Schmallenberg. Mystische Linden bewachen die alte Kapelle: Ein geheimnisvoller Ort zwischen Schmallenberg und Fleckenberg steht zum Verkauf.
Am Fuße des Huckelbergs, auf der Anhöhe zwischen der Schmallenberger Unterstadt und Fleckenberg, verläuft ein alter Kirch- und Totenweg. Hier kann man seinen Blick weit über sanfte Hügel und weite Felder schweifen lassen. Nur zwei knorrige Linden fangen die Aufmerksamkeit ein. Sie ragen hoch in den Himmel, strecken ihre Äste weit von sich. Zwischen den alten Bäumen - eine der Linden wird auf 300 Jahre geschätzt - liegt eine Wegekapelle: die „14-Nothelfer Kapelle“.
Auf einer alten Jagdkarte des Kloster Grafschaft ist an dieser Stelle bereits 1653 ein hohes, mit Symbolen verziertes Kreuz eingezeichnet. Um 1700 wurde die Kapelle aus Bruchsteinen neben dem Kreuz errichtet, zu finden auf einer weiteren Karte aus dem Jahr 1720. Das Dach und die Traufseite der Gebetsstätte sind mit Schiefer bedeckt. Die Erbauer und der Grund für die Errichtung sind unbekannt.
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Durch eine hüfthohe Eichentür unter einem Rundbogen betritt man das Innere der kleinen Kapelle. Ein figurenreiches, bemaltes Holzrelief zeigt die Kreuzabnahme Jesu. Das Relief ist ein Duplikat, das Original wurde von Kirchenmaler Ernst Nübolt vor ca. 300 Jahren geschnitzt und befindet sich heute im Besitz des Grundstückeigentümers.
Seitlich an den Wänden finden sich Bronzeplatten mit religiösen Abbildungen: Auf der linken Seite ein Gemälde der 14 Nothelfer, auf der rechten Seite eine Abbildung des hl. Dionysius, einer der 14 Nothelfer, und des hl. Josef, Schutzpatron der Sterbenden. Die Darstellung der beiden Heiligen wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg angebracht.
Nie verlöschender Kerzenschein
Die beruhigende Schallwirkung des Tonnengewölbes und der nie verlöschende Kerzenschein lassen die Besucher echte Ruhe spüren. Auch aus diesem Grund ist sie seit vielen Generationen in und um Schmallenberg und Fleckenberg bekannt und wird gerne besucht.
In der katholischen Kirche kann man die „Vierzehn Nothelfer“ in schwierigen Lebenslagen um Hilfe bitten. Jeder Heilige hilf dabei in Lebenslagen, die mit seiner Tätigkeit zu Lebzeiten oder mit den Umständen seines Todes zusammenhängen. Hier nur ein kleiner Auszug: St. Achatius, Helfer bei Todesangst; St. Ägidius, Helfer der stillenden Mütter; St. Barbara, Patronin der Sterbenden, Schutzpatronin der Bergleute; St. Blasius, Helfer bei Halsleiden und Geschwüren; St. Christophorus, Rettung aus Gefahr, Schutzheiliger der Reisenden: St. Cyriacus, Helfer in der Todesstunde und bei Versuchungen; St. Dionysius, Helfer bei Gewissensnöten und Seelenleiden; St. Erasmus, Helfer bei Leibesbeschwerden; St. Eustachius, Helfer bei schwierigen Lebenslagen und bei Trauerfällen; St. Georg, Helfer bei Kriegsgefahren und bei Fieber; St. Katharina, Beschützerin der Frauen, Patronin der Wissenschaftler; St. Margareta, Patronin der Gebärenden und der Bauern; St. Pantaleon, Patron der Ärzte und Hebammen; St. Vitus, Helfer bei Anfällen und in Notfällen.
14 Schieferstehlen
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kapelle durch stetige Pflege, z. B. eine dokumentierte Renovierung aus dem Jahr 1891, erhalten. 2021 wurde der Platz rund um die Kapelle vom Förderverein Fleckenberg unter Leitung vom Fleckenberger Ortsvorsteher Michael Rörig renoviert, restauriert und umgestaltet. Zum Beispiel wurde ein Kniestein vor dem Kreuz freigelegt und 14 Schieferstehlen hinter dem Kreuz aufgestellt, die die 14 Nothelfer symbolisieren. Darüber hinaus wurde das Holzkreuz erneuert und der Jesus-Korpus restauriert. Weiterhin wurden neue Bänke aufgestellt, die zum Verweilen einladen.
Familie Richart-Willmes, in deren Besitz sich dieses besondere Grundstück befindet, möchte den Ort für einen symbolischen Betrag von einem Euro und Übernahme der Kosten für die Grundstückseinmessung an seriöse, traditionsbewusste Interessenten verkaufen. Ein Grund für den Verkauf ist die Sorge um die umsturzgefährdeten, naturdenkmalgeschützten Linden und die Frage, wer im Schadensfall haftbar ist.