Meschede. Der Ausbau des Unternehmens Deutsche Glasfaser im Mescheder Stadtgebiet schreitet voran. Das sorgt für Ärger und Mitgefühl.

Im Mescheder Stadtgebiet erfolgt der Ausbau der Deutschen Glasfaser. Derzeit sind die Kolonnen in Eversberg unterwegs, in Wehrstapel und Heinrichsthal liegen die orangefarbenen Leerrohre bereits unter der Erde. Die zurückgelegte Geschwindigkeit ist enorm. Die Arbeiter in den orangefarbenen Westen werden morgens mit ihren weißen Bullis zur Baustelle gefahren und arbeiten bis in die Abendstunden: Asphalt auffräsen, Gräben und Rohre ziehen, Pflaster legen und verschlämmen, Abbruchmaterial zum Lagerplatz fahren. Straße für Straße ziehen die Männer durch den Ort. Die Männer, ein Großteil kommt aus Rumänien, arbeiten im Regen in den ausgehobenen Schächten, manche in Jogginghosen.

Bauarbeiten an der Wacholderheide in Eversberg sorgen für Ärger.
Bauarbeiten an der Wacholderheide in Eversberg sorgen für Ärger. © Meschede | Ilka Trudewind

Die Bauarbeiten finden unübersehbar statt und rufen bei den Anwohnern vor allem zwei Emotionen hervor: Mitgefühl mit den Arbeitern auf der einen Seite, aber auch Ärger über aufgebrochene Gehwege, gekappte Leitungen, zugestellte Parkplätze und lückenhafte Kommunikation.

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Das Unternehmen Deutsche Glasfaser hat für den Ausbau die spanische Firma Insyte Deutschland beauftragt, die wiederum oft mit Subunternehmen zusammenarbeitet. „Es ist ganz klar vertraglich geregelt, dass der Baupartner seine Kolonnen mit allem Notwendigen ausstattet. Dazu gehören die entsprechende Ausrüstung und Schutzkleidung“, erklärt Dennis Slobodian, Pressesprecher von Deutsche Glasfaser. Maßgeblich sei das deutsche Arbeitsrecht.

Verstöße melden

Damit die Standards eingehalten werden, werde stichprobenartig geprüft: vom Baupartner als auch von Deutsche Glasfaser selbst. „Sollten Anwohner einen Verstoß feststellen, können sie sich unter unserer Bauhotline melden“, sagt er. Die Nummer lautet 02861/890 60 450. Auch verunreinigte Straßen, schlecht beschilderte Baustellenabschnitte und Schäden könnten dort gemeldet werden.

Glasfaser wird in Eversberg verlegt auf diesem Bild ist die Straße Dollenschlucht zu sehen.
Glasfaser wird in Eversberg verlegt auf diesem Bild ist die Straße Dollenschlucht zu sehen. © WP | Ilka Trudewind

„Die Arbeiter sind wirklich ganz hinten in der Kette“, sagt auch Eversbergs Ortsvorsteher Michael Wolf über die Männer in den orangefarbenen Westen. In den vergangenen Tagen klingelte sein Handy noch häufiger als sonst. Viele Beschwerden liefen bei ihm ein. Denn in der Bergstadt sind während der Arbeiten schon ein paar Pannen passiert: Erst gab es Ärger um den zugestellten Parkplatz an der Wacholderheide, dann wurde eine Wasserleitung in der Johnnisstraße gekappt, schließlich zerriss ein Hauptkabel, weshalb in Eversberg über Stunden Internet, Fernsehen und Festnetz ausfielen.

Tiefbauarbeiten

„Bei Tiefbauarbeiten können solche Dinge passieren. Wo gehobelt wird, fallen Späne“, sagt Wolf. Dennoch gibt es Dinge, die seiner Meinung nach, anders laufen müssten. „Wir hatten beispielsweise darum gebeten, vorab die Pläne gemeinsam durchzugehen. Dann hätte man auf einige Stellen hinweisen können“, so Wolf. Dies sei jedoch nicht geschehen. Dazu sagt Pressesprecher Slobodian, dass diese Absprachen im Vorfeld mit der jeweiligen Kommune getroffen würden, ansonsten gäbe es auch keine Aufbruchgenehmigung. Alle Planungsunterlagen werden angefordert, auf denen die kritischsten Leitungen verzeichnet sind.“

Glasfaser am Schlossberg

Für seinen Ort findet es Ortsvorsteher Wolf schade, dass Häuser, die am Ortsrand liegen keinen Anschluss erhalten. Dazu nennt er beispielsweise die Wohnungen über der Turnhalle auf dem Schlossberg. Doch für diese Adressen sei nicht alles verloren, so Slobodian. „Für Häuser in Einzellagen gibt es Förderprogramme“, erklärt der Pressesprecher. „Darüber können die betreffenden Häuser im Nachgang angeschlossen werden. Der Förderantrag wird über die Kommunen gestellt.“

Wirtschaftliche Analyse

Anhand wirtschaftlicher Analysen im Vorfeld werde das Ausbaugebiet festgesteckt. Ist die Erschließung von Einzelhaushalten in Randlagen zu kostspielig oder gibt es in Straßen zu wenig Interessenten (dies war teilweise im Mescheder Norden der Fall), werden diese Haushalte ausgenommen. Denn: „Die Tiefbauarbeiten sind der größte Kostenpunkt“, so der Pressesprecher.

Mittelstraße im Sommer 2023 asphaltiert

Besonders kritisch wurden die Arbeiten entlang der Mittelstraße beäugt. Denn diese Straße wurde erst im vergangenen Sommer neu asphaltiert. Auch die Gehsteige auf der Kreuzung Mittelstraße/Dollenschlucht ließ die Stadt erst vor wenigen Wochen absenken und mit einem speziellen Leitsystem für Sehbehinderte versehen. Mittlerweile sind die Arbeiten dort abgeschlossen, der Asphaltbelag auf der Mittelstraße wurde nur an kleinen Stellen aufgefräst. An einem Bordstein wurde die neuen Platten mit den Noppen und Rippen jedoch fehlerhaft verlegt. Für Sehbehinderte ergeben sie so keinen Sinn.

Glasfaser im zweiten Schritt

In der Eversberger Altstadt liegen die Leerrohre also nun in der Erde. Das Pflaster wurde dort wieder verlegt, die Stellen mit dem aufgefrästen Asphalt zunächst angeschüttet. Denn in einem weiteren Schritt wird das hauchdünne Glasfaserkabel durch die orangefarbenen Rohre gelegt und die Häuser angeschlossen. Erst dann werde asphaltiert. „Am Ende wird es gemeinsam mit der Stadt eine Bauabnahme geben“, erklärt Slobodian. Alle Mängel sollen dann notiert und im Anschluss behoben werden. „Unser Baupartner verpflichtet sich zudem für einen Zeitraum von fünf Jahren für auftretende Schäden aufzukommen“, erklärt der Deutsche-Glasfaser-Sprecher. Auch in diesem Fall werde einem über die Bauhotline geholfen. Auch bei der Stadt Meschede seien die entsprechende Kontakte dann hinterlegt, so Slobodian.

Wenige Straßen in einwandfreiem Zustand

Michael Wolf hat sich zunächst gegen einen Anschluss entschieden. Denn die Straße vor seinem Haus wurde erst vor zehn Jahren erneuert und Anlieger mussten damals noch einen Eigenanteil für den Ausbau tragen. „Die wenigen Straßen, die noch in einem einwandfreien Zustand sind, sollten nicht aufgerissen werden. Für mich ist das Steuergeldverschwendung“, sagt Ortsvorsteher Michael Wolf. Und weiter: „Die Informationstechnologie verändert sich so schnell, wer weiß, welche Möglichkeiten es in zehn Jahren gibt.“