ein Problem sein“, ist sich René Lippich sicher. „Gute Reitschulen haben nichts zu verstecken.“

Welche Gegebenheiten hat die Reitschule?

Schon beim Ankommen auf dem Hof kann viel erkannt werden, so René Lippich, zum Beispiel die Sauberkeit und der Allgemeinzustand. Wichtig ist: Gibt es eine Reithalle? „Für den Unterricht ist eine Halle meiner Meinung nach unverzichtbar“, erklärt der Reitlehrer. Denn nur da könne das ganze Jahr hindurch wetterunabhängig Reitunterricht gegeben werden.

Und auch auf die Pferde sollte man schauen: Ist der Futterzustand in Ordnung? Wie sehen die Hufe aus? „Jeder Laie erkennt, ob ein Pferd zum Beispiel viel zu dünn ist, und auch, ob die Hufe viel zu lang sind, wenn sie sich schon nach oben biegen“, sagt Lippich. „Aber hier im HSK kenne ich keine Reitschule, die schlecht mit ihren Pferden umgeht.“ Wichtig ist auch, bei den Reitschulpferden darauf zu schauen, ob die richtigen Pferde für das eigene Kind da sind. „Wir in Voßwinkel unterrichten zum Beispiel erst ab acht Jahren - selbst unser kleiner Ponywallach Pablo ist zu groß für kleinere Kinder.“

Wie funktioniert der Einstieg in den Reitsport?

Stimmen die Gegebenheiten der Reitschule, sollte sich der Reitunterricht angeschaut werden. Dort ist wichtig: Was wird vom Kind verlangt? Das Putzen, Satteln und Führen des Pferdes sollte genauso beigebracht werden wie das Reiten. Und auch der richtige Einstieg in die Reiterei ist essenziell. „Reitanfänger gehören immer erstmal an die Longe“, erklärt René Lippich. Dort können sie in Ruhe lernen, wie es sich anfühlt, auf dem Pferd zu sitzen, bevor sie Schritt für Schritt an die richtigen Schenkel- und Zügelhilfen herangeführt werden. Dabei wird Lippich meist von Reitlehrerassitenten unterstützt.

Das richtige Satteln gehört zum Reitunterricht dazu. Hier hilft René Lippich Reitschülerin Finja beim Nachgurten von Pony Pablo.
Das richtige Satteln gehört zum Reitunterricht dazu. Hier hilft René Lippich Reitschülerin Finja beim Nachgurten von Pony Pablo. © WP | Katharina Kalejs

„Viele Eltern kommen und glauben, dass das Kind sofort frei selbst reiten darf“, sagt der Trainer. „Das geht aber gar nicht.“ Es dauere in seinem Unterricht im Durchschnitt zwischen drei und sechs Monate, bis Anfänger in die Abteilungsreitstunden wechseln können. Die Geschwindigkeit des Fortschritts sei immer abhängig von dem Talent, den körperlichen Voraussetzungen und der Angst des Kindes.

Bei jüngeren Kindern, im Kindergartenalter, kann man oft noch gar nicht von richtigem Reitunterricht sprechen. „Da geht es um die Bewegung auf dem und mit dem Pferd, und darum, dass sie lernen, den eigenen Körper zu verstehen und zu koordinieren“, sagt René Lippich.

Wie läuft der Reitunterricht ab?

Der nächste Blick geht in die Abteilungsreitstunde. „Der Reitlehrer sollte fair mit den Kindern umgehen - früher hieß es, je lauter geschrien wird, desto mehr Recht hat er.“ Bei dieser Erinnerung lacht Lippich. „Diese Zeiten sind vorbei. Ein Reitlehrer und auch seine Assistenzen müssen passend mit den Kindern umgehen.“ Außerdem sollte der Reitlehrer passende Qualifikationen und Trainerscheine vorweisen können - denn nur, wer selbst reiten kann, kann auch Fähigkeiten adäquat vermitteln.

Zudem sollten die Gruppen nicht zu groß sein. „Wir haben vier Reitschulpferde, dementsprechend sind unsere Abteilungen relativ klein.“ Maximal ein Teilnehmer mit dem eigenen Pferd stoße noch zu den Reitstunden dazu. „Danach wird es auch unübersichtlich, wenn ein Reitlehrer so viele Reiter betreut. Wir müssen ja ein Auge auf alle haben.“ Reitstunden mit zehn oder mehr Teilnehmern seien nicht zielführend.

Eine volle Reitstunde in der Abteilung beim ZRFV Voßwinkel: Johanna auf Odin, Romy auf Sam, Aaliyah auf O'Malley, Reitlehrer René Lippich und Finja auf Pablo.
Eine volle Reitstunde in der Abteilung beim ZRFV Voßwinkel: Johanna auf Odin, Romy auf Sam, Aaliyah auf O'Malley, Reitlehrer René Lippich und Finja auf Pablo. © WP | Katharina Kalejs

In den Stunden achtet René Lippich zudem darauf, dass seine Reitschüler möglichst viel selbst reiten. „In vielen Reitschulen wird schnell eine Abteilung gebildet und alle reiten dem Vordermann hinterher - davon lernt man es aber nicht.“

Was braucht mein Kind, wenn es mit dem Reitunterricht beginnt?

Für die ersten Probereitstunden haben die meisten Reitschulen eine Auswahl an Leihreithelmen, die das Kind benutzen kann - niemand sollte ohne Kopfschutz reiten lernen, bestenfalls mit Reithelm statt mit Fahrradhelm. „Dazu empfehle ich immer für den Anfang eine enganliegende Hose, in der man sich gut bewegen kann, und feste Schuhe, am besten mit einem kleinen Absatz“, erklärt Lippich.

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Erst, wenn sich zeigt, dass das Kind Spaß am Reiten hat, sollte eine Grundausrüstung angeschafft werden. Eine Reithose, ein Reithelm, Reithandschuhe, Stiefeletten und Stiefelschäfte empfiehlt der Reitlehrer. Alles sollte in einem Geschäft vor Ort anprobiert werden, damit es richtig sitzt - bestenfalls mit Beratung durch das Fachpersonal.

Wer Angst um die Sicherheit seines Kindes bei einem Sturz hat, kann zusätzlich noch eine Reitweste mit Protektoren anschaffen. „Dabei muss aber unbedingt drauf geachtet werden, dass die Weste die Beweglichkeit des Kindes nicht einschränkt“, empfiehlt René Lippich. Statt einer dicken Reitweste sollte also besser eine dünne gewählt werden, wie man sie auch aus dem Skifahren kennt. „Dann lernt das Kind viel besser, seinen Oberkörper zu benutzen, und ist nicht steif auf dem Pferd.“

Alles, was man darüber hinaus noch kaufen könnte, entwickele sich dann mit der Zeit – das weiß René Lippich aus Erfahrung.